Weil sich der Nachwuchs in Großhansdorf neuerdings lieber auf einem Spielplatz trifft, hat genau dort ein Erzieher seinen Posten bezogen

Großhansdorf. Neben der Grundschule am Wöhrendamm toben Kinder auf dem Spielplatz, sausen auf der Seilbahn von einem Ende zum anderen, schaukeln, die Jüngeren spielen im Sand. Weiter hinten wird der Sand zu einer Grasfläche, ein kleiner Hügel erhebt sich vom Boden. Dahinter blitzt seit ein paar Wochen etwas Buntes hervor: die Wand eines Bauwagens. "Wir stehen damit seit Anfang Juli hier", sagt Florian Meyer. Der 31-Jährige ist Sozialarbeiter, seit Dezember 2009 arbeitet er im Jugendzentrum. "Dort haben wir in letzter Zeit gemerkt, dass die Kids ab 14 oder 15 ihren Treffpunkt eher auf den Spielplatz verlegt haben", sagt er.

Sie fühlten sich dort offenbar nicht so kontrolliert und könnten sich der Aufsicht entziehen. "Wir haben uns dann gefragt: Wie können wir das auffangen? Wir wollen nicht zu sehr observieren. Aber wenn unsere Gesichter präsent sind, dann halten sich die Jugendlichen einfach eher an bestimmte Regeln."

Florian Meyer trägt einen Kapuzenpullover, sein Handy hat er an tragbare Boxen angeschlossen, aus denen Musik schallt. Vor dem Bauwagen stehen ein Holztisch mit Bänken, zwei Campingstühle, ein orangefarbener Sonnenschirm, der auch mal vor Nieselregen schützt. Auf dem Bauwagen hält ein blauer Vogel mit gestreiftem Schnabel eine Spray-Dose in der Hand - besser gesagt im Flügel. Neben ihm schleckt ein grünes Tier ein Eis. "Den Wagen haben die Kinder aus dem Juze bemalt, mit einem Hamburger Künstler zusammen", sagt Meyer. "Er hat sich ein paar Motive ausgedacht, die Kids durften sich aussuchen, welches davon aufgesprüht wird. Er hat dann vorgezeichnet, und alle zusammen haben das Bild ausgefüllt."

Gemeinsam mit dem Bauhof haben Florian Meyer und sein Kollege aus dem Jugendzentrum dann noch die Achse des Wagens im Boden versenkt. "Man weiß ja nie, wer so auf welche Ideen kommt", sagt Meyer und lacht. Bezahlt wurde der Bauwagen von einem Spender, der anonym bleiben will. "Er fand die Idee gut", sagt Meyer. Einfach sei es nicht gewesen, den passenden Bauwagen zu finden: "Die sind echt sehr begehrt."

Auf einem Zettel an der Bauwagenwand steht: "An sonnigen Tagen von 15 bis 19 Uhr geöffnet." "Wir befinden uns gerade noch in der Testphase. Das Projekt ist ja Neuland für mich. Ich komme zu den Jugendlichen hin, nicht umgekehrt sie zu mir ins Juze", sagt Meyer. Bis September, vielleicht auch in den Oktober hinein soll der Wagen offen sein. Danach wird es zu kalt.

Niemand komme wegen des Bauwagens auf den Spielplatz, sagt Meyer. "Das war ja auch nicht der Plan. Wir wollten nur da sein, falls wir gebraucht werden. Die Jugendlichen können sich auch anmelden und dann abends hier grillen. Für die Jüngeren haben wir Spielzeug zum Ausleihen da."

Es gab bereits positive Rückmeldungen: "Bei der Eröffnung mit 30 Kindern und Jugendlichen haben viele der Älteren schon gesagt, dass sie sich über den Bauwagen freuen und es richtig gut finden, dass er ab jetzt hier steht. Ich habe nicht das Gefühl, dass sie sich von uns beobachtet fühlen."

Oft gebe es neugierige Blicke von Vorbeigehenden. "Aber die meisten gucken mich freundlich an, wenn ich hier in meinem Stuhl sitze."