Lidl, Dehner, Wesemeyer und Co.: Das Gewerbegebiet Jacobsrade zahlt sich für die Gemeinde aus. Und es wächst noch immer

Siek. Das Licht geht aus. Stockdunkel ist es jetzt. Dann schaltet Damir Ibrahimovic die UV-Lampen an. Der Großteil des Raums bleibt duster, aber dort, wo Ibrahimovic zuvor gemalt hat, leuchten plötzlich neonbunte Formen auf. „Mit der Brille ist es noch besser“, sagt der Chemiker. Tatsächlich: Durch die Plastikgläser erscheinen die Farben plastisch, einige scheinen tiefer zu liegen als andere, die darüber schweben. Das Licht geht wieder an, der Zauber ist vorbei. Dort, wo eben noch Farbkleckse und -formen erschienen, ist jetzt nur noch weiße Leinwand zu sehen.

„Das ist Invisible-Farbe, die ist nur im UV-Licht sichtbar“, sagt Daniela Schaudinn. Sie ist Inhaberin und Geschäftsführerin der Firma Haussmann Theaterbedarf. „Das ist nur ein Beispiel. Wir haben auch Rost-Imitationen, Stofffarben und entwickeln ganz Neues, je nach Bedarf.“

Haussmann war die dritte Firma, die umzog in das Gewerbegebiet Jacobsrade in Siek. „Wir konnten uns damals noch aussuchen, welches Grundstück wir haben wollten“, sagt Schaudinn. „Jetzt ist hier ja alles voll.“

Die erste Firma im Gewerbegebiet war die Spedition dls. Bodo Engler, Inhaber und Geschäftsführer, hat das Unternehmen vor 27Jahren gegründet.

2001 war das Ursprungsjahr von Jacobsrade. Die am meisten genannten Gründe der Firmen für einen Umzug: erstklassige Verkehrsanbindung, Platz für neue Ideen und Gebäude und die Nähe zu Hamburg. Auch für die Spedition dls liegen diese Vorteile auf der Hand. Der Sitz des Unternehmens liegt mitten zwischen den anderen Firmen. Fast ringartig stehen deren Gebäude, meist große und klotzige Hallen, darum verteilt.

„Wir kommen ursprünglich aus Hoisdorf, das ist ja ganz in der Nähe“, sagt Simone Klink, Geschäftsführerin der Metallschleiferei Köpke. „Die Autobahn direkt dran, das ist einfach super.“ Thomas Köpke gründete die Firma im Jahr 1990. Der Umzug ins Sieker Gewerbegebiet folgte 2007. Köpke klopft sich die Hände an seiner Arbeitshose ab. „Hier ist einfach immer alles staubig“, sagt er und lacht. Sechs Mitarbeiter schleifen und polieren in der Firma. Weiter hinten, in einer großen Halle, übertönt bis zum Anschlag aufgedrehte Radiomusik das Dröhnen der Polier- und Schleifmaschinen. „Oft kommen auch Oldtimer- und Motorradliebhaber her“, sagt Thomas Köpke. Der 52-Jährige lächelt. „Den einen oder anderen haben wir mit ein paar neuen Felgen schon richtig glücklich gemacht.“

Sieks Bürgermeister Arnold Trenner (SPD) ist froh, das Gewerbegebiet zu haben. „Ohne das könnten wir uns ja total viel einfach nicht leisten“, sagt er. „Mit den Einnahmen aus dem neuen und alten Gewerbegebiet können wir viel bezuschussen.“ Kulturelles komme so nicht zu kurz.

„Die Umgehungsstraße ist zum einen super für das Gewerbegebiet, zum anderen wäre sie ohne dasselbe nicht zu finanzieren gewesen. Jetzt haben wir den ganzen Verkehr aus dem Ort raus.“ Da sich die Autos morgens und nach Feierabend aber jetzt schon stauten, will Bürgermeister Trenner nicht noch mehr Firmen in Jacobsrade.

Noch bringt das Gewerbegebiet Jacobsrade nicht allzu hohe Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde. Etwa 1,5 Millionen Euro des Gesamtaufkommens von 1,8 Millionen Euro im Jahr 2012 kamen aus dem alten Gewerbegebiet Bültbek. Der Grund dafür ist, dass in Jacobsrade die Firmen noch in der Anlaufphase sind. Siek erwartet aber in Zukunft einen deutlichen Anstieg und wesentlich mehr Einnahmen.

Die zweite Firma im Jacobsrade-Areal war Bronzel. Das Unternehmen, auch „Die Wasserwehr“ genannt, legt nach Wasserschäden Gebäude trocken und stellt auch Trocknungsanlagen. „Wir haben hier in Siek unseren Hauptsitz“, sagt Marc Bronzel, der die Firma 1998 von seinem Vater übernahm. „Ich habe eine Ausbildung gemacht“, sagt er. „Weil mein Vater krank wurde, musste ich schnell in die Firma einsteigen, viel Zeit zum Studieren blieb nicht.“

Die bekanntesten Firmen, Lidl und das Gartencenter Dehner, sind seit 2004 und 2006 dabei. Dehner beschäftigt 30 Mitarbeiter, Lidl hält sich bei Zahlen bedeckt. Das Sanitär- und Heiztechnik-Unternehmen Wesemeyer beschäftigt sogar 130 Menschen. In Ahrensburg hatte die Firma nicht genug Platz, deshalb zog sie 2007 nach Siek.

Im Dorf war die Entscheidung durchaus umstritten. Viele Bürger befürchteten zu viel Lkw-Verkehr wegen des Lidl-Lagers. „Aber die Sorgen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet“, sagt Bürgermeister Trenner.

Profitiert hat auch Jörg Reinhardt, Inhaber des im November 2001 eröffneten Edeka-Aktiv-Marktes. „Wir befinden uns ja an der Grenze zwischen dem alten und dem neuen Gewerbegebiet“, sagt er. „Kein so schlechter Standort eigentlich.“ Reinhardt: „Und alles ist im grünen Bereich.“

Gebaut wird im Gewerbegebiet Jacobsrade immer noch. Nicht nur Lidl erweitert, auch eine neue Firma plant Großes: Omnitrade handelt mit Nahrungsmitteln, mit Gewürzen und Trockenfrüchten. Was alle Autofahrer von der Umgehungsstraße schon sehen, sind mächtige Metallstreben, die zum Teil noch unverkleidet in den Himmel ragen.

Das Kapitel Jacobsrade ist für die Sieker noch lange nicht abgeschlossen.