Barsbüttel zeichnet DLRG-Ortsgruppengründer Karl-Heinz Decker mit dem Ehrenpreis der Gemeinde aus. Schwimmexperte ist noch immer aktiv.

Barsbüttel. Dem Sprung vom Beckenrand ins Wasser folgt erst einmal - nichts. Dann, Sekunden später, steigen Blubberblasen empor. Der Mann, der dem in 3,50 Meter Tiefe liegenden Boden fußwärts entgegen gleitet, wird von oben aus betrachtet immer kleiner. Oben, das ist in diesem Moment das Ein-Meter-Brett der Barsbütteler Schwimmhalle. Inzwischen steht die Person kerzengerade wie eine Eins, dort unten wohlgemerkt. 20, 25, 35, 45 Sekunden vergehen. Es geschieht - nichts. Weitere Luftblasen, die den Weg an die Wasseroberfläche finden? Fehlanzeige. Ein Mensch mit Kiemen? So etwas gibt es doch nur in Science-Fiction-Filmen. Plötzlich geht es ganz schnell. Mit einem Ruck katapultiert sich Karl-Heinz Decker nach oben. Nach 60 Sekunden taucht er auf, wischt sich die Augen, atmet einmal tief durch und tut so, als wenn nichts gewesen wäre. Immerhin hat er gerade für eine Minute die Luft angehalten. Wahnsinn! Und: Der Mann ist schon 74 Jahre alt. Für ihn ist diese Übung jedoch ein Kinderspiel.

Tausende Male in seinem Leben hat Decker dieses Schauspiel schon vorgeführt. Als Lehrscheininhaber der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), der junge Rettungsschwimmer ausbildet. "Man muss gleich zu Beginn die Hälfte der Luft ablassen, um den Auftrieb zu überwinden und dann das Atmen einstellen", erklärt der Schwimmexperte. Inzwischen hat er sein gelbes T-Shirt übergestreift. Wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten. Genauer gesagt seit 1977, dem Jahr, als der ausgebildete Industriekaufmann den örtlichen DLRG mitbegründete. Für seine Verdienste in dieser Organisation sowie beim Förderverein Schwimmhalle Barsbüttel ist ihm nun der Ehrenpreis der Gemeinde überreicht worden.

"Das macht mich schon stolz. Vor allem auch, weil ich so lange durchgehalten habe", sagt der gebürtige Berliner, der immer montags von 18 bis 21 Uhr sowie dienstags von sechs bis acht am Morgen beim Frühschwimmen als Aufsicht aktiv ist. An seine ersten Paddelversuche kann sich der Vater eines Sohnes, der nach Kanada ausgewandert ist, noch gut erinnern. Damals, in der Spree, in den Nachkriegsjahren. Er habe die russischen Soldaten in den Fluss springen sehen. "Dann habe ich es im flachen Wasser selbst versucht, und irgendwann bin ich oben geblieben."

Inzwischen hat Decker, der von 1990 bis 2012 DLRG-Vorsitzender in Barsbüttel war, selbst mehr als 3000 Schwimmprüfungen abgenommen und 350 Rettungsschwimmer ausgebildet. Auch die heutigen Ausbilder des Ortsvereins habe er rekrutiert - kein einfaches Unterfangen. "Man muss organisatorisches Talent haben und kommunikationsfreudig sein. Das liegt ja nicht jedem", betont der 1,60 Meter große und 60 Kilogramm schwere Rentner.

Dass die Barsbütteler ihre Schwimmhalle überhaupt noch nutzen können, haben sie ebenfalls dem Ehrenpreisträger zu verdanken. Nach der Schließung der Schwimmhalle durch die Gemeinde 1997 gründete er kurz darauf mit Gleichgesinnten den Förderverein. Seit August 1998 fungiert dieser als Betreiber.

So viel steht fest: Karl-Heinz Decker hat einen langen Atem bewiesen: nicht nur in Sachen Rettung der Schwimmhalle, im DLRG-Ehrenamt und unter Wasser. Auch beim Ausdauerschwimmen macht er so manchem Jungspund etwas vor. Schließlich kann nicht jeder von sich behaupten, mal so eben 2000 Meter zurückzulegen, ohne ein Päuschen zu machen.