Sanierung des Rader Weges in Tangstedt: Interessengemeinschaft will verhindern, dass jeder Haushalt 22.000 Euro zahlen muss.

Tangstedt. Dass der Rader Weg, Verbindung zwischen den Tangstedter Ortsteilen Rade und Ehlersberg, saniert werden muss, ist offensichtlich angesichts der zahlreichen tiefen Schlaglöcher. Damit hört der Konsens zwischen Anwohnern und der Gemeinde indes bereits auf. Denn ein Gedankenmodell, das nicht nur Reparaturen, sondern auch eine Verbreiterung der Straße umfasst, hat bei den betroffenen Bürgern Empörung hervorgerufen. Grund ist das Kostenvolumen, das mit ungefähr 2,7 Millionen Euro skizziert worden war - pro Anlieger wäre damit eine Beteiligung von rund 22.000 Euro fällig gewesen. Längst nicht jeder der 200 Haushalte entlang der Strecke könnte diesen Betrag problemlos aufbringen.

Wehret den Anfängen, dachten sich die Nachbarn vor Ort. Sie gründeten, um ihre Kräfte zu bündeln, eine Interessengemeinschaft. Eine zusätzliche Unterschriftenliste wurde von 90 Prozent der Anwohner unterzeichnet. Sie alle wehren sich gegen die kolportierte "Luxus-Lösung". Denn sollte der Rader Weg, wie in der Theorie angedacht, auf 5,50 bis 6,50 Meter verbreitert werden, würde die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometer pro Stunde wegfallen. "Das ist das Entscheidende. Wir wollen hier in Ruhe wohnen", sagt Georg-Eduard Henneberg-Poppenbüttel von der IG Rader Weg. "Die Straße ist schon jetzt eine Schleichstrecke für Autofahrer, die die Bundesstraße 432 umgehen wollen."

So beobachten die Anwohner schon jetzt längst nicht nur die Fahrzeuge der Nachbarn, sondern auch auswärtige Pendler und sogar Lastwagen von Firmen aus Bad Oldesloe. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, wie bei Tempo 50 wahrscheinlich, würde nicht nur die eigene Lebensqualität, sondern auch den Wert ihrer Grundstücke mindern, argumentieren daher die IG-Mitglieder. Dazu sei die Sicherheit von Kindern und Senioren gefährdet, etwa im Bereich des Pflegeheims Landhaus Ruhetal. Auch das Risiko von Wildunfällen würde steigen.

Als Alternative schlagen die IG-Mitglieder eine reine Reparaturlösung vor. Dort, wo es notwendig ist, soll die alte Fahrbahndecke abgefräst und erneuert werden. Zudem könne man vereinzelt an den Banketten zusätzlich zur Stabilisierung Rasengittersteine befestigen. Die Interessengemeinschaft schätzt die Kosten hierfür auf 500.000 bis 750.000 Euro. Aus der Politik gibt es bereits Signale, dass dieses Modell mehrheitsfähig wäre.

Ohne Anliegerbeiträge wird es nicht gehen. Offiziell wurde der Rader Weg noch nie ausgebaut, baurechtlich gesehen würde es sich somit voraussichtlich um eine Erschließung handeln. Dann müssten die Anlieger 90 Prozent der Kosten tragen. Andererseits wäre die Stadt Hamburg der Hauptzahler als Eigentümerin der unbewohnten Fläche des Rader Forstes. Nur mit Haushaltsmitteln der Gemeinde Tangstedt wäre eine Sanierung hingegen nicht zu stemmen. Insgesamt stehen jährlich für derartige Maßnahmen nur 200.000 bis 300.000 Euro zur Verfügung. Da auch andere Projekte auf der Agenda stehen, würde eine Sanierung des Rader Weges hochgerechnet fast 20 Jahre dauern.

Bürgermeister Holger Criwitz, vor den Kommunalwahlen noch Vorsitzender des in diesem Fall zuständigen Bauausschusses, will gemeinsam mit der IG Rader Weg nach der besten Variante für eine Sanierung suchen. "Es muss auf jeden Fall etwas getan werden", sagt er. Die anfangs vorgestellte, teure Lösung liegt auf Eis. Einen konkreten Zeitplan gibt es derzeit nicht, vorerst sollen die Gespräche abgewartet werden.

Während der nächsten Bauausschuss-Sitzung am 17. September wird der Rader Weg gleichwohl mit Sicherheit wieder Thema sein. Auch ein weiteres, von Bürgern wie auch den Politikern gewünschtes Vorhaben könnte dann forciert werden. An der Ortseinfahrt nach Wilstedt, von der Harksheider Straße kommend, soll - wie schon bei der nördlichen Einfahrt in den Ortsteil Tangstedt - eine "Linse" als verkehrsberuhigende Maßnahme gebaut werden. Da es sich jedoch um eine Kreisstraße handelt, muss Tangstedt einen Antrag beim Amt für Bau, Umwelt und Verkehr in Bad Oldesloe stellen. Der Kreis Stormarn müsste die Kosten von etwa 200.000 Euro tragen.