Stormarner Landwirte rechnen mit bis zu 30 Prozent weniger Ertrag als im vergangenen Jahr. Das wird auch der Verbraucher merken.

Tangstedt. Auf dem Gut Wulksfelde wird in dieser Woche kräftig gegraben. Denn in diesen Tagen ernten sechs Helfer Kartoffeln. Was sie zutage fördern, ist nicht allzu üppig: Landwirtin Güde Martensen geht davon aus, dass der Ertrag in diesem Jahr geringer ausfallen wird als im vergangenen. "Der Winter war sehr lang, und der Mai war sehr verregnet. Das mögen Kartoffeln nicht so gern", sagt sie. Sie hat wenig Hoffnung, dass das Vorjahresergebnis von 250 Doppelzentnern pro Hektar nun wiederholt werden kann. Martensen: "Wir können nur buddeln und schauen, ob genügend Ernte dabei rumkommt."

Dass die Kartoffelernte dieses Jahr nicht so gut ist wie zuletzt, wird auch der Verbraucher sehen können. "Die Aussaat hat vier Wochen länger gedauert als sonst, weil es wegen der Kälte und des Regens nicht früher möglich war. Wenn wir die Kartoffeln jetzt aus der Erde holen, sind sie natürlich noch nicht so groß, wie es in einem normalen Jahr der Fall gewesen wäre", sagt Rolf Winter, Geschäftsführer auf Gut Wulksfelde. "Unsere kleinen Kartoffeln werden wohl besonders in der Grünkohlsaison gut ankommen."

Mit einer geringeren Ernte liegt der Bauer Winter dabei im Trend. In Stormarn, aber auch im gesamten Land Schleswig-Holstein, werden in diesem Jahr weniger Kartoffeln geerntet werden. Peter Koll vom Kreisbauernverband Stormarn sagt: "Im vergangenen Jahr konnten die Landwirte bis zu 350 Doppelzentner Kartoffeln auf jedem Hektar Ackerfläche ernten. Für dieses Jahr können wir davon ausgehen, dass es 20 Prozent weniger werden."

Nicht nur die Kartoffelernte ist in diesem Jahr nicht so ergiebig wie in der Vergangenheit. Nach der vorläufigen Ernteberechnung des Statistikamtes Nord wird im Jahr 2013 auch weniger Getreide im Land geerntet werden: 24 Millionen Doppelzentner, schätzen die Statistiker. Das wären 17 Prozent weniger als 2012. Für den Kreis Stormarn wird es frühestens in vier Wochen konkrete Zahlen geben, wenn die Ernte abgeschlossen ist und die Zahlen ans Statistikamt durchgegeben worden sind.

Dort sehen die Mitarbeiter zwei Gründe für die geringeren Erträge: das kalte und regnerische Frühjahr auf der einen und den Rückgang der Getreideanbaufläche auf der anderen Seite. 16 Prozent weniger als noch vor einem Jahr - insgesamt 278.000 Hektar - sind in Schleswig-Holstein mit Weizen, Roggen und weiteren Getreidesorten bestellt worden. Peter Koll vom Kreisbauernverband kann das erklären: "Im Grunde ist das nur ein statistischer Effekt. In diesem Jahr wurde wieder mehr Raps angebaut. Dadurch gab es natürlich weniger Flächen, um anderes Getreide anzubauen." Dass mehr Raps angebaut worden ist in diesem Jahr, sei auch auf schlechtes Wetter zurückzuführen - auf widrige Bedingungen in vergangenen Jahren. Koll: "Die Witterungslage in den vergangenen zwei, drei Jahren hat es schwierig gemacht, eine ausreichende Menge Raps zu ernten. Das wird in diesem Jahr aufgeholt. Es kann durchaus sein, dass sich das Verhältnis zwischen Raps- und Getreideanbau in den kommenden Jahren wieder angleicht."

Auf dem Gut Wulksfelde sind die Mitarbeiter mit der Getreideernte in diesem Jahr zufrieden. "Hier hat das vergleichsweise schlechte Wetter geholfen. Durch den vielen Regen sind unsere sieben Getreidesorten gut gewachsen", sagt Güde Martensen. Der Hof in Tangstedt baut Brotgetreide an, also Dinkel, Roggen und Weizen, aber auch Futtergetreide wie Gerste mit Lupinen zusammen an. "Noch ist nicht alles abgeerntet, aber wir rechnen mit einem Ertrag zwischen 30 und 40 Doppelzentner pro Hektar", so Martensen. Bei einer Anbaufläche von 115 Hektar entspricht das einem Ertrag zwischen 345 und 460 Tonnen. Das kann aber nicht über das schlechte Ergebnis der Kartoffeln hinwegtäuschen. Martensens Chef Rolf Winter sagt: "Wir werden wohl ein Drittel weniger Kartoffeln ernten. Wir müssen versuchen, dass dies nicht auf Kosten des Kunden geschieht. Eine minimale Preiserhöhung planen wir ein."

Wer sich angesichts höherer Preise die Kartoffeln des Gutes Wulksfelde lieber noch mal genau ansehen möchte, kann das tun. Ab Sonnabend, 7. September, können Besucher, die Spaten und Gummistiefel selbst mitbringen, zum Gut (Wulksfelder Damm 15) kommen und wöchentlich den ganzen September zwischen 9 Uhr und 17 Uhr selbst ernten.