Sieben Radwege führen zu 57 Ateliers. Arbeitsgemeinschaft will Stormarn kulturell stärken

Ahrensburg. „Das ist auch eine sehr schöne Gelegenheit für Leute, die sonst keine Kunstgänger sind, sich mit unseren Werken auseinanderzusetzen“, sagt Christine Carstens. Die Ahrensburgerin ist eine von 37 Künstlerinnen und 20 Künstlern, die am 21. und 22. September – also am Wochenende der Bundestagswahl – ihr Atelier für jedermann öffnen. Dies geschieht bei der Aktion „Kunst Orte Stormarn – Offene Ateliers 2013“, die von der Arbeitsgemeinschaft „Stormarn kulturell stärken“ organisiert worden ist. Verbunden wird die Veranstaltung mit der Vorstellung von sieben Radrouten, die zu den Ateliers führen. Die zunehmende Beliebtheit dieses Fortbewegungsmittels kann somit auch Stormarner Künstlern zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen.

Für Stormarns Kulturreferentin Tanja Lütje ist die Veranstaltung eine „schöne Symbiose von Kultur und Natur“. Zum einen würden die Künstler gefördert, zum anderen auch der Radtourismus, der in Stormarn ein wichtiges Thema geworden sei. Tanja Lütje hat die Aktion zusammen mit Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Sparkassen Kulturstiftung Stormarn, initiiert, der die Aktion „ausgesprochen gut gelungen“ findet. Lütje und Schumacher gewannen für die Idee zudem die Ammersbeker SPD-Kreistagsabgeordnete Sigrid Kuhlwein, die die Radrouten entlang der Ateliers entwickelte. Landrat Klaus Plöger bezeichnet die Veranstaltung gar als „genial“. Kreispräsident Hans-Werner Hartmut, der zusammen mit Plöger die Schirmherrschaft für die Aktion innehat, findet es „bemerkenswert, dass die Routen von Norden bis Süden den ganzen Kreis erfassen“.

An Carstens’ Atelier, das gleich neben dem Marstall in Ahrensburg liegt, führt die zweite der sieben Radrouten vorbei. Sie führt vom Herzen der Schlossstadt über den Ammersbeker Ortsteil Schäferdresch nach Jersbek und von dort zur Bahnhofstraße in Bargteheide, wo die 15 Künstler des Kunstkreises Bargteheide im Alten Stellwerk ihre Werke zeigen. „Ich finde es besser, wenn die Leute ins Atelier kommen und nicht auf eine Vernissage“, sagt Carstens. Zwar sei es auch Ziel, Werke zu verkaufen, „wichtiger aber ist es, sich auf die geistige Auseinandersetzung mit den Werken einzulassen“. Carstens: „Auch wenn die Leute die Kunst nicht mögen sollten, so nehmen sie doch etwas aus der Begegnung mit.“

Carstens zeigt in ihrem Atelier unter anderem abstrakte Gemälde, die auf bedrucktem Stoff gemalt wurden. Dabei antworten ihre grafischen Strukturen mit den Mustern auf den zur Leinwand umfunktionierten Textilien. So korrespondieren etwa in dem Bild „Lustgarten“ schrille Blumenmuster mit den eher ruhigen Linien der Künstlerin. Mit goldfarbenen Schildern, auf denen die Bildtitel geschrieben stehen, gibt Carstens den Bildern eine „Pseudowertigkeit“, wie sich die Künstlerin ausdrückt.

Vielfältig sind nicht nur die Routen durch Stormarn, die von Barnitz im Norden bis Reinbek im Süden reichen, sondern auch die künstlerischen Stile. So erzeugt etwa Axel Richter aus Ammersbek mit seinen Abstrakten Skulpturen ein Spanungsfeld verschiedener geometrischer Formen. Maria-Müller-Leinweber aus Ahrensburg stellt Pflanzenteile außerhalb ihrer ursprünglichen Umgebung dar und entführt den Betrachter so in fantastische Welten. Die Trittauerin Chris Kremberg etwa lichtet großformatig Bewegungen von Tänzern ab und arbeitet so an der Schnittstelle zwischen bildender und darstellender Kunst. Siobhan Darr aus Bad Oldesloe verwendet hingegen altes Geschirr und Porzellan-Figuren für ihre Keramiken.

Übrigens: In den Sparkassenfilialen wird zudem für fünf Euro ein Heft mit 22 weiteren Radtouren angeboten, die durch Stormarns Natur zu kulturellen Stätten des Kreises führen. Der Erlös kommt vollständig dem Ausbau des Radwegenetzes zugute – und zuleich wird so auch die Kultur gefördert.