Einige Arten sollen Oberlauf der Bille erreichen können. Die Stadt rechnet für den Bau des Borstenaufstiegs - so lautet der offizielle, etwas sperrige Name der Konstruktion - bislang mit Kosten in Höhe von rund einer Million Euro.

Reinbek. Die Stadt Reinbek plant den Bau einer sogenannten Fischtreppe am Stauwehr des Mühlenteiches. Mithilfe dieses Bauwerks sollen bald Meerforelle, Aal, Schlei und andere Fische in die Laichgewässer im Oberlauf der Bille gelangen können. Noch findet die Reise der Fische am Wehr ein jähes Ende, denn das Wasser stürzt hier drei Meter in die Tiefe - eine Distanz, die kaum ein Fisch überwinden kann.

Die Stadt rechnet für den Bau des Borstenaufstiegs - so lautet der offizielle, etwas sperrige Name der Konstruktion - bislang mit Kosten in Höhe von rund einer Million Euro. "Wir gehen inzwischen aber davon aus, dass es noch teurer wird", sagt Sven Noetzel, Bauamtsleiter in Reinbek. Auf die Frage, welche Kosten er genau erwarte, schweigt der Amtsleiter. Vermutlich wird es aber deutlich mehr als eine Million Euro. Doch Noetzel beruhigt: "Reinbek wird nur zehn Prozent der Kosten selber tragen müssen, der Rest kommt als Subvention von der EU." Es sei wichtig, dass die Stadt das Projekt möglichst bald auf den Weg bringe, so der Bauamtsleiter weiter. "Denn die Subventionen laufen aus."

Ein Jahr länger als gedacht hat sich die Stadt schon mit der Unteren Naturschutzbehörde, der Wasserbehörde, dem Fischereiamt und den Landesbetrieben für ländliche Räume und für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz sowie dem Denkmalschutz beraten und sich nun für den Borstenaufstieg entschieden. Endlich seien die Planungen abgeschlossen, sagt Noetzel. Er rechnet nun mit einer Auftragsvergabe zum Jahreswechsel, der Baubeginn ist für Sommer 2014 geplant.

Aber die Freude ist nicht ungeteilt. Reinhard Müller-Glewe zum Beispiel gehört zu denen, die besorgt sind. "Wir sind von der Treppe nicht sonderlich begeistert", sagt der Sprecher der Gemeinschaft für Fischereibiologie und Naturschutz Reinbek (GFN). Die GFN befürchtet, dass Lachse, Meerforellen und Wollhandkrabben, die das Biotop im oberen Flusslauf bislang nicht erreichen können, dieses empfindlich stören könnten. "Der obere Flusslauf ist ein völlig intaktes und autarkes Gewässer. Es wäre schade, wenn beispielsweise Bachforellen und Äschen unter den neuen Arten leiden würden", sagt Müller-Glewe weiter. Aufhalten können wird er den Bau wohl nicht.

Am Ende wird die Stadt auf einer Rechnung in Höhe von 100.000 bis 120.000 Euro sitzen bleiben. Viel Geld für ein kleines Bauwerk, meint auch Bauamtsleiter Noetzel: "Im Grunde genommen sieht die Treppe recht unspektakulär aus. Es ist eine schmale Wasserrinne, die durch Borsten, wie bei einem Besen, in Kammern unterteilt ist. In den Kammern fließt das Wasser langsamer. So können die Fische Kammer für Kammer in den Mühlenteich aufsteigen." Obwohl es kein Prestigebau ist: "Ingenieurtechnisch ist das eines der tollsten Projekte, die ich je begleitet habe. Es könnte kaum komplizierter sein", sagt er und strahlt dabei.

Damit meint Noetzel die Arbeiten am Rande der eigentlichen Baustelle. Denn die sind die größte Herausforderung. "Hier fließen pro Sekunde zwei Kubikmeter Wasser runter. Die müssen wir umleiten." Dafür sollen zwei Rohre mit einem Durchmesser von jeweils 1,20 Meter sorgen, die in 4,50 Meter Höhe über der Schloßstraße verlegt werden. In ihnen wird das Wasser über die Baustelle hinweg geleitet. "Es sind diese sehr speziellen Arbeiten, die das Projekt so teuer machen", sagt Noetzel. Er muss die Stadtverordneten über die Mehrkosten unterrichten.

Die Schloßstraße wird für die Bauarbeiten sechs Monate halbseitig gesperrt werden, kündigt Noetzel vorsorglich an. Auch die Fußgängerbrücke wird für die Bauarbeiten weichen müssen, sie ist seit längerer Zeit marode. Wer diese Kosten dafür trägt, ist aber noch unklar.

Eine Art Treppe für Fische - das ist im Grund genommen nichts Neues. Zuletzt sind 2009 und 2010 in Großhansdorf und Ahrensburg Bauwerke entstanden, damit zum Beispiel auch Bachforellen und Neunaugen aus der Alster bis in die Aue schwimmen. In beiden Orten sind allerdings sogenannte Sohlgleiten zum Einsatz gekommen. Das sind Anlagen, in denen ein Unterschied des Wasserniveaus über eine längere Strecke mit geringem Gefälle ausgeglichen wird. Ihr Bau ist vergleichsweise günstiger als der einer Fischtreppe. Die Sohlgleite in Ahrensburg etwa hat 450.000 Euro gekostet.