Bei einem Vortrag in Bad Oldesloe in zwei Wochen diskutieren Experten darüber, wie das gehen kann

Bad Oldesloe. Wie will ich im Alter leben? Henning Scherf, ehemaliger Bremer Bürgermeister und 75 Jahre alt, hat diese Frage für sich schon beantwortet: In einer Wohngemeinschaft, in der Form wohl Deutschlands berühmteste. Über sein gemeinschaftliches Leben mit seiner Frau, zwei weiteren Paaren und einem katholischen Priester hat er ein Buch geschrieben. Am Dienstag, 24. September, kommt er um 14 Uhr ins Oldesloer Bürgerhaus (Mühlenstraße 22) und erzählt unter anderem davon. Altsein ist eine Herausforderung, sagt Scherf. Aber sie sei zu bewältigen.

Bei dem Vortrag „Alt werden - jung und gesund bleiben“ gibt Dr. Jochen Gehrke die medizinische Einführung. Hubert Priemel, Vorsitzender der Senioren Union Stormarn, spricht das Grußwort. Gehrke leitet seit Juni dieses Jahres die geriatrische Abteilung in der Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe. „Wie können wir gesund altern, wie können wir gut wohnen?“, fragt er. „Wenn sich Opa ein Bein bricht, dann ist die Behandlung beim Arzt die eine Sache. Wie die Probleme zu Hause aussehen, was dann da los ist, das ist doch aber die spannende Frage.“

Es sei wichtig, sich schon vor dem 80. Lebensjahr Gedanken zu machen. „Darüber, wie man sich versichert etwa. Es passiert ja leider doch, dass die Krankenkassen nur die jungen und gesunden Menschen annehmen und die pflegebedürftigen Alten lieber loswerden würden.“ Eine andere große Frage sei auch die Wohnsituation. „Ein tolles, großes Haus mit Wendeltreppe und drei Stockwerken ist eine schicke Sache. Aber wenn man später die Stufen nicht mehr bewältigen kann, um alleine ins Badezimmer zu kommen, ist das ein ganz deutlicher Verlust der Lebensqualität.“

Die Barmer Gesundheitskasse initiiert den Vortrag mit. Ralf Klesch, Bezirksgeschäftsführer, sagt: „Wir wollen gezielt die Altersgruppe 40 plus ansprechen. Das ist das Alter, in dem die Kinder älter werden, vielleicht bald ausziehen. Dann macht es ,Klick’ in den Köpfen und Fragen tun sich auf: Brauche ich das große Haus? Ist das nicht zu viel Platz? Was habe ich denn überhaupt für andere Möglichkeiten? Diese Generation hat auch oft Eltern, die selbst pflegebedürftig sind oder bei denen diese Fragen jetzt Antworten brauchen.“

Dass Diskussionen und Kommunikation in der Familie wichtig sind, darüber sind sich Klesch und Gehrke einig. „Es ist nicht nur ein Bauchgefühl, dass glückliche Menschen länger gesund leben“, sagt der Chefarzt der Geriatrie. Gehrke: „Auch Studien haben das bestätigt, selbst wenn die wissenschaftlich nicht so eindeutig sind. Aber schauen Sie sich doch mal um in ihrem Freundeskreis: Wenn der Opa stirbt, dann dauert es oft nicht lange, bis Oma auch deutlich schwächer wird. Und wer noch viele soziale Kontakte hat, der vereinsamt nicht und steht mehr im Leben.“ Auch hier sei Planung wichtig. „Wie schaffe ich mir soziale Kontakte? Hörer in die Hand nehmen und die Freunde anrufen. Auch wenn mir Heinz mal auf die Füße getreten ist.“

Auch die demografische Entwicklung ist Thema des Vortrags. „Unsere Gesellschaft altert. Deshalb brauchen wir ein Umdenken, schon deshalb, weil es finanzielle Probleme geben wird“, sagt Ralf Klesch. „Gesundheit darf aber keine Kostenfrage sein.“