Städte und Gemeinden bieten Andenken mit viel Lokalpatriotismus an: Von der Glinde-Kuh über Beutel bis zur samtigen Krone.

Ahrensburg. Wer im Sommer in den Urlaub fährt, möchte seine Sorgen vergessen, seinen Alltag und die Arbeit sowieso. Nun hängen aber Sorgen, Alltag und Arbeit oft mit den Liebsten zusammen, die zu Hause bleiben. Und weil die so gar nicht gern vergessen werden, gibt es Souvenirs.

In diesem Jahr sind bislang deutlich mehr Übernachtungsgäste nach Stormarn gekommen als noch im vergangenen Jahr. "Ich bin selbst ein wenig überrascht von dem guten Ergebnis", sagt Anja Schütz vom Tourismusmanagement Stormarn. Allein im Mai dieses Jahres wurden kreisweit etwa 39.000 Übernachtungen registriert, das sind 18 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Auch die Übernachtungsgäste wurden gezählt. Im Mai 2013 blieben 20.200 Menschen mindestens eine Nacht in Stormarn. Im Vorjahresmonat waren es etwa 17.000, das entspricht einem Plus von 19 Prozent.

Wer mag, könnte daraus deuten, dass die Menschen es schön finden in Stormarn und deshalb wiederkommen - und ihre Freunde mitbringen, die ja wieder Freunde haben, die nicht vergessen werden wollen. Und deshalb ist das Mitbringsel-Kaufpotenzial kein geringes. Einige Gemeinden im Kreis wissen das und stocken auf. In Glinde war der Schlüsselanhänger "Glinde-Kuh" sogar zwischenzeitlich ausverkauft, das Plüschtier sei der "Sommerrenner" gewesen, sagt Tanja Woitaschek aus der Stadtverwaltung. Nun ist es wieder auf Lager, zudem gibt es nun einen Kugelschreiber neu im Sortiment, und Glinde kennt auch die Schwächen der Region: Es gibt ab sofort einen Taschenregenschirm mit "Europastadt Glinde"-Aufdruck.

Ähnlich geschickt verbindet Oststeinbek Wetter und Werbung. Dort gibt es das mit Wappen bestickte Outdoorcap "wasserabweisend" für acht Euro, das Outdoorcap "wasserundurchlässig" für neun Euro. Hier gibt es auch die DVD "Oststeinbek/Havighorst - der Film", für besonders große Fans.

Manchen mag das nicht genug sein, so ein Film, manche möchten mehr, etwas zum Anfassen. Die sind dann in Ahrensburg richtig. Im Schloss gibt es Leinenbeutel und Porzellanbecher mit aufgedrucktem Schloss, Schlüsselanhänger mit Schloss-Chip für den Einkaufswagen. Und die Kracher für Kinder: eine samtige Königskrone mit glitzernden Steinen, Hermelin-Kunstfell und goldfarbenen Tressen sowie ein Ritterhelm aus Pappe.

Auch Reinbek setzt auf die Magie seines Schlosses: "Vom Verein der Freunde des Schlosses gibt es das Reinbeker Schloss als Bastelbogen aus 120 Teilen", sagt Elke Güldenstein, Leiterin des Kulturzentrums. "Erstellt hat ihn der Ingenieur Bernhard Donati, ein besonders enger Freund des Schlosses. Das bestverkaufte Andenken ist aber der Leinenbeutel mit dem Schloss darauf." Das wiederum dürfte niemanden überraschen, der sich jüngst umgesehen hat in Hamburg oder Berlin, modebewusste Menschen tragen Jutebeutel. Hipster kommen also auch nach Reinbek. In Glinde bekommen sie die Beutel mit Stadtwappen sogar in drei Farben: rot, gelb und blau.

Wer eine Rundreise durch den Kreis plant, könnte eine Bechersammlung anlegen, denn Becher scheinen die Schnittmenge zu sein beim Andenkenverkauf der Gemeinden und Städte, sie werden fast überall verkauft. Hier gibt es klassische Motive, zum Beispiel Wappen. In der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe gibt es den Keramik-Kaffeebecher mit dem schreitenden Schwan. Der Porzellanbecher aus Oststeinbek zeigt das alte Gemeindehaus. Und im Oldesloer Bürgerbüro hat man sich für "schlichte und stilvolle Illustrationen interessanter Gebäude" auf den Bechern entschieden. Und es wurde getextet: "Sind Sie Bad-Oldesloe-Anhänger? Dann ist der hochwertige Schlüsselanhänger aus Naturfasern genau das Richtige", steht im Internetshop der Stadtverwaltung.

In Großhansdorf gibt es die passende Ausstattung für die Zeit nach dem Kaffee. "Wir haben Biergläser mit Wappen", sagt Thorsten Rössing von der Gemeinde. "Außerdem gibt es den Kalender 'Großhansdorf von oben', eine Fahne und Aufkleber." Und alle, die nicht zu viele der Biergläser mit Wappen geleert haben, können zudem mit ihrem Auto die Nummernschildrahmen mit Aufdruck "Waldgemeinde Großhansdorf" spazieren fahren.

Ganz so viel Auswahl hat leider nicht jede Gemeinde. "Wir haben unser Wappen als Aufkleber, aber das war's ", sagt Gabriele Lange vom Reinbeker Bürgerbüro." Und in Barsbüttel gibt es zwar keine Aufkleber, dafür aber etwas ganz besonderes. Wer in der Verwaltung anruft, hört in der Warteschleife das Lied "Barsbüttel, das sind wir". Dieses Lied stammt von der Band Querbeet aus Stellau und konnte einst auf CD erworben werden. Irgendwo stehe noch ein Karton mit CDs, aber ob die noch verkauft werden, sei nicht klar, sagt eine Mitarbeiterin. Aber schlimm ist das nicht. Wer Sehnsucht hat nach Barsbüttel, kann ja dort anrufen.