Das Abendblatt testete zehn Stormarner Wochenmärkte. Der Tester, Dehoga-Chef Axel Strehl, zieht Bilanz

Ahrensburg. Am Gemüsestand mit dem Händler plaudern, ein paar Scherze machen mit den Kunden am Imbissstand oder einfach mal wieder Neuigkeiten austauschen mit alten Bekannten – solche Gespräche machen für einen Großteil der Besucher die besondere Atmosphäre auf einem Wochenmarkt aus. Bei einer Umfrage, die das Abendblatt zu Beginn der Markt-Serie unter 1400 Stormarnern machte, gaben 84 Prozent an, die Gespräche mit Händlern und anderen Marktkunden seien ihnen „sehr wichtig“ beziehungsweise „wichtig“. Rund sechs Wochen und zehn getestete Wochenmärkte später hat sich dieses Ergebnis bestätigt.

Die Stimmung zwischen Kunden und Händlern macht den Unterschied

„Wir haben immer wieder live erlebt, dass auf den Märkten eine ganz besondere Atmosphäre herrscht,“ sagt Axel Strehl, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), der die Stormarner Märkte für das Abendblatt bewertete. „Aus den Gesprächen hört man heraus, dass zwischen Kunden und Marktbeschickern enger Kontakt besteht.“

Das Fazit des Kochs, der in Ahrensburg ein Restaurant führt: „Die meisten Märkte hier haben ihren ganz persönlichen Reiz.“ Das gelte auch für kleinere Märkte, wie die in Großhansdorf oder Barsbüttel. „Wenn die Mischung des Angebots stimmt, sind auch wenige Stände völlig in Ordnung“, sagt Strehl. Solange die Atmosphäre passt, die den Unterschied zum Einkauf im Supermarkt ausmachen kann. „Ein paar flotte Sprüche müssen sein“, sagt Dieter Apel, der in Bargteheide Fleisch und Wurst verkauft. „Im Supermarkt gibt es das nicht. Das gibt es nur auf dem Markt.“

Tester Axel Strehl hat einige neue Markt-„Perlen“ für sich entdeckt

Mit der Vielfalt an Lebensmitteln, die auf den Stormarner Märkten angeboten werde, seien sie zufrieden, hatten neun von zehn Befragten im Vorfeld der Testserie erklärt. Axel Strehl selbst besucht normalerweise den Ahrensburger Wochenmarkt. Größere Märkte wie dieser hätten den Vorteil, dass sie Waren wie Gemüse, Fleisch und Fisch in mehrfacher Ausführung anbieten könnten. „Außerdem ist der Ahrensburger Markt für mich einfach am praktischsten zu erreichen, denn dort kann ich zu Fuß hingehen“, sagt der 50-Jährige, der damit einer Minderheit angehört: Den Umfrageergebnissen zufolge fährt mehr als die Hälfte der Marktkunden mit dem Auto zum Einkaufen.

Auch wenn der Tester selbst meist seine Stammhändler auf dem Ahrensburger Rathausplatz aufsucht, so hat er doch durch die Serie einige neue „Perlen“ entdeckt. „Einige Märkte haben mir vom Aufbau und von der Lage her sehr gut gefallen“, sagt Strehl. So etwa der Wochenmarkt in Bad Oldesloe. „Der Marktplatz mit den restaurierten Häusern ringsherum sorgt für ein besonderes Ambiente. Schön fand ich auch, dass die Stände in Bargteheide ganz zentral, aber dennoch nett unter den Linden aufgebaut sind.“ Der Markt in Glinde konnte bei dem Dehoga-Chef ebenfalls punkten: „Mitten in der Innenstadt gelegen, und es gibt ausreichend Parkplätze“, bilanziert Strehl.

Viele der Beschicker auf Stormarns Märkten sind Landwirte aus der Region. Gerade für Kleinerzeuger seien die Märkte ein wichtiger Absatzmarkt, sagt der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Hans-Joachim Wendt. „Auch für die Kunden ist es schön, wenn die Händler aus der Umgebung kommen und ihre Waren quasi direkt vom Acker auf den Verkaufstresen bringen. Einen schnelleren und frischeren Weg kann man gar nicht finden“, sagt Axel Strehl.

Die Lebensmittelkette nachvollziehen zu können, das ist für die meisten Kunden offenbar ausschlaggebend für die Wahl ihres Einkaufs. „Die Menschen sind ernährungsbewusster geworden, fragen immer wieder nach den Inhaltsstoffen der Produkte“, sagt Ulrike Reinhardt, die mit ihrem Schwager Dirk Sesiani einen Frischgeflügelstand auf dem Markt in Reinbek betreibt.

Zwar bedeute die Ware aus der Region natürlich auch Einschränkungen, sagt Tester Axel Strehl. „Eine Zitrone aus regionalem Anbau wird man hier natürlich nicht finden“, sagt der Dehoga-Chef. Doch genau das mache den Reiz des Wochenmarktes aus: „Im Laufe der vergangenen Wochen konnten wir genau beobachten, wie sich das Angebot an Lebensmitteln auf den getesteten Wochenmärkten verändert hat. Je nach Erntezeit gab es dann zum Beispiel gerade Zuckermaiskolben und später die ersten Pflaumen“, sagt der Dehoga-Vorsitzende.

Händler, Kunden und Tester setzen auf regionale Produkte

Auch für die Kunden ist es offenbar wichtiger, Produkte aus der Region kaufen zu können, als außersaisonale oder exotische Lebensmittel auf dem Markt zu erhalten. Mehr als 91 Prozent der Befragten hatten angegeben, dass die Waren aus der Region stammten, hielten sie für „entscheidend“. Das merken auch die Marktbeschicker. Thomas Groth, Obsthändler in Ahrensburg, hält die Kunden dort für treu und anspruchsvoll. „Sie wollen genau wissen, wo welches Obst herkommt.“

Wichtig, das hat sich gezeigt, sind für den Erfolg eines Wochenmarktes auch dessen Öffnungszeiten. In Trittau und Bargteheide etwa verkaufen die Händler ihre Waren am Freitagnachmittag. „Das ist praktisch, weil Kunden die Möglichkeit haben, nach Feierabend noch einmal kurz vorbeizukommen“, sagt Axel Strehl, der auch immer auf die Besonderheiten geachtet hat. In Reinfeld etwa lobte der Dehoga-Chef den frischen Karpfen, der aus dem örtlichen Teich stammt. „Der ist wirklich lecker.“

So habe eben tatsächlich jeder Markt seinen ganz besonderen Reiz, sei es die gute Auswahl, der Standort, die Öffnungszeiten – oder die ganz besonders ausgelassene Stimmung.