Unruhe an der Theodor-Storm-Schule hält an. Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein. „Landesweit einmaliger Fall“.

Bad Oldesloe. Das E-Mail-Mobbing gegen die Theodor-Storm-Schule (TSS) in der Kreisstadt Bad Oldesloe hält an. Seit nunmehr fast einem Jahr bekommt die Leitung der Gemeinschaftsschule regelmäßig Nachrichten mit abfälligen Kommentaren zu internen Vorgängen. "In der jüngsten Mail ging es unter anderem um die Einweihung unseres Schulbiotops", sagt Rektorin Barbara Richter-Conrad gegenüber der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. Der Teil des Schulhofs, den die Stadt für rund 290.000 Euro umgestaltet hatte, war mit einem Fest für Schüler und Lehrer eröffnet worden. "Das war eine sehr schöne Feier", sagt Richter-Conrad. Es sei völlig unverständlich, dass man sogar solch ein Ereignis schlecht machen wolle.

Seit Februar dieses Jahres hatten Bauarbeiter das verwilderte Gelände, das jahrelang gesperrt war, auf Vordermann gebracht. An der Planung waren auch Schüler, Eltern und Lehrer beteiligt. Unter anderem gibt es jetzt eine Terrasse mit Sitzbänken und Sonnenschirmen, eine Liegewiese und einen umzäunten Schwimmsteg, der in den Teich führt. Offensichtlich waren die Verfasser der jüngsten anonymen E-Mail, die wie ihre mehr als 30 Vorgänger auf der Sammeladresse der TSS einging, bei der Feier dabei. Der Inhalt der Nachricht erhärtet den Verdacht, dass entweder Schüler oder Lehrer dem Ansehen der Gemeinschaftsschule schaden wollen.

Der Absender muss sich zudem gut mit Computern auskennen: Er verwendet unterschiedliche Anonymisierungsdienste, sodass selbst Experten bisher nicht herausfinden konnten, von welchem Rechner die Mails abgeschickt wurden. Das hat mittlerweile auch dazu geführt, dass die Staatsanwaltschaft Lübeck die Ermittlungen eingestellt hat. "Es ließ sich nicht feststellen, welche Person von welchem Rechner was geschrieben hat", sagte Oberstaatsanwalt Ralf Anders auf Anfrage dieser Zeitung. Es gab zwei Verfahren, weil die Absender zu Beginn auch rechtsradikale Bilder wie Hakenkreuze verschickt hatten. Doch weder für das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen noch für den Verdacht des Ausspähens von Daten fanden die Ermittler Hinweise, die für eine Anklage ausgereicht hätten. Oberstaatsanwalt Anders: "Es gab Verdächtige und auch Gegenanzeigen gegen die Schulleiterin wegen falscher Verdächtigung, aber am Ende wurde alles eingestellt."

Das Kollegium der TSS hatte im April beschlossen, dass die E-Mails nicht mehr sofort an alle Lehrer weitergeschickt werden sollen. Nur wer es ausdrücklich wünscht, kann den Inhalt einsehen. "Dieses Verfahren gilt weiter", sagt die Rektorin Richter-Conrad.

Im März hatte sich sogar das Landesbildungsministerium in Kiel eingeschaltet. Ein Sprecher bezeichnete die Vorgänge in Bad Oldesloe wegen der Schwere der Vorwürfe als "landesweit einmaligen Fall". Es sei davon auszugehen, so hieß es damals, dass zumindest einige der Mails von schulinternen Rechnern verschickt worden seien. Zum Teil seien die Nachrichten über bis zu 80 verschiedene Server gelenkt worden. Der oder die Täter verfügten offensichtlich über großes technisches Know-how. Ministeriumssprecher Thomas Schunck sagte zu den Vorgängen: "Der Täter stellt keine klaren Forderungen. Es geht ihm offensichtlich darum, Unfrieden zu stiften." Einige Nachrichten waren auch an die Stadtverwaltung von Bad Oldesloe sowie an Privatadressen von Lehrern gesendet worden. Doch auch nach dem Gang an die Öffentlichkeit änderte sich wenig. Es folgten weitere E-Mails, nur nicht mehr regelmäßig montags.

"Zum Anfang der Sommerferien wurde auch noch eine geschickt, die ich aber erst am Ende gesehen habe, weil das Büro vorher nicht besetzt war", sagt Schulleiterin Richter-Conrad. Dass das anonyme E-Mail-Mobbing nicht aufhört, wolle sie zwar nicht überbewerten. Doch auch fast ein Jahr nach den Anfängen bleibt die Frage unbeantwortet: Wer macht so etwas?