Serie: Jeden Sonnabend stellt das Abendblatt einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: die Möhnsener Musikanten.

Möhnsen. Mittlerweile fragen die Fans bereits nach dem Lied. Wenn die Möhnsener Musikanten ein Konzert spielen, dann wollen ihre treuen Begleiter schon vorher wissen: "Spielt ihr heute auch die Löffelpolka?" Heinrich Hamester antwortet dann: "Nein, die haben wir heute leider nicht im Programm." Doch wenn bei einer Zugabe Armin Eggers einen Kochhut und eine Kochschürze anzieht, zwei Löffel herausholt und die Polka anstimmt, dann jubelt das Publikum und merkt, dass Hamester geflunkert hat. Natürlich ist die Löffelpolka im Programm. Und Armin Eggers gibt mit seinen beiden Löffeln den Takt an.

Armin Eggers ist Gründungsmitglied der Möhnsener Musikanten. 1968, vor genau 45 Jahren, taten sich 24 Feuerwehrkameraden zu einer Kapelle zusammen. Einer der ersten Umzüge führte beim damaligen Kinderfest durch Möhnsen.

Seitdem hat sich vieles verändert. In diesem Sommer feierten 41 Musiker das 45-jährige Bestehen des Vereins. Mit dabei waren noch sieben Gründungsmitglieder. Und was genauso wichtig ist: 16 Musiker unter 18 Jahren. So niedrig wie heute war der Altersdurchschnitt nicht immer. Im Gegenteil: Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich die Kapelle nicht wirklich verjüngt, sondern ihre Mitglieder wurden immer älter. Es kamen keine jungen Leute nach.

Heinrich Hamester ist Mitglied seit 1969. Die Feuerwehrkapelle, die sich 1975 in Musikzug Möhnsen umbenannte, ist sein großes Hobby. Seit 2002 ist er ihr Vorsitzender. Er scheute sich nicht, ein paar Veränderungen vorzunehmen. "Wir waren nur noch alte Männer", sagt Hamester. "Haben nie Jugendarbeit gemacht. Das konnte so nicht weitergehen." Der heute 61-Jährige konzentrierte sich auf die Rekrutierung von Jugendlichen und begann mit einem Infonachmittag. Vor neun Jahren war das, zwölf Jugendliche kamen damals in die Möhnsener Sporthalle. "Daraus wurden dann 20 bis 30 Jugendliche insgesamt."

Natürlich blieben nicht alle. Dafür aber einige Eltern, die ihre Kinder zum Unterricht brachten und begeisterter als ihr Nachwuchs waren. "So haben wir eine schöne Altersstruktur bekommen", sagt Hamester. Menschen jeden Alters musizieren nun zusammen. Neben dem Hauptorchester spielt heute sogar ein Jugendorchester.

In die Ausbildung der Jugendlichen investieren Hamester und andere Mitglieder viel Zeit. Jeden Freitagnachmittag gibt der Vorsitzende ehrenamtlich zehn Schülern Trompeten- und Tenorhorn-Unterricht. Die Schüler zahlen dafür zehn Euro pro Monat, das sei eigentlich "fast geschenkt".

Die Arbeit mit den Jugendlichen ist das, was dem gebürtigen Möhnsener Hamester am meisten Spaß macht. "Frischen Wind bringen die rein", meint er. Ausflüge nach Neuruppin und Fehmarn waren etwas Besonderes, genauso der Besuch des Bundestags. Mit einem Bus fuhren die Jugendlichen und einige Erwachsene nach Berlin, hatten die Instrumente dabei und spielten fast eine halbe Stunde vor dem Brandenburger Tor. Auch im Heide-Park haben sie schon musiziert und dafür freien Eintritt bekommen.

Aber nicht nur die Jugendarbeit war eine Neuerung. Auch die Auftritte haben sich verändert. Oktoberfeste sind seit einigen Jahren angesagt. "Wir waren auf einer Reise in Tirol", erzählt Hamester. "Dort hatten es uns die Lederhosen angetan. Also haben wir gleich welche gekauft."

Zurück im Norden entstand die Idee eines Oktoberfests. Warum nicht auch hier, auf dem platten Land, eins feiern? Zum ersten Fest auf dem Gut Hamester in Basthorst kamen 300 Besucher und der NDR. Heinrich Hamester erinnert sich noch genau: "Die Bude war gerammelt voll." Mittlerweile spielen die Musikanten auf zehn bis zwölf Oktoberfesten im September und Oktober. "Das scheint jetzt trendy zu sein. Viele Dörfer feiern das jetzt." Eine Elektrofirma lud das Orchester einmal zu einem extra für die Mitarbeiter organisierten Oktoberfest ein. "Die Leute haben gejubelt und auf ihren eigenen Kühlschränken getanzt und gefeiert", sagt Hamester lachend. An einen Auftritt kann sich der gelernte Diplom-Kaufmann Hamester besonders gut erinnern: 1986 heiratete Vicky Leandros auf Gut Basthorst Enno Freiherr von Ruffin. Die damals noch Musikzug Möhnsen genannte Kapelle war für die Musik verantwortlich. Heinrich Hamester, seit jeher ein begeisterter Sportler, lief an diesem Tag seinen ersten Marathon in einer Zeit von drei Stunden und 15 Minuten. Danach zog er sich ganz selbstverständlich seine Orchester-Uniform an, hängte sich die Medaille um und spielte auf der Hochzeit. Von den Kollegen erntete er respektvolles Staunen.

Im vergangenen Jahr wurden die Musikanten zu einem eingetragenen Verein. Eine Verbindung zur Feuerwehr gibt es seitdem nicht mehr. Heute sind von den mehr als 40 Musikern nämlich nur noch zwei bei der Feuerwehr aktiv.

Das Repertoire der Möhnsener umfasst 130 Songs, unter anderem auch ein Helene-Fischer-Medley. "Märsche, Polka, Schlager: Wir spielen alles, was unsere Zuhörer sich wünschen", sagt der Vorsitzende. Deshalb darf die Löffelpolka natürlich niemals fehlen.