Expertin informiert in Ahrensburg, woran rechtsextreme Schüler zu erkennen sind

Ahrensburg. „Für Lehrer wird es im Schulalltag immer schwieriger, rechtsextreme Jugendliche eindeutig wahrzunehmen“: Das sagt eine Frau, die es wissen muss. Ute Sauerwein-Weber, seit Kurzem Leiterin der Bargteheider Volkshochschule, ist 13 Jahre lang Schulsozialpädagogin an der Emil-Nolde-Schule und an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Bargteheide gewesen. Beim „Runden Tisch Ahrensburg“ hat sie nun über ein sehr wichtiges Thema gesprochen: Rechtextremismus unter Schülern. Weshalb Pädagogen ganz genau hinsehen sollten, erklärt Sauerwein-Weber so: „Rechtsextreme Jugendliche rasieren sich heutzutage nicht mehr den Schädel, sie tragen weder Bomberjacken noch Springerstiefel. Pädagogen müssen sich daher genau mit der Szene auseinandersetzen. Sie dürfen nicht wegschauen.“

Die Kleidung spiele nach wie vor eine besondere Rolle. Doch seien die Symbole heutzutage versteckter als in der Vergangenheit. Oft sind sie auf hochwertigen T-Shirts und Pullover. Für viele Mitschüler und Lehrer seien die Embleme daher oftmals gar nicht zuweisbar. Sauerwein-Weber: „Modemarken wie Thor Steinar verwenden Runen, die Zahl 88 oder den Schriftzug ‚Pitbull‘. Mit dieser Kleidung können sich die rechtsextremen Anhänger gegenseitig erkennen.“ In Stormarn vertreibt das Glinder Geschäft Tønsberg, gegen das seit seiner Eröffnung vor zwei Jahren protestiert wird, solche Kleidung. Neben Thor Steinar hat auch die Modemarke Consdaple einen rechtsextremen Bezug: Im Markennamen versteckt sich die Abkürzung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei in Gestalt der klein geschrieben Buchstabenfolge „nsdap“.

In ihrer Tätigkeit als Schulsozialpädagogin begegneten Sauerwein-Weber jedoch nur wenige Jugendliche mit rechtsextremem Gedankengut. Einer älteren Schülerin half sie aus der rechten Szene heraus. „Wichtig ist, den Kontakt nicht zu verlieren und immer ein offenes Ohr zu haben“, rät Sauerwein-Weber Pädagonen-Kollegen.

Winfried Kümpel-Jurgenowski, der Organisator des „Runden Tisches Ahrensburg“, hält das Thema ebenfalls für sehr wichtig. „Wir möchten eine Diskussionsplattform mit Ahrensburger Schulen bilden“, sagt er. Auch Hans-Peter-Weiß, der Moderator des „Runden Tisches“, stimmt zu: „Die Zielgruppe der rechten Szene sind vor allem Jugendliche“, sagt er. „In diesem Alter ist man nicht gegen die Propaganda der Rechten gefeit.“

Während Ute Sauerwein-Weber ihren Vortrag hält, sind nur wenige Lehrer anwesend. Eine von ihnen ist Anja Stroka. Sie unterrichtet Deutsch und Geschichte an der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule. Seit zwei Jahren engagiert sich die Ahrensburger Schule in der bundesweiten Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Für die Lehrerin nimmt die Musik eine wichtige Rolle in rechtsextremer Propaganda ein. Stroka: „Oberstufenschüler werden mit kostenlosem Alkohol auf eintrittsfreie Konzerte gelockt, bei denen rechte Musik gespielt wird. Das halte ich für sehr gefährlich.“

Um zu verhindern, dass Jugendliche in die rechte Szene rutschen, sei vor allem die Präventionsarbeit wichtig. „Wenn ein Jugendlicher ein rechtsextremes Verhalten äußert, ist es eigentlich schon zu spät“, sagt Sauerwein-Weber. „Die Schulen tragen in diesem Bereich eine große Verantwortung. Sie müssen lehren, wie wichtig Demokratie und Toleranz sind.“ Abseits des Schulalltags sollten vor allem Eltern und Jugendsozialarbeiter auf die Freizeitaktivitäten der Jugendlichen achten, sagt die ehemalige Schulsozialpädagogin.

Auch die 15-jährige Jelena Schrader ist während des Vortrags und der anschließenden Diskussionsrunde anwesend. Die Schülerin besucht die zehnte Klasse der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule. Im vergangenen Schuljahr hielt sie im Unterricht ein Schulreferat zum Thema „Rechtsextremismus heute“. „Seitdem interessiere ich mich für das Thema.“, sagt Jelena. „Ich finde es sehr wichtig, dass öffentlich über Rechtsextremismus in Schulen gesprochen wird.“ In ihrer Klasse habe sie jedoch nicht bemerkt, dass Schüler einander oder andere ausgrenzten.