Eine Glosse von Bibi Maaß

Wer kulinarisch ganz oben mitspielen möchte, muss seine Küche in einen Kräuter-Urwald verwandeln. Keine Soße, kein Gratin oder Fleischgericht ohne Estragon, Kerbel, Basilikum und Co. Das Grün ist schmackhaft und gesund, sagen uns die Fernsehköche. Es fängt freie Radikale (was immer das sein mag) und hilft beim Fettabbau. Darum sind Kräuter ein "Must-have" in jeder modernen Küche. Wer kann sich diesem Trend schon entziehen?

Ich habe schon Wagenladungen essbarer Grünpflanzen in kleinen Töpfen angekarrt, sie dekorativ im Küchenfenster drapiert und pfleglich gegossen. Vergebens!

Ich weiß ja nicht, wie viele freie Radikale in meinem Körper herumschwirren, aber die geringe Dosis an Kräutern, die ich mir bisher zuführen durfte, konnte sie bestimmt nicht einfangen. Mein Problem: Sobald die bis dato kräftig anmutenden Pflänzchen den Supermarkt verlassen, beginnen sie auch schon zu welken. Kein Basilikum überlebt auch nur vier Tage auf meiner Fensterbank. Die Petersilie färbt sich bereits nach 48 Stunden gelb, und der Kerbel ist nach nur einem Tag ein Fall für die Biotonne.

Darum geriet ich in Schockstarre, als mir neulich meine Nachbarin - sie ist eine sehr moderne Köchin - den Schlüssel für ihre Wohnung mit der Bitte gab, ich möge während ihres Urlaubs ihre Pflanzen gießen.

Was soll ich sagen: Vor ihrer Rückkehr muss ich dringend zum Gemüse-Höker. Mein Problem: Der Zustand ihrer Kräutersammlung lässt nicht mehr eindeutig erkennen, um welche exotischen Gewächse es sich einmal gehandelt hat.