Zwölfjähriger Niklas Post spielt noch bis Anfang Oktober im Musical in Hamburg mit

Tremsbüttel. Seinen Traum, auf einer großen Musicalbühne zu stehen, hat Niklas Post aus Tremsbüttel mit seinen zwölf Jahren schon erreicht: Der Stormarner gehört als einer der zwölf kleinen Tarzans zu den Stars des Musicals "Tarzan", das noch bis Anfang Oktober im Theater Neue Flora in Hamburg zu sehen ist.

"Zum Musical bin ich eher zufällig gekommen", sagt Niklas. "Als ich mit meinen Eltern eine Tarzan-Vorführung besuchte, wusste ich: Das möchte ich auch!" Bis er sich dann tatsächlich als Dschungelkind bewerben durfte, habe es allerdings noch zwei Jahre Überredungskunst gebraucht, sagt Niklas. "Meine Eltern waren erst nicht so begeistert von der Idee." Doch Niklas blieb hartnäckig. Es hat sich gelohnt. "Es macht mir riesigen Spaß, auf der Bühne zu singen und zu tanzen", sagt er.

Damit die Töne beim Auftritt sitzen, übt Niklas nicht nur im Theater, sondern auch zu Hause. Außerdem betreibt er die Kampfkunstart Taekwondo, die hilfreich für seine Kunststücke auf der Bühne ist. "Bei dieser Sportart sind Stabilität und Körperbeherrschung nämlich sehr wichtig", sagt Niklas, der die sechste Klasse des Gymnasiums besucht und in seiner Freizeit Gitarre und Schlagzeug spielt.

Einmal wöchentlich geht es zum Training nach Hamburg, drei- bis viermal im Monat steht Niklas auf der Bühne. Zwei Wochen im Jahr kann er Urlaub nehmen. An den Tagen, an denen er einen Auftritt in Hamburg hat, ruht er sich nach der Schule noch ein wenig aus, bevor es auf die rund einstündige Fahrt zum Theater geht. Dort angekommen, geht es zum Umziehen in den Aufenthaltsraum der Kinderdarsteller, von dort aus zum Einsingen in den Probenraum. Immer mit dabei: ein Ersatz-Schauspieler, der einspringen kann, falls Niklas sich bei den Proben verletzt oder andere Komplikationen auftreten.

Begleitet werden die beiden von Annette Wimmer, die die Kinder in der Rolle des kleinen Tarzans trainiert. Sie schätze die Arbeit mit den jungen Darstellern sehr, sagt sie. "Mit Kindern kann man viel klarer reden als mit Erwachsenen, weil es ihnen bei ihrer Rolle und den Proben nicht um ihr Ego geht. Sie sind sehr begeisterungsfähig und lassen sich inspirieren." Doch obwohl der Spaß im Vordergrund stehe, sei die Ausbildung "verdammt streng", so Wimmer. "Viele Kinder kommen mit einer verklärten Vorstellung zum Musical und stellen sich das Ganze einfacher vor, als es ist." Man müsse bei der Ausbildung der Kinder immer das richtige Mittelmaß zwischen Spaß und Disziplin finden. "Denn sie stehen auf derselben Bühne wie die Erwachsenen und müssen genauso professionell sein."

Dass für die Kinder kein Schonprogramm gilt, wird schon bei den Vorbereitungen für den großen Auftritt deutlich. "Mehr Gefühl!", ruft Annette Wimmer, als Niklas die ersten Takte der traurigen Ballade"Warum, wieso?" anstimmt. "Ich kaufe dir das, was du singst, nicht richtig ab", sagt Wimmer zu ihm. "Die Zuschauer müssen deinen Schmerz spüren, immerhin wurdest du von deinen Eltern verlassen." Niklas konzentriert sich und versucht es noch einmal. "Viel besser", lobt Wimmer.

Vom Probenraum geht es direkt in die Maske. Mit vielen Haarnadeln werden Niklas' Haare festgesteckt, damit sie unter der wilden Tarzan-Perücke Platz finden. "Das Mikrofon wird am Hinterkopf angebracht, weil der kleine Tarzan mit freiem Oberkörper spielt", sagt Andrea Ellegast, die sich um Haare und Make-up kümmert. 15 Minuten dauert es, bis die Perücke sitzt. Niklas schüttelt ein paar Mal seinen Kopf, um zu testen, ob alles fest ist. "Gutes Gefühl?", fragt Ellegast. Niklas nickt.

Kurz vor dem Beginn der Show steigt Niklas in den Sicherheitsgurt, der ihn später an den Lianen halten wird. Zuletzt wird er mit Schminke in Dschungelfarben angemalt. Von Lampenfieber ist noch keine Spur. "Das kommt erst ganz kurz vor meinem Auftritt. Dann will ich raus auf die Bühne."