Gunda Männel-Kaul ist als neue Schulpastorin auch für Stormarn zuständig. Mit der Stelle soll die Kooperation zwischen Kirche und Schule gefördert werden.

Ahrensburg. Gunda Männel-Kaul und Jesus haben eines gemeinsam. Beide sind Rebellen, das sagt Gunda Männel-Kaul. "Ich mag es nicht, wenn man Jesus nur glorifiziert", sagt die 52-Jährige. Er habe nämlich auch manchmal "auf den Tisch gehauen" und seine Meinung kämpferisch vertreten. Jesus war wohl einfach "geradeaus", wie Gunda Männel-Kaul auch. "Deshalb bin ich so ein Fan von ihm."

Gunda Männel-Kaul ist die neue Schulpastorin im Kirchenkreis Hamburg-Ost, zu dem auch Stormarn gehört. Mit der Stelle, die korrekt "Pastorin im Team 'Kirche und Schule' der Arbeitsstelle Evangelische Jugend" heißt, soll die Kooperation zwischen Kirche und Schule gefördert werden. Eine gute Sache, wie Gunda Männel-Kaul findet. "Die Herzensbildung ist im Grunde genauso wichtig wie die Schulbildung", sagt die Hamburgerin, die schon mit 14 Jahren wusste, dass sie Pastorin werden wollte - und sich deshalb in ihrer Schule als Rebellin empfand. "Ich fand Jesus schon damals total spannend und habe angefangen, die Bibel zu lesen."

Seit sie 17 Jahre alt ist, arbeitet Gunda Männel-Kaul mit Kindern und Jugendlichen. Eine ihrer ersten Aufgaben als Schulpastorin wird es sein, die Schulanfängergottesdienste zu halten. "Ich liebe Kinder einfach", sagt Männel-Kaul, die zwei Töchter im Alter von 22 und 29 Jahren hat. Mit ihrer jüngeren Tochter und ihrem Mann, mit dem sie seit 31 Jahren verheiratet ist, lebt die Theologin in Hamburg-Lemsahl.

18 Jahre lang war Männel-Kaul Gemeindepastorin, elf davon an der Osterkirche in Hamburg-Bramfeld. "Schon während dieser Zeit war die Schulkooperation mein Steckenpferd. Deshalb habe ich das Angebot, Schulpastorin zu werden, gern angenommen", sagt Männel-Kaul, die in ihrer neuen Stelle für 116 Kirchengemeinden mit insgesamt 300 Kirchen zuständig sein wird. Sie wird in Zukunft unter anderem Kirchenführungen für Schulkinder anbieten. "Diese Aufgabe liegt mir besonders am Herzen." Bei den Führungen werden auch Kinder anderer Konfessionen evangelische Gotteshäuser kennenlernen. "Immer mehr Schüler haben zum Beispiel einen muslimischen Hintergrund", sagt Männel-Kaul. "Das finde ich so toll: Schulen zu unterstützen, die den Mut haben, mit interreligiösen Projekten zum Frieden beizutragen."

Im Zuge der Ganztagsschulen seien auch andere Kooperationsmodelle möglich: Kindergottesdienste am Nachmittag zum Beispiel oder Konfirmandenunterricht in der Schule. "Wenn die Kinder erst am späten Nachmittag Schulschluss haben, sind sie erschöpft. In einigen Gebieten ist das Interesse daran, seine Freizeit in Kirchenaktivitäten zu investieren, gesunken. Gerade dort ist es wichtig, mit neuen Modellen zu arbeiten", sagt Männel-Kaul. Ihrer Erfahrung nach seien zurzeit fast 80 Prozent der Konfirmanden Gymnasiasten. "Wir verlieren die anderen Schüler. Daran müssen wir arbeiten."

Gerade mit etwas älteren Schülern, denen, die sich in einem Alter "zwischen Bravo und Benjamin Blümchen" befänden, arbeite sie besonders gern. "Man muss sich schon durchsetzen können, aber ich komme sehr gut mit den Jugendlichen aus", sagt Männel-Kaul. Das liege wohl daran, dass sie "manchmal echt streng, aber auch sehr nett" sei - geradeaus eben. Mit den jungen Leuten entwickelten sich häufig interessante Dialoge. Auf Freizeiten kommt die fast schon obligatorische Frage häufig beim Tischfußball: "Glauben Sie wirklich an Gott?" Wenn die Pastorin dann "Ja" sagt, kommt schon mal ein überraschter Ausruf: "Aber Sie sind so normal." Männel-Kaul lacht, wenn sie von solchen Gesprächen erzählt, sie lacht sowieso häufig.

Den Jugendlichen, die die 52-Jährige nach dem Glauben fragen, antwortet sie meist etwa so: "Natürlich bin ich ganz normal. Weil man an Gott glaubt, muss man ja nicht komisch sein." Sie rede ab und zu mit Gott. "Aber ich sitze bestimmt nicht den ganzen Tag zuhause und bete. Ich bin ein total fröhlicher Mensch und am liebsten unter Leuten."