Bei der Eröffnung vor 30 Jahren war das Badlantic mit Wellenbad eine Attraktion im Norden. Doch heute ist die Konkurrenz groß und das Defizit hoch
Ahrensburg. Es war ein "Freizeitbad der Superlative", das da eröffnete - so hieß es in der Ahrensburger Zeitung. Ein Bad, für das die Stadt 23 Millionen Mark hingelegt hatte, einen immens hohen Betrag für die damalige Zeit. Während der dreijährigen Bauzeit wurde die Einweihung mit Spannung erwartet. Und das Badlantic bot seinen Besuchern Außergewöhnliches: eine Wellenanlage. Und so überrascht es nicht, dass am Tag der Eröffnung der Andrang so groß war, dass die Türen zeitweise geschlossen werden mussten. Bürgermeister Manfred Samusch und Innenminister Carl Eduard Claussen (CDU) hatten sich schon vorher beim offiziellen Festakt umsehen können.
Vor 30 Jahren, genau am 10. Juni 1983, eröffnete das Badlantic. An diesem Sonnabend wird das Jubiläum mit einem Familientag gefeiert. Ansprachen wird es diesmal keine geben, aber wohl den einen oder anderen guten Wunsch für die Zukunft des Bades. Die Stadt verhandelt schon seit vielen Monaten über eine komplette Übernahme des Bades, das sie noch gemeinsam mit E.on Hanse betreibt. Wegen der hohen Defizite - pro Jahr sind es etwa 1,5 Millionen Euro - ist das Badlantic immer wieder in der politischen Debatte. Es müsse attraktiver werden, heißt es auf der einen Seite. Es müsse weniger Geld ausgeben, auf der anderen. Wohin die Reise geht, ist ungewiss, solange die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen sind.
Klar ist: In dem in die Jahre gekommenen Bad stehen große Veränderungen an.
Wegbegleiter der ersten Stunde erinnern sich an eine vergleichsweise sorgenfreie Auftaktzeit. "In den ersten Jahren war es einfach brechend voll. Die Leute sind damals sogar aus Wedel und Elmshorn hierher zum Schwimmen gekommen", sagt Monika Raddatz von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Ahrensburg. Sie gibt seit der Eröffnung Schwimmkurse.
Die Zahlen bestätigen ihre Einschätzung. "In der ersten Saison hatten wir 460.000 Gäste. Heute sind es etwa 300.000", sagt Badlantic-Geschäftsführer Hermann Roks. Auch er erinnert sich gut an die Anfangsjahre - denn der heute 61-Jährige, der die Leitung Ende 2012 übernahm, war auch der erste Chef. "Betriebsleiter" hieß das damals, Roks unterstand dem Sozial-, Jugend- und Sportamt der Stadt.
Für den Andrang zu Beginn hat Roks mehrere Erklärungen: "Es war einfach eine enorme Attraktion. Wir waren damals das größte Bad in Schleswig-Holstein." In seiner Gestaltung sei die Anlage geradezu revolutionär gewesen: "Unser Badlantic war eine der ersten Badelandschaften. Ein Architekturbüro hatte das Innere gestaltet und einer Seenlandschaft nachempfunden."
Die anderen Hallenbäder sahen dagegen geradezu spartanisch aus. "Das waren einfache Sportbäder. Wasserlöcher mit einem pfeifenden Bademeister am Rand", sagt Roks. Das Badlantic hingegen bot eine der ersten Wellenanlagen. "Das war natürlich der Renner. So etwas gab es in der Region nicht."
Florian Arlitt, der Ende der 80er-Jahre im Badlantic anfing, erinnert sich mit leuchtenden Augen an jene Zeit. "Das Badlantic war ein Diamant in Norddeutschland. Ich war unglaublich stolz, da zu arbeiten. Andere waren das auch - egal, ob sie Schwimmmeister waren oder Pommes gebrutzelt haben." Inzwischen leitet der heute 41-Jährige die Animation.
