Ahrensburger Unternehmen bereitet sich auf Sanierung vor. Gehälter zumindest für drei Monate gesichert

Ahrensburg. „Wir gehen davon aus, dass wir gestärkt aus dem Schutzschirm-Verfahren gehen“, sagt Werner Ringel, der Geschäftsführer des Ahrensburger Unternehmens EAE. Ringel ist zuversichtlich, dass die Firma durch das bundesweite Schutzschirm-Verfahren langfristig vor der Insolvenz bewahrt bleibt. Positiv bewertet auch der Betriebsrat die aktuelle Situation. Michael Seidler, Vorsitzender des Betriebsrates, sagt: „Die Angestellten sind erleichtert, dass der Schutzschirm gekommen ist.“ Drei Monate lang übernimmt die Bundesagentur für Arbeit die Lohnkosten der EAE. Damit soll das Unternehmen, das Druckereien mit Software ausstattet, vorerst entlastet werden. Wie berichtet, hatten Banken angekündigt, in diesem Jahr keine Kredite mehr zu verlängern. Das Unternehmen sucht nun mit Hochdruck nach neuen Investoren.

„Das Verfahren hilft Unternehmen, die noch nicht in die Zahlungsunfähigkeit übergegangen sind. So können sie sich auf die Sanierung vorbereiten“, sagt Johan Schneider von der Hamburger Wirtschaftskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek. Er vertritt die EAE rechtlich und bereitete die Anträge für den Schutzschirm vor. Im März vergangenen Jahres verabschiedete der Bund das Gesetz innerhalb der Insolvenzordnung (InsO). Der Hamburger Rechtsanwalt sieht einen großen Vorteil für die EAE während des dreimonatigem Schutzschirmes. Schneider: „Keiner der Gläubiger kann das Verfahren stören. Der Geschäftsführer bleibt weiterhin verfügungsberechtigt.“

Werner Ringel weiß auch die Unterstützung anderer Firmen zu schätzen. Sie stärken die EAE in der Krise. „Unsere Lieferanten und Kunden stehen weiterhin zu uns. Sie haben großes Vertrauen, dass wir nicht in die Insolvenz geraten“, sagt er. Die große Bereitschaft seiner Mitarbeiter, das Unternehmen wieder nach vorn zu bringen, freut den Geschäftsführer. Ringel: „Zuerst waren einige Mitarbeiter verunsichert über die Zukunft des Betriebes. Aber die gesamte Belegschaft beweist zur Zeit einen großen Willen, die Zukunft der Firma zu sichern.“

Rund 175 Jobs stehen bei der Ahrensburger Firma auf dem Spiel. Ein Stellenabbau sei jedoch zur Zeit „nicht angedacht“, wie der Geschäftsführer sagt. Neben dem Stormarner Stammsitz befindet sich ein weiterer Standort in Coswig bei Dresden. Eine Tochtergesellschaft der EAE ist in den USA angesiedelt. Sie profitiert nicht vom Schutzschirm-Verfahren der Bundesrepublik. Die Lohngarantie freut auch den Betriebsrat. „Dass drei Monate lang unsere Gehälter gesichert sind, ist viel wert“, sagt Michael Seidler. Die Belegschaft habe schon vor dem Verfahren für das Wohl der Firma zurück gesteckt. Seidler: „In den vergangenen Jahren haben die Mitarbeiter viele Einschnitte in Kauf genommen, um Arbeitsplätze zu erhalten.“ So verzichteten viele Angestellte in den vergangenen Jahren freiwillig auf Weihnachtsgeld. Am Dienstag hatte die Geschäftsführung den Betrieb über die finanzielle Situation informiert. Die Reaktion der Kredit gebenden Banken sei auch für den Betriebsrat unerwartet gewesen.

Seidler setzt nun auf die finanzielle Hilfe von Investoren. „Wir hoffen, dass dadurch keine Stellen abgebaut werden. Dem Betriebsrat sind bislang keine Kürzungen bekannt“, sagt er. Georg Frank, der Projektleiter der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), hält das Schutzschirm-Verfahren für sinnvoll.

Bundesweit und innerhalb des Kreises stehen jedoch nicht viele Unternehmen unter dem Schutz eines solchen Verfahrens, wie der Ahrensburger Rechtsanwalt Christian Prasse weiß: „Vor allem in Stormarn nutzen wenig Unternehmen den Schutzschirm.“ Wie viele Unternehmen innerhalb des Kreises vom Schutzschirm profitieren, konnte die Oldesloer Agentur für Arbeit aus datenschutzrechtlichen Gründen jedoch nicht sagen.