Hariharan Mudaliar reist mit seinen Klienten in sein Heimatland Indien, um sie dort bei einer traditionellen Ayurveda-Therapie ohne Chemie zu begleiten

Ahrensburg. Hariharan Mudaliar liebt Deutschland. Eine Sache gefällt ihm jedoch nicht: "Es werden zu schnell Medikamente verschrieben, die ein Patient nicht braucht", sagt er. Deswegen hat er sich vor zwei Jahren selbstständig gemacht und bietet Menschen, die an den verschiedensten Krankheiten leiden, einen besonderen Service an. Mehrmals im Jahr begleitet er Patienten zu einer Ayurveda-Therapie in seine Heimat Indien.

Ungewöhnliche Ideen hatte Mudaliar schon immer. "Als ich 19 war, wollte ich von meiner Heimatstadt Nagpur mit dem Motorrad nach München zu den Olympischen Spielen fahren", erinnert er sich. Ein deutscher Missionar redete ihm diese Idee jedoch aus. "Er schlug stattdessen vor, dass ich zum Arbeiten nach Deutschland gehe", sagt Mudaliar. Statt nach München kommt Mudaliar nach Offenburg. Nach einer Ausbildung zum Tiefdrucker studiert der Inder Wirtschaftsingenieurwesen in Stuttgart und landet bei der Axel-Springer-Druckerei in Ahrensburg.

32 Jahre arbeitet er dort, zuletzt als Papieranlagenleiter. Im Jahr 2011 geht er in den Ruhestand. "Was mache ich nun? Ich bin kein Mensch, der still sitzen kann", habe er damals gedacht. Um seine Nervosität in den Griff zu bekommen, macht Hariharan Mudaliar bald eine Therapie in Indien. "Ich war in einem Ayurveda-Krankenhaus in Kochi in Süd-Indien und begegnete einigen Amerikanern und Skandinaviern", sagt er. Die Ausländer hätten Probleme gehabt, sich dem Klinikpersonal verständlich zu machen.

Für Mudaliar kein unbekanntes Gefühl: "Als ich 1972 nach Deutschland kam, dachte ich: Wie redet man mit einem Deutschen? Nun traf ich all diese Menschen, die sich fragten: Wie rede ich mit einem Inder?" Mudaliar war zudem erstaunt über die vielen Ausländer, die sich Heilung in Indien versprechen.

In Deutschland findet er schon bald die ersten Klienten. "Ich fliege mit Menschen nach Indien, denen die klassische Medizin in Deutschland nicht helfen kann. In einer Ayurveda-Klinik begleite ich die Patienten eine Woche lang, gehe mit ihnen zu den Ärzten, zu den Massagen, betreue die Deutschen rund um die Uhr", sagt er. Danach fliegt er wieder zurück, die Patienten beenden in Indien ihre Therapie.

Jochen Bley hat einen Platz auf der nächsten Tour von Hariharan Mudaliar gebucht. "Ich leide seit zehn Jahren an Diabetes, Typ 2. Jeden Tag muss ich fünf Tabletten nehmen. Wirklich besser geht es mir davon aber nicht", sagt der Großhansdorfer. "Ich habe oft Krämpfe in den Beinen. Es wäre schön, wenn die weniger würden und ich wieder mehr spazieren gehen könnte", sagt der ehemalige Frachterkapitän.

Mudaliar mag ihm nichts versprechen. "Man darf nicht zu viel erwarten. Denn so erzeugt man Stress. Das wäre dann das genaue Gegenteil von dem, was man mit einer Ayurveda-Behandlung eigentlich erreichen möchte." Für Mudaliar gilt: Skeptikern kann er nicht helfen. Allen anderen glaubt er eine Alternative bieten zu können.

Mit Klient Jochen Bley hat Mudaliar folgendes Geschäft abgemacht: vier Wochen Aufenthalt in einer Ayurveda-Klinik in Kochi, in der 45 Patienten Platz haben. "Jeden Tag werden die Patienten von bis zu sechs Masseuren gleichzeitig nach Ayurveda-Brauch massiert", sagt Mudaliar. Außerdem gehören Yoga-Übungen zum Therapieplan und vegetarische Mahlzeiten.

Billig ist das Angebot, das Mudaliar seinem deutschen Klienten macht, nicht. "Man muss mit Kosten zwischen 4000 und 4500 Euro rechnen", sagt er. In dem Betrag seien aber auch die Flugtickets und seine Gebühr enthalten. Von den Krankenkassen wird Mudaliars Geschäftsmodell nicht unterstützt. Am 29. Juli fliegen Hariharan Mudaliar, Jochen Bley und ein weiterer Patient nach Indien. Für Oktober hat der Ahrensburger bereits eine weitere Reise mit Patienten gebucht. Hariharan Mudaliar muss also auch weiterhin nicht fürchten, still zu sitzen.