Bargteheider Firma Tiedt & Iden erkannte früh, neben Glas- auch Metallbau zu bieten. Heute besteht sie seit 100 Jahren

Bargteheide. Als ein Bargteheider im Jahr 1913 in einem Haus an der Jersbeker Straße die Glaserei Franz Tiedt gründete, ahnte er vermutlich nicht, dass zu den Kunden des Unternehmens 100 Jahre später Rathäuser, Schulen und Krankenhäuser aus ganz Norddeutschland zählen würden.

Statt nach Glas verlangen die Kunden jedoch nach Fenstern und Türen aus Aluminium, deren Produktion heute rund 80 Prozent der Arbeit bei Tiedt & Iden Glas- und Metallbau ausmacht. Am heutigen Montag feiert das Unternehmen, das inzwischen in der vierten Generation besteht, sein 100-jähriges Bestehen.

Weil momentan so viel zu tun ist, wird das Jubiläum im Januar gefeiert

„Gebührend feiern werden wir das Jubiläum aber erst im Januar. Zurzeit haben wir einfach zu viel Arbeit“, sagt Geschäftsführer Franz Tiedt, der seit 50 Jahren in dem Unternehmen arbeitet und ein Enkel des Firmengründers ist. Als dieser 1968 verstarb, wurde Franz Tiedt, heute 66 Jahre alt, geschäftsführender Gesellschafter.

Während der vergangenen 100 Jahre ist die Firma mehrfach umgezogen, immer innerhalb Bargteheides. Seit 19Jahren produziert Tiedt & Iden auf 3000 Quadratmetern an der Rudolf-Diesel-Straße. „Die Größe ist jetzt wunderbar“, sagt der Geschäftsführer. Anlässlich des Jubiläums soll sein Sohn, der der Familientradition folgend ebenfalls den Vornamen Franz erhalten hat, die Firma übernehmen.

1913 betriebt der Gründer Franz Tiedt die Glaserei mit seiner Frau. Schon nach drei Jahren zog die Firma erstmals um. Die Familie hatte ein Haus an der Jersbeker Straße 30 gekauft, in das der Betrieb integriert wurde. „Gleich nach dem Krieg hat mein Vater angefangen, die Firma als Bauglaserei auszubauen“, sagt Franz Tiedt. Zwischen 1950 und 1975 habe man rund 35.000 Wohnungen verglast. „Das Ganze mit einem kleinen Stamm von drei Mitarbeitern“, sagt Tiedt. Heute beschäftigt die Firma durchschnittlich rund 20 Menschen.

Der Glasbau macht allerdings nur noch einen verhältnismäßig kleinen Teil der Arbeit aus. Wenige Jahre, nachdem Franz Tiedt geschäftsführender Gesellschafter geworden war und die Firma unter seiner Leitung in neu errichtete Betriebsräume an der Johannes-Gutenberg-Straße umgezogen war, investierte das Unternehmen in seine Zukunft. „Wir haben rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und uns auf den Metallbau konzentriert“, sagt Tiedt. In diesem Bereich werden jetzt die Hauptumsätze gemacht.

Für einen Reeder wurde dessen Villa an der Elbchaussee modernisiert

1978 tat sich die Familie mit dem Bargteheider Schlossermeister Kurt Iden zusammen, der ebenfalls Kunststofffenster herstellen wollte. Nach wenigen Jahren schied Kurt Iden zwar wieder aus, die Firma blieb trotzdem bestehen. „Der Name war in dem Bereich bekannter als die Glaserei Franz Tiedt. Daher haben wir uns entschlossen, Tiedt & Iden beizubehalten“, sagt der jetzige Chef.

Unter der Leitung seines Sohns, der 1995 nach seiner Ausbildung zum Glaser in den Betrieb kam, wuchs die Abteilung, in der mittlerweile Fenster, Türen und Fassaden aus Aluminium hergestellt werden. Die Tochter von Franz und Karin Tiedt hat eine andere Richtung eingeschlagen, sie arbeitet für eine Bank.

Die Konzentration auf den Metallbau erforderte auch den erneuten Umzug von der Johannes-Gutenberg- an die Rudolf-Diesel-Straße. „Für den Metallbau sind viele große Maschinen erforderlich. Dieser Zweig wurde zu groß für die alten Betriebsräume.“ Tiedt & Iden hat unter anderem beim Umbau der Sparkassenfilialen in Ahrensburg und Bad Oldesloe mitgewirkt. „Wir bedienen vor allem Privatkunden. Vor kurzem etwa haben für einen Reeder in einer Villa an der Elbchaussee gearbeitet und ein Privathaus in Segeberg mit schusssicherem Glas ausgestattet“, sagt Tiedt, der seine Arbeit als „wirklich interessant“ bezeichnet.

In den Anfangsjahren war die Werkstatt gerade einmal 60 Quadratmeter groß. „In der Glaserei war früher noch alles echte Handarbeit. Auch in diesem Punkt hat sich unsere Arbeit gewandelt.“ Bei allen Veränderungen hat eine Familientradition Bestand. Der Ururenkel des Betriebsgründers, der gerade heranwächst, heißt selbstverständlich auch Franz – wenn auch als zweiter Vorname nach Jannis.