Die neue Preisstruktur des Bezahlsenders bedeutet für viele Gastronomen, dass sie mehr bezahlen müssen. Einige kündigen nun ihr Abo. Laut Sky bezahlen viele Betriebe weniger als vorher.

Trittau. "Erschreckend", "dreist", "knallharte Modalitäten": So beschreiben Gastronomen aus Stormarn die neue Preisstruktur des Bezahlsenders Sky. Die hat Sky pünktlich zur neuen Bundesliga-Saison vom 1. September an eingeführt. Bisher richtete sich der Preis nur nach der Größe des Gastraums, nun werden auch Kaufkraft, Bevölkerungsdichte und Sportaffinität der jeweiligen Region einbezogen. Für viele Wirte bedeutet das eine Preissteigerung. Im Fall von Bernd Koppe, der den "Alten Bahnhof" in Trittau betreibt, eine Steigerung von mehr als 150 Euro pro Monat. Zahlte er bisher etwa 240 Euro, sind es nun knapp 400 Euro plus Mehrwertsteuer. "Ich müsste 78 Bier pro Spieltag verkaufen, um das wieder einzunehmen", sagt Koppe. "Das ist nicht zu erwirtschaften." Der 55-Jährige überlegte lange und nutzte schließlich das Sonderkündigungsrecht zum 1. August. Zur kommenden Saison wird es im "Alten Bahnhof" keine Fußball-Übertragungen mehr geben.

"Erschreckend", nennt Sven Ruge von Ruges Croque Shop in Ahrensburg das, was Sky ihm im vergangenen Schreiben mitteilte. "Anstatt 219 Euro zahle ich ab September 279 Euro. Dabei habe ich den Vertrag mit Sky erst im April abgeschlossen." Im Frühjahr hatte Ruge in die Fußball-Übertragungen investiert, einen neuen Fernseher gekauft. Bei den Kunden kam das gut an. Deshalb lässt er sein Abo auch erst mal laufen, die Investition muss sich schließlich rentieren. Dass er sich bei seinem Kundenberater beschweren wird, ist für Ruge klar.

Auch im Eiscafé Roden in Reinbek hat die neue Preisstruktur zu Buche geschlagen. "Letztes Jahr haben sie den Preis um 50 Euro erhöht, jetzt noch mal um 70 Euro", sagt der stellvertretende Geschäftsführer Aristotelis Arvanitis. Er ist wütend. 343 Euro plus Mehrwertsteuer muss er nun monatlich zahlen. "Das ist eine Frechheit, einfach dreist." 120 Euro mehr innerhalb eines Jahres - Arvanitis wird "das mal durchrechnen" und dann entscheiden, ob er kündigt oder nicht.

Mit der neuen Preisstruktur möchte Sky das "starre Preissystem individueller gestalten", so Britta Krämer vom Bezahlsender. Bisher gab es sechs Kategorien, die sich nach den Quadratmeterzahlen orientierten. Nun kommen die drei neuen Faktoren Kaufkraft, Bevölkerungsdichte und Sportaffinität hinzu. Für jede Postleitzahl in Deutschland hat Sky diese Faktoren errechnet. Die Quadratmeter-Kategorien bleiben bestehen, differenzieren aber stärker als vorher. Zum Beispiel: Bisher landeten Kneipen mit einer Größe von 36 bis 75 Quadratmetern in der zweiten Preis-Kategorie und zahlten 269 Euro im Monat. Ist eine Kneipe aber nur 60 Quadratmeter groß, zahlt der Betreiber in Zukunft 15 Euro weniger im Monat. Einen Euro weniger pro Quadratmeter-Differenz.

Mit dem neuen System sollen Gastronomen keinesfalls verschreckt werden, so Britta Krämer. Im Gegenteil: "Wir erwarten, dass wir in der Gastronomie mehr Kunden gewinnen werden." Aber wer profitiert denn von der neuen Preisstruktur? "Alle Betriebe, an deren Standort die drei Faktoren nur schwach ausgeprägt sind", sagt Krämer. Und wie viele Betriebe zahlen nun weniger als vorher? Genaue Zahlen gibt Sky nicht bekannt. "Mehrere Tausend Betriebe zahlen ab jetzt weniger, mehr und gleich viel."

Auch in dem Schreiben an die Betriebe hat Sky die Preiserhöhung nicht ins Detail aufgeschlüsselt.

Warum Bernd Koppe ab September fast 150 Euro mehr zahlen müsste, ist für ihn nicht nachzuvollziehen. In Gesprächen könnten Nachfragen geklärt werden, so Krämer.

Koppe meint, dass die Nähe zu Hamburg dem eigenen Laden nicht immer gut tue. "Die Leute kaufen hier zwar ein, aber um ihre Freizeit zu verbringen, fahren sie oft nach Hamburg." Tatsächlich ist Stormarns Kaufkraft eine der zehn höchsten in ganz Deutschland. Dagegen ist die Bevölkerungsdichte mit 303 Einwohner pro Quadratkilometer wesentlich geringer als in deutschen Großstädten. Wieso also Bernd Koppe, Sven Ruge und Aristotelis Arvanitis bis zu 60 Prozent mehr zahlen müssen, werden ihnen Sky-Kundenberater am Telefon erklären müssen.

Britta Krämer preist Sky indes als "Riesen-Paket in bester Qualität" an. Nicht jeder Betrieb würde die Vorteile, die Sky bietet, auch ausschöpfen. Arvanitis und Koppe dagegen sind sich einig, dass nur Fußballspiele Kunden in ihre Gaststätten locken. "Die vergangene Saison hat sich noch gelohnt", sagt Arvanitis. "Die nächste aber vielleicht nicht mehr."