Eine Glosse von Heike Linde-Lembke

Ein wunderbarer Spätsommer! Zwar reden die TV-Wettermenschen schon den „Frühherbst“ herbei, doch die Temperaturen liegen noch am frühen Abend bei 25 Grad, der Wind sorgt für eine frische Brise, die Sonne scheint vom tiefblauen Himmel – welch ein Genuss. Also machen wir uns die Mühe und packen in der Küche (im ersten Stock) alles für ein gemütliches Abendessen zusammen.

Es wird ein feines Mahl mit grünem Salat, Tomaten, Basilikum. Dazu frisch gekochte Tomatensauce mit Ragout vom Rinderhack an Spaghetti, und zum Dessert leisten wir uns Mascarpone mit Erdbeeren. Was will der Mensch mehr? Ach ja, ein Glas Wein. Der Tisch auf der Terrasse ist gedeckt, weißes Tischtuch, feines Geschirr, Weingläser. Wir machen es uns so richtig gemütlich.

Weiß? Fein? Sauber? Ein Blick auf den Tisch, und mir bleibt die Luft weg, und das ganz ohne Chili-Sauce. Der Tisch ist übersät mit – Birkensamen! Überall kleine, braune, fiese Birkensamen! Auf den Tellern, in den Gläsern, auf dem Tischtuch sowieso.

Gut. Schließlich haben wir einen kleinen Garten mit zwei großen Birken. Wenn die im Frühling blühen, gehe ich eh in den Keller. Oder fülle mich mit Anti-Allergikum ab. Ich fege die unliebsamen Gäste weg. Vergebens. Die nächste Windbö. Wieder regnet es Birkensamen. Ich habe das Zeug in den Haaren, zwischen den Zähnen, in der Nase. Was tun mit den Plagegeistern? Wir fischen sie aus Salat, Spaghetti, dem Weinglas...