Radler sind fast genauso oft Schuldige wie Opfer. Im Vorjahr 290 Verletzte im Kreis

Ahrensburg. Eine steigende Zahl von Verkehrsunfällen, an denen Radfahrer beteiligt sind, bereitet der Polizei Sorge. "Im Jahr 2012 haben wir allein in Stormarn 273 solcher Unfälle registriert", sagt Kay-Uwe Güsmer, Verkehrsexperte der Polizeidirektion. Dabei seien 290 Menschen verletzt worden. Zum Vergleich: 2011 waren es 231 Unfälle mit 227 Verletzten. Güsmer: "Jeder vierte Mensch, der im Straßenverkehr zu Schaden kommt, ist mittlerweile ein Radfahrer." Erst vor wenigen Tagen ist im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz eine 64 Jahre alte Frau schwer verletzt worden (wir berichteten); ein 13-Jähriger, ebenfalls mit dem Rad unterwegs, hatte sie gerammt.

Meist sind Radler bei Zusammenstößen die Schwächeren. Aber: Der Anteil der an einem Unfall Schuldigen, so Güsmer, sei fast genauso groß wie der der Opfer. Denn Radfahrer hielten sich oft nicht an die Verkehrsregeln oder sie handelten fahrlässig. "Erst kürzlich haben wir bei Lütjensee eine junge Frau angehalten, die Kopfhörer trug und während der Fahrt mit ihrem Smartphone herumhantierte." Außerdem sei eine Vielzahl von Rädern nicht verkehrssicher. Und die Fahrer sicherten sich nicht ausreichend, etwa durch Warnwesten.

Besonders gefährlich: beidseitig befahrbare Radwege

Nicht zuletzt komme es immer wieder vor, dass Radler betrunken unterwegs seien. "Ab 1,6 Promille ist der Führerschein weg, es wird eine medizinisch-psychologische Untersuchung angeordnet", so Güsmer weiter.

Die gefährlichsten Stellen für Radfahrer sind schlecht einsehbare Einmündungen sowie Grundstücks- und Parkplatzeinfahrten, zugeparkte Radwege und kurvenreiche Straßen. "Besonders gefährlich werden diese Orte, wenn ein Radweg in beiden Richtungen befahrbar ist." Radler sollten stets damit rechnen, dass Autofahrer Fehler machen.

Die steigende Zahl der Unfälle erklärt sich der Polizei-Verkehrsexperte auch damit, dass das Zweirad als Verkehrsmittel immer beliebter werde - quer durch alle Altersgruppen. Für die kommenden Jahre erwartet er einen weiteren Anstieg der Unfälle: "Wir rechnen damit, dass die oft von älteren Menschen gefahrenen Elektroräder in den kommenden Jahren zu einem Problem werden."