Die Oldesloerin arbeitet seit 40 Jahren als Telefonistin in der Zentrale der Kreisverwaltung - Seelsorge inklusive. Heute feiert sie Dienstjubiläum.

Bad Oldesloe . "Kreisverwaltung, guten Tag?", so wird jeder mit fragendem Unterton begrüßt, der in der Zentrale des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe anruft. "Ich stell' rüber, kleinen Moment", folgt dann die Zuweisung zum gewünschten Ansprechpartner. Wer schon öfter die Nummer der Zentrale gewählt hat, der erkennt sie vielleicht wieder: die Stimme Stormarns. Sybille Daden. Heute feiert die 56-Jährige ihr 40. Dienstjubiläum.

Dabei hätte sie nie gedacht, dass es so weit einmal kommen würde. "Am ersten Tag meiner Ausbildung zur Bürogehilfin sollte ich für die Leiterin etwas nach oben bringen." Die damals 16Jahre alte Daden verlief sich rettungslos in den Fluren und kam eine Viertelstunde zu spät. ",Hier werden Sie nicht alt', sagte die Leiterin dann zu mir", erinnert sich Daden. Und fügt hinzu: "Tja, da hat sie sich wohl geirrt." Weil eine Kollegin krank wurde, arbeitete die Auszubildende Daden schon vor Ausbildungsschluss als Telefonistin in der Zentrale und leitete Anrufe weiter. "Ich habe meinen Job gut gemacht und man sagte mir: Bleib mal ruhig hier."

Hinter dem Glasfenster mit der Aufschrift "Auskunft" sitzt Sybille Daden jetzt noch immer. Durch eine Öffnung darin grüßt jeder Vorbeikommende sie. Die Zentrale liegt im Erdgeschoss, gleich hinter dem Eingang. Die beiden Flügel der Fenster nach draußen hat Daden weit geöffnet. Auf der anderen Seite stehen oft Kollegen, um einen kleinen Plausch zu halten. "Ist immer nett, wenn einer reinguckt. Wenn das Umfeld stimmt und man sich mit den Kollegen versteht, dann ist der Rest ja fast egal", sagt Daden.

"Ich bin schon in der Schule immer die größte Quatschtante gewesen. Jeder hat ja so seins - und das Reden ist eben meins. Nicht nur auf der Arbeit." Denn auch bei der Niederdeutschen Bühne Ahrensburg schnacke sie gern viel und vor allem auf Platt.

Was ihre Arbeit ausmache, seien vor allem die vielen kleinen Geschichten des Alltags, die die Menschen ihr am Telefon erzähltn. "Sie glauben ja gar nicht, wie viele Lebensgeschichten ich schon gehört habe", sagt sie. Und das störe sie nicht, im Gegenteil. "Das sind doch die besten Momente. Wenn ich Zeit habe, gehe ich gern auf die Anrufer ein." Meistens seien es ältere Menschen, die auch mal weiter ausholten. "Eine Frau rief an, weil wir auch die Gesundheitsbehörde in Oldesloe haben. Sie hatte eine Frage, weil sie krank geworden war. Ich sagte ihr, was ich meiner Mutter in so einem Fall immer empfehle. Drei Tage später rief die Dame wieder an und bedankte sich bei mir."

Der große Schaltraum mit den mechanischen Wählern nebenan ist schon seit vielen Jahren abgebaut und von modernerer Technik ersetzt worden.

"Als ich hier als Bürogehilfin anfing, sah die Arbeit noch ganz anders aus. Und sie war richtig stressig. Morgens steckten wir die Stecker in die Steckdose und abends um halb fünf zogen wir sie raus - da waren wir schon völlig fertig mit den Nerven." Damals konnte Sybille Daden auch noch kleine Reparaturen selbst ausführen. "Man hörte, wo was kaputt war, welcher Wähler mal wieder in welchem Regal klemmte", sagt sie.

Jetzt sitzt sie an einem Schreibtisch mit drei Computerbildschirmen und einem Telefon. Anrufer werden per Mausklick weitergeleitet. Wenn das mal nicht funktioniert, kann Daden aber auch ohne zu zögern die passende Durchwahl aufsagen.

"Die reine Telefoniererei war früher mein einziges Aufgabengebiet. Heute nimmt sie nur noch etwa 30 oder 40 Prozent meiner Zeit in Anspruch." Andere Aufgaben waren bis Juli dieses Jahres etwa die Betreuung der Informationstechnik-Hotline. Jetzt wurde die Abteilung in den IT-Verbund Stormarn verschoben. "Manchmal bekomme ich schon Angst, dass meine Aufgabe bald irgendein Callcenter übernimmt", sagt Daden, "heutzutage weiß man so was ja nie. Ich habe immer gesagt: Ich mache alles, aber nehmt mir meine Zentrale nicht weg. Die ist mein Ein und Alles."

Im Haus kennt die 56-Jährige alle Mitarbeiter. "Ich bin vor allem für die jungen neuen Leute immer gern da", sagt sie. Und sie sei richtig stolz, wenn andere raten: 'Frag' einfach mal Frau Daden, die weiß das bestimmt.' "Manchmal vergesse ich, wie schwer manche Dinge am Anfang für die Auszubildenden sind. Manche Anrufer laden ihre ganze Wut aufs Amt bei den Mitarbeitern ab." Früher rollten da manchmal Tränen und die Knie schlotterten. "Heute lege ich den Hörer weg und alles ist gut."

Den Dank ihrer Kollegen kann man in Sybille Dadens Zentrale auf vielen bunten Bildchen betrachten: Hinter Computer-Bildschirmen und dem Telefon kleben Dutzende Postkarten, auf denen Strände und exotische Tiere zu sehen sind. "Seit einem Jahr habe ich wieder angefangen, die aufzuhängen", sagt Daden. "Das sieht zwar ein bisschen ramschig aus an der Wand. Aber ich mag die bunten Bilder und dass die Menschen an mich gedacht haben."

40 Jahre ist sie bei der Kreisverwaltung Stormarn - ihren Mann kennt sie schon seit 41 Jahren. "Das ist noch meine Schulhofliebe. Tja, was ich hab, das geb' ich eben nicht mehr her."