Bad Oldesloe plant ein Kraftwerk an der historischen Kornmühle. Es soll einmal 50 Haushalte mit Energie versorgen können.

Bad Oldesloe. Als die Kornmühle noch nicht die historische Kornmühle war, da drehte sich am Wehr auch noch ein Wasserrad. Die Stadt Bad Oldesloe hat das Mühlrad am Stauwehr wieder hergestellt und betreibt es auch ein paar Mal am Tag, jedoch nur zur Pflege und Demonstration. Die Kraft des Wassers fließt über das Mühlrad wie auch durch das Wehr ab, ohne genutzt zu werden. Nicht zum Mahlen von Korn, und auch nicht zur Energiegewinnung.

"Früher wurde durch das Wasser die Mühlentechnik im Gebäude angetrieben", sagt Jürgen Fahl, Werksleiter der Stadtwerke Bad Oldesloe. "Aber jetzt nutzt niemand mehr die Kraft des Wassers."

Das wollen die Stadtwerke Bad Oldesloe jetzt ändern: Sie planen eine Turbine, die hinter dem Wehr sitzen soll. "Seit 2011 befinden wir uns in der Planung", sagt Jürgen Fahl. "Mit dem Wasserkraftwerk können wir künftig den jährlichen Strombedarf von etwa 50 Haushalten decken." Die Zahlen schwankten, die Stromgewinnung hänge von den Wasserdurchflüssen ab. Fahl: "Wir rechnen mit 130.000 bis 190.000 Kilowattstunden, die das Kraftwerk im Jahr erzeugen kann."

Wenn die Genehmigung der Wasserbehörde auf dem Tisch ist, wird der Auftrag zur Installation vergeben. "Die dauert nur so ein bis zwei Wochen, das ist schnell gemacht", sagt der Stadtwerke-Chef. Er hofft, die Anlage schon zum Ende dieses Jahres nutzen zu können. Die städtischen Gremien haben zugestimmt. Auch das Bundesamt für Naturschutz stellte bei der Vorprüfung fest, dass das Projekt nicht zu Beeinträchtigungen des sensiblen Fließgewässers Trave führt. "Es bleibt alles, wie es ist", sagt Jürgen Fahl. "An der Durchflussgeschwindigkeit und den Wasserständen ändert sich nichts. Der einzige Unterschied ist dann: Das Wasser aus dem Trave-Stadtarm wird energetisch genutzt."

Auch das historische Mühlrad wird weiterhin mehrmals täglich in Betreib genommen. "Wir dürften da nichts verändern, das Mühlrad hat schließlich einen geschichtlichen Wert", sagt Fahl.

Das Stauwehr besteht aus einer Holzwand, die das Wasser zurückhält. Die Wand ist wiederum aufgeteilt in fünf Holztafeln, die Wehrtafeln. Diese stecken in einer Stahlführung und können einzeln hochgezogen werden. Damit wird der Wasserdurchfluss reguliert. Eine der Wehrtafeln wird zum Betrieb des Mühlrades benötigt und reguliert den Wasserstand im Trave-Stadtarm. Die Wehrtafel in der Mitte der Wehranlage soll für den Antrieb des neuen Wasserkraftwerks genutzt werden. Das sitzt dann im Ablaufbereich der Stauanlage. Auf der kleinen Holzbrücke stehend und hinunter auf das Mühlenrad blickend, befindet sich das kleine Wasserkraftwerk dann also direkt daneben. Der Rotor liegt horizontal im Wasser. Er nutzt nur das fließende Wasser zur Energiegewinnung und ist nicht auf die Fallhöhe angewiesen.

"Die Anlage ist außerdem absolut sicher für Fische und Wirbellose", sagt Fahl. Die Kammern der Turbine, also die Zwischenräume der einzelnen Flügel darin, seien sehr groß und hätten keine scharfen Kanten oder Ecken. So bestünde keine Verletzungsgefahr. Der Stadtwerke-Chef sagt: "Eigentlich kommt sowieso kein Fisch über das Wehr rüber, jedenfalls nicht von der einen Seite. Da ist der Höhenunterschied einfach zu groß." Damit kein Fisch das Wehr hinunterstürze, wurde zusätzlich noch ein Fischrechen eingesetzt. "Und: Durch den Rotor wird wie gesagt das Verhältnis der Wasserströme nicht verändert." Das ist wichtig, denn die Ströme sind genau berechnet. Veränderten sie sich, besteht die Gefahr, dass die Fische "falsch abbiegen" und vor dem Mühlenwehr stehen, das sie nicht gegen den Strom überwinden können.

Die geplante Anlage kostet 100.000 Euro. "Sie wird sich aber ab dem ersten Jahr rechnen", sagt Fahl. Der Strom kann, wenn er nicht direkt verbraucht wird, ins öffentliche Stromnetz eingespeist und auch nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) vergütet werden.

"Das Wasserkraftwerk ist ein Schritt nach vorn", sagt Bürgermeister Tassilo von Bary. "Dass hier in Bad Oldesloe bald aus Wasserkraft Strom entsteht, finde ich ganz toll." Von Bary: "Mir ist wichtig, dass das Wasserkraftwerk lange hält und damit eine nachhaltige Investition ist." Im Klimaschutzkonzept entschied sich die Stadt Bad Oldesloe dafür, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 35 Prozent gegenüber dem Stand von 2008 zu reduzieren. "Die Wasserkraftnutzung ist dafür ein wichtiger Baustein", sagt der Bürgermeister. Für das Baurecht fehle jetzt nur noch die Wasserrechtliche Genehmigung.