Literatur Live startet in die nächste Runde und wartet mit Prominenz auf

Ahrensburg. Es ist eine der wenigen Geschichten, die von echter Freundschaft in der Politik erzählen und für Gänsehaut sorgen: Als Willy Brandt auf dem Sterbebett von seinem Sohn Lars gefragt wurde, wer sein Freund gewesen sei, antwortete der Alt-Bundeskanzler: „Egon“. Tatsächlich war Egon Bahr Jahrzehnte sein engster Weggefährte und Berater. Jetzt hat über diese Freundschaft geschrieben: „Das musst du erzählen – Erinnerungen an Willy Brandt“. In der Reihe Literatur Live wird er im Ahrensburger Marstall daraus vorlesen.

Wie sich die Männer kennenlernten, welche Krisen sie überstanden und wie der bittere Rücktritt Brandts nach dem gescheiterten Misstrauensvotum Tränen in die Augen des gestandenen Politikers trieben, darüber erfahren die Zuhörer am 21. November aus erster Hand. Aber auch jenseits der Politik waren Brandt und Bahr Vertraute. Und so schöpft der inzwischen 91-Jährige aus einer Fülle von Anekdoten.

Der Abend mit Egon Bahr ist einer von sechs in der Literaturreihe, die von der Buchhandlung Stojan, vom Marstall und der Weinhandlung 20Wines ins Leben gerufen wurde. So ist im Eintrittspreis von zehn bis 15 Euro Euro auch immer ein Glas Wein enthalten, bei dem es sich in der Pause nett plaudern lässt.

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe am Donnerstag, 12. September, geht es nicht um Freundschaft, sondern um die bedauernswerte Existenz eines Hausmannes, der „Allein unter Supermamis“ ein schweres Los zu tragen hat. Olaf Nett erzählt davon in seinem gleichnamigen Buch. Der Autor war lange Comedy-Redakteur beim NDR. Seine „Haushaltstipps mit den Schumibrüdern“ sind Kult, ebenso seine Reihe „Detzer und Nelling“. Während für alle anderen Lesungen in den Marstall gebeten wird, berichtet Olaf Nett über das Schicksal eines Hausmannes, der sich mit gnadenlosen Prof-Müttern messen muss, in intimer Runde bei 20Wines.

Der Hausmann tritt in alle Fettnäpfchen, der Deutsche an sich stolpert über Sprachfallen und fällt auch gern hinein. So sieht es Wiglaf Droste, der die zunehmenden sprachlichen Entgleisungen aufs Korn nimmt. „Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv“, behauptet er in seinem neuen Buch und nennt Beispiele schlechter Wortwahl. Team-Player, Nachhaltigkeit, Goods Flow Mitarbeiter und Apps sind nur einige Beispiele. Die Krönung: das Lied eines hochalphabetisierten Sängers, der seine verbalen Fähigkeiten in dem verblüffenden Satz zusammenfasst: „Wenn Worte meine Sprache wären“. Mehr davon gibt es am 26. September.

Danach kommt Dora Heldt. Die Autorin, die mit ihren Liebes- und Familienromanen im besten Sinn Schmöker schreibt, gastiert am 25. Oktober. Auch sie hat ein neues Buch dabei. „Herzlichen Glückwunsch. Sie haben gewonnen“, lautet der Titel, der hält, was er verspricht. Es geht um Walter, der mit seinen 68 eine Reise an die Schlei gewonnen hat. Mit großen Erwartungen im Gepäck macht er sich auf. Natürlich kommt alles anders als gedacht. Das geht schon damit los, dass statt Drei-Gänge-Menüs Würstchen auf Pappteller serviert werden. Exklusiv oder doch eher ein spärliches „all inklusive“?

Wer nicht nur etwas über ein Buch erfahren möchte, dem sei der Abend mit Annemarie Stoltenberg empfohlen. Sie wird am 28. November wichtige Neuerscheinungen des Jahres vorstellen. Zum Abschluss am 5. Dezember sollte Harry Rowohlt lesen. Aber der Autor ist erkrankt. Joachim Becker von der Buchhandlung bemüht sich um gleichwertigen Ersatz. Vermutlich wird es noch einmal richtig komisch.

Karten für Literatur live gibt es bei Stojan (Hagener Allee) und 20Wines (Lübecker Straße 2 a).