Eine Glosse von Wolfgang Klietz

Kaum ein Satz beschreibt die ertüchtigende Wirkung des Radfahrens so präzise wie ein holsteinischer Schnack, der bevorzugt ohne die Buchstaben T und D artikuliert wird. "Lich' un' Luf' gib' Saf' un' Kraf", sagt der Norddeutsche und hat recht damit. Sonne und (Fahrt-)Wind streicheln die Seele und besänftigen das eben noch gestresste Hirn. Hinzu kommt die Bewegung, die für stramme Waden sorgt und den Adrenalinspiegel in einem Tempo verschwinden lässt wie eine hochsommerliche Durstattacke den Weizenbierhumpen.

Es sei denn, der Tour stellen sich tierische Hindernisse in den Weg, die so unvermittelt auftauchen wie ein guter Witz in einer Comedyshow des Privatfernsehens oder ein guter Rat in einer Telefonhotline.

Macht der Lumpi auf den Weg, nehmen die in der Regel steuerzahlenden Hundebesitzer erst das Tütchen zur Hand und dann den Rest. Wenn das Pferd mal muss, erreicht das Ergebnis zuweilen die Größe eines Lumpis, bleibt jedoch dort liegen, wo der Radler nach Entspannung und Fitness cruist: auf dem Radweg.

Wenn man den zweiten schlichten Schnack für heute bemühen möchte, könnte man sagen, Pferdebesitzer zahlen zwar keine Steuern, müssen dafür aber auch keine Äppel wegmachen. Das stinkt dem Radler, der sich an der ungetrübten Freiheit des Strampelns erfreuen möchte, ohne einem Pferd über den Haufen zu fahren. Und mit der guten "Luf'" ist es dann auch vorbei.