Der Runde Tisch Ahrensburg will beim Gang des Erinnerns über die jüdische Gemeinde informieren

Ahrensburg. Am Sonnabend, 9.November, jährt sich die Reichspogromnacht zum 75. Mal. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 setzten Nationalsozialisten auch die Synagoge in Ahrensburg in Brand. Heute erinnert am Schäferweg nichts mehr an das Bauwerk, auf dessen Grundstück eine Kindertagesstätte steht. Das will der „Runde Tisch Ahrensburg – für Zivilcourage und Menschenrechte, gegen Diskriminierung und Rechtsextremismus“ nun ändern: „Bei unserem diesjährigen Gang des Erinnerns wollen wir eine Erinnerungstafel enthüllen, mit der wir auf die Synagoge aufmerksam machen“, sagt Winfried Kümpel-Jurgenowski, einer der Initiatoren des Runden Tisches.

Die Initiatoren sehen eine Tafel aus Plexiglas vor, auf der auch eine Schwarz-Weiß-Fotografie der Synagoge zu sehen sein soll. Ein kurzer geschichtlicher Überblick soll über die Reichspogromnacht und die jüdische Gemeinde in Ahrensburg informieren. Auch die in Ahrensburg lebenden Juden Edgar und Malie Levy sowie Magnus Lehmann sollen namentlich erwähnt werden. Sie wurden 1941 in die jüdischen Gettos nach Lodz und Minsk gebracht und dort ermordet. „Die Stadtverwaltung muss noch über die Gestaltung der Erinnerungstafel entscheiden“, sagt Kümpel-Jurgenowski. Er ist zuversichtlich, dass der Vorschlag des Runden Tisches angenommen wird.

Der Gang des Erinnerns beginnt ab 18 Uhr. Treffpunkt ist die Kreuzung Hagener Allee/ Ernst-Ziese-Straße. Dies ist zugleich die erste Station des Rundgangs. Hier befindet sich der Stolperstein von Anneliese Oelte. Sie wurde 1945 von den Nationalsozialisten ermordet. Auch der Stolperstein von Magnus Lehmann an der Großen Straße ist eine Station.

„In diesem Jahr werden wir vier Stationen besuchen. Im vergangenen Jahr waren es nur drei“, sagt Kümpel-Jurgenowski. Die hinzugekommene Station ist ein Erinnerungsort an der Waldstraße. Im Haus Nummer acht befand sich damals das Ambulatorium von Dr. Hugo Rath und seiner jüdischen Ehefrau Veronika. Sie wurde durch die Verfolgungen der Nationalsozialisten 1938 in den Selbstmord getrieben. „Ihre Tochter, Dorle Rath, war in den 1950er Jahren eine Schlagersängerin. Dies brachte Winfried Kümpel-Jurgenowski auf eine Idee: „Bei der Station in der Waldstraße wollen wir einen Song von ihr spielen. Er heißt ‚Barbara, komm’ mit mir nach Afrika’.“

Anschließend veranstaltet die Gemeinde der Ahrensburger Schlosskirche ein Zusatzprogramm. „Die Kirchengemeinde berät momentan noch über den genauen Ablauf", sagt Kümpel-Jurgenowski.

Neben dem Rundgang gestaltet der Runde Tisch Ahrensburg viele weitere Aktionen. So ist innerhalb der Veranstaltungsreihe des Interkulturellen Herbstes, die vom Ahrensburger Netzwerk für Migration und Integration organisiert wird, vom 4. bis zum 14. November eine Ausstellung im Peter-Rantzau-Haus geplant. Sie heißt „Tatort Stadien 2“ und soll über Rassismus und Diskriminierung in Fußballstadien informieren. Zusammen mit dem Kulturzentrum Marstall zeigt der Runde Tisch an der Lübecker Straße 8 am Freitag, 20. September, den Dokumentarfilm „Der gewöhnliche Faschismus“ von Michail Romm.