Bausünde loswerden

30. Juli: "Land stuft Ahrensburger Rathaus als Denkmal ein"

Um Gottes Willen! Wer will dieses Gebäude als Denkmal erhalten? Es ist eine Bausünde aus den 70er-Jahren. Überall will man diese Sünden loswerden. In Ahrensburg wollen Politiker sie erhalten?

Markus Wicht

Zigarrenkiste

Offensichtlich sind wir den Denkmalschützern schutzlos ausgeliefert. Dass dieser grauenvolle Klotz mit einem Turm dran zum Denkmal hochstilisiert wird, ist eine nachträgliche Rehabilitation der Architekten, die in den 60er-/70er-Jahren das Land mit diesen Zigarrenkisten verunstaltet haben. Da packt einen die nackte Angst davor, welche dieser architektonische Meisterwerke zukünftig noch als schutzwürdiges Kulturgut eingestuft werden.

Dirk Helbig

Vermieten und neu bauen

Es mutet abenteuerlich an, dieser Bausünde etwas Positives abzugewinnen. Ich kenne keinen Ahrensburger, der dieses Gebäude derartig liebt, dass er es besonders geschützt wissen will. In der Festschrift zur Einweihung des Rathauses (1970) schaut es recht schmuck aus. "Oh, wie so herrlich stehst du da", möchte man in Anlehnung an Hamburgs "Hammonia" schwärmen. Zu der damaligen Zeit war man vor allem froh, aus der in mehreren Gebäuden untergebrachten Verwaltung ein Ganzes zu machen, zentral gelegen. Ich kann allerdings den Vergleich mit den Aufbauten eines Flugzeugträgers gut verstehen.

Wie scharfsinnig mutet es an, wenn die Denkmalschützer von einem Rathausturm sprechen, der "in die Höhe strebt" - als wenn ein Turm eine Alternative dazu hätte. Mit derartig schlüssigen Argumenten versucht die Denkmalschutzbehörde, uns eine ideologisch gefärbte Maßnahme schmackhaft zu machen. Geht's noch? Aber unsere Politiker zeugen auch nicht gerade von Weitblick und Aufgabenverständnis. Ich erwarte von der gesamten Stadtverordnetenversammlung, sich nicht hinter Zahlen zu verstecken und der Verwaltung die Verantwortung zuzuschieben, sondern vorausschauend zu planen. Mein Vorschlag: Den Kasten komplett umfunktionieren, Teile/Etagen vermieten (die Kantine im 6. Stock wäre ein ausgezeichnetes Objekt), dort auch kommerzielle Veranstaltungen durchführen, ein offenes Haus daraus machen, gern auch mit Kita. Platz genug hinterm Haus gibt es ja auch noch. Und für die Verwaltung: ein zweckmäßiger Neubau auf stadteigenem Grund, seriös langfristig finanziert.

Edgar Müller

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