Initiatoren wollen an Schriftsteller Carl Harz (1860 – 1943) erinnern. Politiker müssen erst beraten

Reinfeld . Die Stadt Reinfeld wird voraussichtlich bald ihren ersten Stolperstein bekommen, der an ein Opfer der Nazi-Herrschaft erinnert. Der Stolperstein soll dem Schriftsteller Carl Harz (1860–1943) gewidmet sein, der unter anderem über sozial-religiöse Themen schrieb. Schüler der Immanuel-Kant-Gemeinschaftsschule haben die Initiative dazu ergriffen. Sie hatten sich während einer Projektwoche mit dem Nationalsozialismus befasst und sich auch mit Carl Harz’ Biografie beschäftigt. Am heutigen Dienstagabend wird das Projekt Thema im Sozialausschuss sein.

„Carl Harz stammte aus Altona. Er zog Anfang des 20. Jahrhunderts nach Reinfeld“, sagt Albrecht Werner von der Reinfelder Arbeitsgemeinschaft Spurensuche, der sich viel mit Harz’ Leben beschäftigt hat. Werner weiter: „Harz war eigentlich gelernter Buchdrucker, später arbeitete er als Schiffs- und Immobilienmakler. Aber er hat schon seit seinem 25. Lebensjahr Schriften zu sozial-religiösen Themen veröffentlicht.“ Harz habe die Vorstellung einer „sozialen Religion“ gehabt, die unabhängig von den Kirchen sein müsse. Denn diese hätten die bisherigen Kriege nicht verhindern können. Harz habe außerdem zum Thema „Wohnformen und Gemeinschaftsbesitz“ geschrieben. Laut Werner war er im Jahr 1910 einer der Mitgründer der Wandsbeker Gartenstadt-Gesellschaft, deren Ziel es war, Familien mit wenig Geld Häuser im Grünen zu ermöglichen. Werner: „So etwas ähnliches wollte Carl Harz auch in Reinfeld verwirklichen. Aber dazu kam es nicht.“

Schon in den 30er-Jahren geriet Carl Harz in den Fokus der Nationalsozialisten. Laut Werner erhielt er 1939 ein Publikationsverbot. Werner weiter: „Im Jahr 1943 wurden seine beiden Töchter in Hamburg ausgebombt. Harz schrieb dann ein Telegramm an Hitler und forderte, diesen wahnsinnigen Krieg zu beenden. Die Folge war, dass die Gestapo ihn in Lübeck-Lauerhof inhaftierte. Vier Wochen später hat er sich in der Haft das Leben genommen.“

In der Nachkriegszeit wurde die ehemalige Karlstraße in Reinfeld in Carl-Harz-Straße umbenannt. Das Wohnhaus des Namensgebers, es hat die Hausnummer 6, steht heute noch. In den Bürgersteig soll an dieser Stelle der Stolperstein eingelassen werden. Dazu Manfred Schönbohm von der Wählergemeinschaft WIR, Vorsitzender des Sozialausschusses: „Wir haben schon Kontakt zu dem Künstler Gunter Demnig aufgenommen, der die Stolpersteine anfertigt. Wir hoffen, dass wir den Stein im März 2014 verlegen können.“ Schönbohm ist Leiter des Amtes für Wiedergutmachung in Hamburg, das zuständig ist für die Entschädigung von Verfolgten des NS-Regimes. Er hatte während der Projektwoche mit Schülern zusammengearbeitet.

Bevor ein Stein verlegt werden kann, muss die Stadt zustimmen. Laut Schönbohm soll der Sozialausschuss jetzt einen generellen Beschluss fällen, dass in Reinfeld Stolpersteine verlegt werden können. Die endgültige Entscheidung liegt bei den Stadtverordneten. Wie der Bürgervorsteher Gerd Hermann (SPD) sagt, stehen alle Fraktionen der Frage positiv gegenüber. Die Sitzung des Ausschusses beginnt um 20 Uhr in der Alten Schule (Matthias-Claudius-Straße 29).