Auch die Menschen in Ahrensburg identifizierten sich damals stark mit dem Bad. So gab es schon in den 60er-Jahren einen Förderverein, der sich für den Bau einsetzte. In den 70er-Jahren gründete er sich neu, trieb seine Sache unter dem Motto "Ahrensburg braucht ein Hallenbad" voran. "Unser Plakat hing damals in vielen Schaufenstern in Ahrensburg", sagt Lothar Raddatz, damals im Vorstand des Vereins. Und zum Bau konnte der Verein einen mehr als symbolischen Beitrag leisten. Raddatz: "Wir haben 250.000 Mark für das Badlantic gesammelt."
Bleibt die Frage, warum das Bad nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen kann. Hermann Roks hat mehrere Erklärungen. Da sei zum einen die Konkurrenz, die stärker geworden ist. "Andere Bäder haben einfach nachgerüstet, wie das Parkbad in Hamburg-Volksdorf. Andere sind dazugekommen, wie das Arriba in Kaltenkirchen und die Ostsee-Therme Scharbeutz."
Eine Badelandschaft sei eben kein "Alleinstellungsmerkmal" mehr. Und das Badlantic sei, Roks gibt es zu, in die Jahre gekommen. "Wir sind eben 30 Jahre alt. Und es ist nicht laufend investiert worden in die Attraktivität." Seiner Ansicht nach gibt es Bereiche, in denen "dringend" eine Verbesserung nötig sei, etwa bei den Solarien.
Ein weiterer, gewichtiger Punkt kommt hinzu - und er wird weitaus schwieriger zu ändern sein als die Ausstattung. Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich geändert, besonders das der Jugendlichen. Dazu Florian Arlitt: "Heute chatten viele Jugendliche lieber, sie gehen nicht mehr so häufig ins Schwimmbad." Es sei erschreckend zu sehen, dass viele Kinder nicht mehr richtig schwimmen könnten. DLRG-Trainerin Monika Raddatz bestätigt das. Und ergänzt: "Das betrifft auch viele Erwachsene".
Für die DLRG und die Sportvereine SSC Hagen und Ahrensburger TSV, die auch das 1999 konstruierte Lehrschwimmbecken nutzen, ist das Badlantic ein unverzichtbarer Ort. So trainieren dort regelmäßig 410 Schwimmer des ATSV und etwa 170 des SSC Hagen. Viele Kinder machen im Badlantic ihre ersten Schwimmzüge - wie vor drei Jahrzehnten. Hans-Jürgen Bendfeldt, Leiter der Schwimmsparte des ATSV, wünscht dem Badlantic wieder etwas mehr Beachtung: "Es wäre schön, wenn die Bürger es wieder mehr nutzten."
Immerhin: Hermann Roks, der durchaus einigen Optimismus versprüht, und seine Mitarbeiter haben sich an die Arbeit gemacht. Neue Kurse wurden in diesem Jahr eingeführt, wie etwa Aqua-Zumba. Das Marketing wurde verändert, unter anderem machten Badlantic-Mitarbeiter auf dem Stadtfest Werbung. Studenten der Kunstschule Hamburg-Wandsbek haben eine Umfrage unter Ahrensburger Bürgern gemacht, ob sie mit dem Badlantic zufrieden seien. Die Ergebnisse liegen schon vor. Zusätzlich soll nach den Sommerferien noch eine Umfrage unter den Badegästen folgen.
Die Gesamtergebnisse will Hermann Roks im Herbst dem Badlantic-Aufsichtsrat vorlegen. Der Geschäftsführer sagt: "Daraufhin könnte man anfangen, ein Konzept zur Neuausrichtung zu entwickeln." Was geschieht, entscheiden letztlich die Eigentümer - wenn die Besitzverhältnisse denn mal geklärt sind. Dass Hermann Roks genügend Ideen hätte, daran lässt er keinen Zweifel: "Wir sind eine Stadt, die sich im demografischen Wandel befindet. Das könnte mit in die Neuausrichtung einfließen." Kurse wie Aqua-Zumba seien schon jetzt sehr erfolgreich, gerade bei älteren Besuchern. Roks: "Wir wünschen uns ein Becken, in dem wir ausschließlich Kurse anbieten können."
Genug Motivation, das Bad nach seinem 30. Geburtstag ein bisschen aufzufrischen, ist laut Florian Arlitt vorhanden. Er sagt: "Wir sind tolle Kollegen, die Lust und Laune haben. Wir wollen die Vergangenheit hinter uns lassen und in die Zukunft blicken."