Kreisarchiv erhält Fotografien des Heimatforschers Theodor Möller. Sie haben große Bedeutung für Denkmalschützer. Neben bäuerlichen und bürgerlichen Szenen sind so auch Bilder des Ahrensburger Schlosses vorhanden.

Bad Oldesloe. Zwei Wäscherinnen säubern Kleidung in der Beste am Oldesloer Heilig-Geist-Quartier. Im Hintergrund trocknet die vom Wasser durchtränkte Wäsche auf einer gespannten Leine. Die Schwarz-Weiß-Fotografie von Theodor Möller zeigt eine Alltagsszene aus dem Jahr 1920 und wurde vom gegenüberliegenden Ufer an der Hude fotografiert. Zu dieser Zeit legten noch Schiffe an dem zentralen Platz an. Die Aufnahme ist nur eine von zahlreichen weiteren Fotografien, die der 1873 geborene Lehrer, Heimatforscher und Fotochronist Möller in der Zeit von 1909 bis 1936 im heutigen Kreis Stormarn und in den heutigen Hamburger Stadtteilen Wandsbek, Wellingsbüttel und Poppenbüttel aufgenommen hat. 83 Abzüge dieser Fotografien hat die Günther-Fielmann-Stiftung nun dem Kreisarchiv Stormarn geschenkt.

Die Bilder zeigen mehr als 20 Orte im Kreis, darunter das Oldesloer Heimatmuseum an der Hude, den Reinfelder Herrenteich, die Ahrensburger Schlossallee und die Grander Mühle. Nicht nur für Kunstliebhaber sind die Aufnahmen von Bedeutung: "Die Fotos sind ein großer Schatz für Denkmalpfleger und Kunsthistoriker, da sie viele Gebäude in ihrem Urzustand zeigen", sagt Jürgen Ostwald, der Geschäftsführer der Günther-Fielmann-Stiftung. Ostwald hat selbst Kunstgeschichte an der Universität Kiel studiert und ist schon als Student auf Theodor Möllers Fotografien aufmerksam geworden.

Möller verewigte auf seinen Aufnahmen nicht nur Gebäude und Landschaften innerhalb Stormarns. Anfang des 20. Jahrhunderts reiste der Fotograf quer durch Schleswig-Holstein, um seine Heimat zu dokumentieren. Dabei fing seine Kamera Landschaften, Porträts und Szenen aus dem Alltag ein. "Dem Fotografen war es wichtig, möglichst viele Seiten seiner Heimat zu zeigen", sagt Marion Bejschowetz, die Geschäftsführerin des Museumsverbandes Schleswig-Holstein.

Neben bäuerlichen und bürgerlichen Szenen sind so auch Bilder des Ahrensburger Schlosses vorhanden, die einzelne Säle des Herrenhauses aus dem Jahr 1936 zeigen. "Theodor Möller hat akribisch Buch geführt und seine Aufnahmen katalogisiert. Dadurch wissen wir so genau, in welchem Jahr die Fotos entstanden sind und an welchem Ort", sagt Marion Bejschowetz und fügt hinzu: "Das macht diesen Bestand auch so wertvoll." Denn insbesondere bei Landschaftsbildern sei eine Zuweisung zu heutzutage besiedelten Gebieten nur schwer möglich.

Dass Theodor Möllers Fotos aus der Vorkriegszeit noch vorhanden sind, gleicht für Marion Bejschowetz einem Wunder. Der Heimartforscher und seine Familie wurden bei britischen Angriffen auf Kiel 1941 ausgebombt. Möller überlebte, und auch seine Fotos hielten dem Angriff stand. Den gesamten Nachlass des Fotografen - rund 6000 Glasplattennegative und Rollfilme - verwahrt das Landesamt für Denkmalpflege in Kiel, nach und nach werden die Bilder digitalisiert oder als Fotoabzüge an die einzelnen Kreisarchive weitergegeben. In diesem Jahr gab es bereits Fotoausstellungen in Rendsburg und Flensburg.

Dass Theodor Möllers historische Schwarz-Weiß-Fotografien jetzt auch in der Kreisstadt präsentiert werden, freut auch Stefan Watzlawzik, Leiter des Kreisarchivs Stormarn. Auch er ist von der großen Bedeutung der Bilder überzeugt. "Die Fotografien sind in einem sehr guten Zustand", sagt Watzlawzik. Zudem seien aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg nur sehr wenige Fotografien, die in Schleswig-Holstein gemacht wurden, vorhanden.

"Möllers Fotografien versetzen den Betrachter in eine längst vergangene Zeit zurück. Sie zeigen Berufe, die es heutzutage gar nicht mehr gibt, wie zum Beispiel die Tätigkeit des Torfstechers", sagt Watzlawzik. "Noch nie waren so viele von Theodor Möllers Bildern aus dem Kreis für die Öffentlichkeit zugänglich." Wann die Bilder öffentlich präsentiert werden, ist allerdings noch nicht bekannt. Watzlawzik: " Ein genauer Ausstellungstermin ist noch nicht festgelegt. Die Bilder werden 2014 oder 2015 zu sehen sein."

Einblicke in Theodor Möllers Arbeit bieten auch die beiden Fotografie-Bände. "Das Gesicht der Heimat" und "Gassen der Heimat". Darin hat der im Oktober 1953 verstorbene Fotochronist seine Heimat Schleswig-Holstein vorstellt. Die Bücher sind noch zu seinen Lebzeiten veröffentlicht worden.