Die Verwaltungsoberinspektorin Uta Kramer tritt bei der Bürgermeisterwahl als parteilose Einzelkandidatin an. Am 8. September findet die Wahl statt.

Oststeinbek. Im Keller des Oststeinbeker Rathauses, dort, wo noch vor einiger Zeit ein Teil der Requisiten abgestellt war, kennt sie jeden Winkel. Und eine Etage höher, auf der Saalbühne, fühlte sie sich über Jahre hinweg pudelwohl. Kein Wunder, schließlich ist Uta Kramer, 50, seit 2009 in der Laienspielgruppe aktiv. Das Theaterspielen vor Publikum genieße sie, es sei ihr großes Hobby, sagt die gebürtige Hamburgerin, die seit sechs Jahren in der 8600-Einwohner-Gemeinde lebt.

Vom Erdgeschoss, so Kramers Plan, soll es für sie demnächst in den ersten Stock des Rathauses gehen. Und zwar jeden Tag. Nicht aus Vergnügen, sondern von Berufs wegen. Denn dort ist das Zimmer des Verwaltungschefs zu finden. Am 8. September, wenn die Oststeinbeker einen neuen Bürgermeister wählen, können sie auch für Uta Kramer votieren. Die Verwaltungsoberinspektorin bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, dort verantwortlich für Controlling und Statistik, tritt wie SPD-Mitglied Gabriela Malone als Einzelbewerberin an. Der große Unterschied zwischen den beiden: Sie ist parteilos. Dritter im Bunde ist Jürgen Hettwer, Leiter der Sieker Amtsverwaltung. Er wurde gemeinsam von CDU, FDP und der Wählergemeinschaft OWG vorgeschlagen.

Dass sie keiner Partei angehöre und politisch bisher noch nicht aktiv gewesen sei, schätzt Kramer nicht unbedingt als Nachteil ein. "Wenn man von einer Sache überzeugt und mit Leidenschaft dabei ist, wächst man mit den Aufgaben. Als Bürgermeister wurde ja noch keiner geboren", sagt die 1,73 Meter große Frau entschlossen. Einen Grund, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen, habe sie nicht. Immerhin arbeitet Kramer seit 31 Jahren in der Verwaltung, verfügt zudem über Führungserfahrung. Angefangen hatte alles mit einer Ausbildung bei der Seekrankenkasse, "damals hieß es offiziell zum gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst", sagt sie schmunzelnd.

Uta Kramer ist es sehr ernst mit der Kandidatur, das merkt man sofort. Sie spricht von Visionen, etwa dem Bau von gemeindeeigenen Wohnungen ausschließlich für junge und alte Oststeinbeker. "Die Vergabe müsste dann an das Einkommen gekoppelt sein. Allerdings können solche Projekte nur gestemmt werden, wenn es die Finanzen der Gemeinde zulassen", so Kramer. Denn eines habe für sie oberste Priorität: Oststeinbek müsse schuldenfrei bleiben.

Für das politische Geschehen in ihrem Wohnort interessiert sich Kramer, die seit 15 Jahren verheiratet ist und keine Kinder hat, schon seit dem Zuzug. Doch in den vergangenen eineinhalb Jahren ist die Neugier gestiegen, auch, weil das Verhältnis zwischen der ehemaligen Bürgermeisterin Martina Denecke und den Parteien sowie Verbänden immer schlechter wurde, eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Ehrenamtlichen und der Verwaltungschefin schließlich nicht mehr möglich war. Die Spannungen gipfelten in Deneckes Abwahl im März dieses Jahres. "Ihr wurden ja immer wieder Beratungsresistenz und andere Sachen vorgeworfen. Bei mir brauchen Mitarbeiter nicht in Angst zu leben. Man muss Menschen so behandeln, wie man selbst behandelt werden will. Mit Respekt und Vertrauen", beschreibt die Bewerberin ihren Führungsstil.

So habe sie es auch den Bürgern vermittelt, als sie im Einkaufszentrum und an den Haustüren der Gemeinde um Unterstützung für die Kandidatur warb. Die 95 Unterschriften für die Wahlzulassung hatte sie jedenfalls zügig beisammen. Ans Eingemachte geht es aber erst jetzt in der heißen Phase des Wahlkampfs. Und für Kramer vor allem darum, ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Die nächste Gelegenheit dazu hat sie am Mittwoch, 7. August, ab 19.30 Uhr bei einer öffentlichen Vorstellung der Kandidaten im Bürgersaal im Kratzmannschen Hof - Kramers erster Auftritt als Bewerberin für das Amt auf großer Bühne. "Ein bisschen aufgeregt bin ich schon", sagt sie ehrlich, "aber durch das Theaterspielen bin ich ja auch ganz gut geübt."