Lütjenseer Technikfans bieten zu den “Tagen der Industriekultur am Wasser“ eine besondere Führung: Besucher erwartet eine Motoren-Technologie-Zeitreise von 1874 bis 1960.

Lütjensee. "Wir sind in Schleswig-Holstein das einzig lebende Motoren-Museum. Bei uns gibt es Maschinen, die nirgendwo anders in Betrieb zu sehen sind", sagt Mathias Klein über sein ganz besonderes Museum in Lütjensee. Die Begeisterung für Motoren hat der gelernte Speditionskaufmann schon in ganz jungen Jahren entwickelt. "Meine Eltern hatten einen alten Kutter, ich kam also schon als kleines Kind mit Motoren in Berührung. Man kann sagen, dass ich mit Motoröl anstatt mit Muttermilch aufgewachsen bin", sagt Mathias Klein.

Im Museum umgeben ihn 350 Motoren von Schiffen, Autos, der Luftfahrt sowie rund 50 Dampfmaschinen. Alle Geräte stellt er nicht nur aus, sondern hält sie auch instand. Etwa 200 von ihnen funktionieren noch oder wieder.

In Führungen teilt Klein seine Begeisterung mit den Besuchern. Die nächste Führung wird eine besondere sein: An den "Tagen der Industriekultur am Wasser" nehmen 100 historische Industrieanlagen und -museen aus der Metropolregion Hamburg teil. Eins davon ist das Motoren-Museum. Am Sonnabend, 17. August, wird Mathias Klein mit seinen Gästen auf eine Motoren-Technologie-Zeitreise von 1874 bis 1960 gehen. Den Anfang wird - zumindest historisch - die Atmosphärische Gaskraftmaschine von 1874 machen. Was dieses Wortungetüm noch drauf hat, bringt Klein allen Besuchern bei. Und geht danach zu all den anderen funktionstüchtigen Maschinen über, die bis zu 20 Tonnen schwer sein können. Der technische Leiter und Restaurator wird seinen Vortrag mit vielen Fakten und Geschichten spicken.

"Ich kann zu jedem Gerät sowohl technische als auch historische Auskünfte geben. Die meisten Menschen kennen beispielsweise einen Viertaktmotor. Aber wo kommt der eigentlich her und wie ist der entstanden?"

Zu jeder vollen Stunde können Besucher außerdem zusehen, wie der einzige gebaute Jastram-Flugzeugmotor angeworfen wird. Klein: "Die Geschichte jedes Motors ist auch eine Geschichte der Vergangenheit."

2007 eröffnete das Motoren-Museum Lütjensee und vermeldet seitdem ein stetiges Wachstum an neuer Technik. "Sowohl die Anfangsgeschichte mit der Atmosphärischen Gaskraftmaschine, die als erster Motor zur gewerblichen Nutzung zu zählen ist, als auch Unikate wie der Jastram-Motor von der ältesten Motorbau-Firma in Hamburg gehören mittlerweile zu unserem Repertoire", sagt Mathias Klein. "Wir haben das komplette Jastram-Firmenarchiv. Das ist eine Besonderheit und ein schöner Teil der Hamburger Geschichte." Auch der Pumpenmotor einer Wasserversorgung im Alten Land, hergestellt 1879 von der Firma Weise & Monski, gehört zum Bestand des Museums.

Aber nicht nur national ist das Museum, das etwas außerhalb von Lütjensee an der L 92 liegt, bekannt. Jedes zweite Jahr kommen Motoren-Enthusiasten aus Amerika zu Besuch. Auch in den Niederlanden, Dänemark und Schweden gibt es viele Technikfans. "Ich werde regelmäßig zu der größten Motorenausstellung in Europa eingeladen", sagt Mathias Klein. "Es ist schön zu sehen, dass die Arbeit Ansehen erhält."

So kommen die Klassen der angehenden Kfz-Mechatroniker der Hamburger Gewerbeschule G 9 auch regelmäßig zu Lehrgängen im Motoren-Museum vorbei. Mathias Klein bringt rund 120 Schülern im Monat bei, wie Motoren entstanden sind und wie die Technik funktioniert. "Es macht mich stolz und freut mich sehr, das Wissen weiter zu geben", sagt er. "Es ist mir wichtig, dass die alte Technik erhalten bleibt."

Gruppenführungen können auf der Internetseite www.motoren-museum.com vereinbart werden. Zweieinhalb bis vier Stunden kann ein Rundgang dauern. 15 Personen sollten sich mindestens anmelden.