Ahrensburger Verwaltungssitz soll unter Schutz gestellt werden. Stadt muss bis Ende August Stellungnahme nach Kiel schicken. Die Nachricht platzt mitten in die Sommerpause im Ahrensburger Rathaus.

Ahrensburg. "Bei der Überprüfung des Bestandes an historischen Kulturgütern in unserem Lande haben wir das Rathaus (...) als schutzwürdiges Kulturgut eingestuft und für die Eintragung in das Denkmalbuch vorgesehen." Der Brief, der mit diesen Worten beginnt, ist an die "Stadt Ahrensburg, Rathaus" adressiert. Absender: das schleswig-holsteinische Landesamt für Denkmalpflege. Der zentrale Satz in dem vierseitigen Schreiben, das dem Abendblatt in Kopie vorliegt, steht auf Blatt 3 ziemlich weit unten und ist in fetten Lettern gedruckt: "Die beabsichtigte Eintragung soll folgenden Wortlaut haben: Der Denkmalschutz erstreckt sich auf das gesamte Gebäude sowie die dem Rathaus unmittelbar vorgelagerte Außenanlage."

Die Kieler Behörde macht Ernst. Was in der Vergangenheit bereits angekündigt worden ist, findet sich nun im Wortlaut einer Art Vorverfügung wieder. Die Nachricht platzt mitten in die Sommerpause im Ahrensburger Rathaus. Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach kehrt erst am Montag kommender Woche an seinen Schreibtisch zurück. Bis dahin werde nichts passieren, "keine Entscheidung, keine Stellungnahme", kündigt die stellvertretende Bürgermeisterin Susanne Philipp-Richter (CDU) an. Nach Abendblatt-Informationen werden sich die Spitzen der Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung mit dem Bürgermeister an einen Tisch setzen und beratschlagen.

Eine von der Denkmalschutzbehörde gesetzte Frist rückt unterdessen Tag für Tag näher. Bis zum 26. August möge die Stadt freundlicherweise handeln, sollte sie Änderungen, Ergänzungen oder Berichtigungen vorschlagen wollen, heißt es in dem Schreiben. Tobias Koch, CDU-Fraktionschef, sieht wertvolle Zeit dahinschwinden. "Es wäre netter gewesen, das Landesamt hätte das Schreiben erst nach dem Ende der Sommerpause abgesetzt", sagt er. Allerdings: Auch die in Kiel mit dem Fall Ahrensburg betraute Sachbearbeiterin Astrid Hansen, an die laut Schreiben eventuelle Rückfragen zu richten sind, ist im Urlaub. "Das Haus erzählt von der rasanten Veränderung Ahrensburgs nach dem Zweiten Weltkrieg", hat sie unlängst in Ahrensburg gesagt.

Der stellvertretende Landeskonservator Dirk Jonkanski - auch sein Chef Michael Paarmann ist im Urlaub - sagt, er könne sich vorstellen, dass die Frist für diese sogenannte Anhörung wegen der Ferienzeit noch verlängert werde. Bei der Stellungnahme gehe es aber noch gar nicht um die Sache an sich. "Wir haben jetzt unsere Absicht kundgetan. Und wir wollen wissen, ob inhaltlich stimmt, was wir aufgeschrieben haben", sagt er. Ist das Objekt korrekt beschrieben? Stimmen die Jahreszahlen? Haben sich die Eigentumsverhältnisse geändert? Derlei objektive Fragen gilt es in Ahrensburg zunächst zu beantworten. "Dieses Schreiben ist noch kein Bescheid, gegen den die Stadt angehen könnte", sagt Jonkanski.

Dagegen angehen - das könne die Stadt erst später, wenn die Eintragung ins Denkmalbuch rechtskräftig werde. Das wäre dann auch der Zeitpunkt für eine subjektive Bewertung der Schutzwürdigkeit: Ist das Rathaus "ein zeittypisches Verwaltungsgebäude, bei dem zentrales Thema ein in die Höhe strebender Rathausturm ist", wie es die Denkmalschützer formulieren? Oder ist es "ein Verwaltungsgebäude, das aussieht wie die Aufbauten eines Flugzeugträgers", wie FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi dasselbe Bild beschreibt? "Ist die Eintragung rechtskräftig, kann die Stadt Widerspruch einlegen und sinngemäß sagen: Das sehen wir aber anders", sagt der Vize-Landeskonservator. In so einem Falle werde die Behörde den sogenannten Denkmalrat befragen, den Jonkanski als "bunte Mischung aus Sachverstand" beschreibt.

Das vorletzte Wort hat bei Gebäuden, die nicht älter als 65 Jahre sind, die Kultusministerin. Das allerletzte Wort hätten die Gerichte. Ahrensburg müsste gegebenenfalls vors Verwaltungsgericht ziehen, um die Unterschutzstellung des Rathauses zu stoppen.

Noch ist vollkommen unklar, ob die Stadt diesen Weg gehen wird. Für CDU-Fraktionschef Tobias Koch werfen die in Kiel geschmiedeten Pläne vor allem finanzielle Fragen auf. Welche Folgekosten kämen auf die Stadt zu, und inwieweit könnte das Land sie abfedern? "Das sind Fragen, die vorher geklärt werden müssen." Ähnlich äußert sich Monja Löwer von den Grünen: "Auf der einen Seite kann ich die Denkmalschützer verstehen, auf der anderen Seite haben wir schon erfahren, welche Kosten das mit sich bringen würde. Schwierig bei der derzeitigen Haushaltslage." Auch für Hinrich Schmick von der Wählergemeinschaft WAB steht der Kostengesichtspunkt im Vordergrund. "Als Behörde kann ich sagen: Ich will's. Als Politiker muss ich fragen: Was kostet das?"

"Die Begründung der Denkmalschützer klingt schlüssig", meint Hartmut Möller, SPD-Fraktionschef und Bauausschussvorsitzender. Was die Unterschutzstellung koste, müsse man sehen. "Aber das Rathaus muss ohnehin energetisch und brandschutztechnisch saniert werden." Abriss und Neubau kämen die Stadt teurer zu stehen.

FDP-Mann Thomas Bellizzi, der kürzlich eine Bürgerbefragung zum Thema am Tag der Bundestagswahl ins Spiel gebracht hat, ist dagegen sauer. Er sagt: "Da hat uns das Denkmalamt klassisch ausgekontert." Für die jetzt anstehende Stellungnahme müsse sich die Stadt dringend einen externen Gutachter organisieren.