Beim SPD-Kreisparteitag versuchten die Bundestagskandidaten, Genossen zu motivieren

Bargteheide. Viel Zeit hat keiner der drei SPD-Bundestagskandidaten an diesem Sonnabend. Trotzdem sind sie zum Kreisparteitag nach Bargteheide gekommen, um dort zu ihren Parteikollegen zu sprechen: Bettina Hagedorn (Ostholstein / Stormarn Nord), Nina Scheer (Herzogtum Lauenburg / Stormarn-Süd) und Franz Thönnes (Segeberg / Stormarn-Mitte). „Wir haben extra die Tagesordnung geändert, damit die Kandidaten zuerst sprechen und dann schnell wieder zurück zum Wahlkampf können“, sagt Susanne Danhier, die SPD-Kreisvorsitzende.

Um ihnen zuzuhören, sind Mitglieder der Ortsvereine trotz Sommerwetter ins Ganztagszentrum nach Bargteheide gekommen. Dort warten sie an langen Tischen darauf, dass die Veranstaltung beginnt. „Genosse Hans-Werner“ hat für Verpflegung gesorgt. Franz Thönnes geht durch die Reihen, wünscht allen, die Brötchen essen, „Mahlzeit!“ und legt Broschüren auf die Tische. Dann nimmt auch er sich ein Brötchen. „Wir werden vor der Wahl noch einen Zahn zulegen müssen“, sagt Susanne Danhier zur Begrüßung. Dann sprechen die Bundestagskandidaten, jeder bekommt zehn Minuten.

Als erste betritt Nina Scheer die Bühne, ihr Vortrag trägt den Titel „Demokratiestärkende Elemente nachhaltiger Entwicklung“. Der Titel sei „sperrig“, sagt sie, aber: „Es ist wichtig! Wir müssen alle an der Energiewende teilhaben können.“ Viele Menschen gingen nicht zur Wahl, weil sie das Gefühl hätten, vor Ort selbst nichts gestalten zu können. Ein Beispiel sei Fracking, die umstrittene Methode zur Erdgasförderung. Auf einer ihrer Wahl-Broschüren wird das Erlaubnisfeld Schwarzenbek angesprochen, dort steht – verhältnismäßig unsperrig – „Energiewende statt Fracking“. Sie freue sich darauf, mit jedem weiterzudiskutieren, sagt Scheer, kann aber kaum diesen Tag meinen, denn nach dem Vortrag will auch sie schnell los. Sie wünscht zum Abschluss eine „tatkräftige Zeit bis zur Wahl“.

Auch Franz Thönnes versucht zu motivieren. „Nur gemeinsam kann es uns gelingen, vom Tatlos-Kabinett wegzukommen“, sagt er. „Wir sind viel unterwegs, Bettina, Nina und ich und wir müssen in den nächsten Tagen noch mehr raus, wir dürfen keine Minute verschenken. Lasst euch nicht verunsichern von Umfragewerten.“ In seinen zehn Minuten spricht er vom Investieren in Bildung, vom flächendeckenden Mindestlohn und der Bürgerversicherung, drei Mal klatschen die Menschen im Saal, etwa bei dem Satz: „Wir brauchen eine Mietpreisbremse, wir wollen eine echte Lösung, nicht Merkels Scheinlösung.“

„Der Franz“, sagt Bettina Hagedorn, „hat ganz viele Stichworte gegeben, an die ich nahtlos anknüpfen kann: Weg mit dem Betreuungsgeld!“ Ja, die SPD wolle die Steuern für wenige erhöhen, aber eben nur für die, die mehr als 100.000 Euro jährlich zu versteuern haben. Oft diskutiere sie mit Politikern und säße in einem Saal, in dem niemand so viel verdiene. „Es sei denn, Bernd Buchholz von der FDP ist da“, sagt sie.

Nachdem die Kandidaten gesprochen haben, dürfen Fragen gestellt werden. „Ich stelle eine provokante Frage“, sagt eine Dame, „Merkt ihr nicht, dass ihr nur für 40 Prozent der Bevölkerung Wahlkampf macht? Was ist mit denen, die Kohle haben? Die werden fallen gelassen!“ Franz Thönnes: „Ich kann nur empfehlen, sich ein Wahlprogramm zu nehmen, das hat 180 Seiten, da steht alles drin.“ „Ja, aber das liest doch keiner“, sagt die Dame.