Retter dürfen Autos nicht mehr vor dem Gerätehaus abstellen. Bürgermeister: “Im Einsatzfall kann die Fläche natürlich weiterhin genutzt werden, um Autos abzustellen.“ Es ist nicht der einzige Mangel der Wache.

Reinbek. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Reinbek dürfen ihre Privatfahrzeuge nicht mehr vor der Wache an der Klosterbergenstraße abstellen. Auf der der Einfahrt gegenüberliegenden Straßenseite herrscht nämlich seit eh und je Halteverbot. Bislang haben allerdings zwei Zusatzschilder Feuerwehrleute explizit von dieser Regelung ausgenommen. Die Tafeln sind nun abgebaut worden, ab sofort gilt gleiches Recht für alle: Wer im Halteverbot parkt, läuft Gefahr, aufgeschrieben zu werden.

Einzige Ausnahme: "Im Einsatzfall kann die Fläche natürlich weiterhin genutzt werden, um Autos abzustellen", sagt Bürgermeister Axel Bärendorf. An Übungsabenden oder bei Sitzungen müssen sich die Feuerwehrleute nun jedoch nach alternativen Parkmöglichkeiten umschauen. Bärendorf empfiehlt ihnen den Rosenplatz oder den Parkplatz des Jürgen-Rickertsen-Hauses, beide wenige Fußminuten entfernt.

Ein Privileg weniger, einige Meter Fußweg mehr - das schmeckt offenbar nicht allen Kameraden. Der Absender einer von einer anonymisierten Adresse verschickten E-Mail mit der Betreffzeile "Feuerwehr Reinbek absolutes Halteverbot - kocht das Fass über?" macht jedenfalls auf den Vorgang aufmerksam. Und er tut das, indem er ein an die Wehrführer adressiertes Schreiben aus der Abteilung für Verkehrsaufsicht im Reinbeker Rathaus beifügt. "Aufgrund von Beschwerden aus der Bevölkerung und einer fehlenden Rechtsgrundlage wurden die Zusatzzeichen (Ausnahmeregelungen für die Feuerwehr) an den Haltverbotsschildern in der Klosterbergenstraße gegenüber der Feuerwache entfernt", heißt es darin. Und: "Zukünftig eingeleitete Verfahren wegen Verstößen gegen die bestehende Regelung zum Halten und Parken werden nur noch im Rahmen von Ausnahmen aufgrund von Feuerwehreinsätzen zurückgenommen."

Was auf den ersten Blick einen Streit zwischen Stadtverwaltung und Wehrführung vermuten lässt, scheint in Wirklichkeit eher ein Zeichen für feuerwehrinterne Meinungsverschiedenheiten zu sein. Gemeindewehrführer Karsten Hein und Ortswehrführer Christian Niemann - sie sollten alle Kameraden in Kenntnis setzen - zeigen sich jedenfalls verstimmt, dass der Vorgang überhaupt öffentlich geworden ist. Hein: "Das ist interner Schriftverkehr. Der Inhalt ist zwar nicht geheim, muss aber nicht gleich weitergepustet werden." Das bringe keiner Seite etwas. Und Niemann ergänzt, er wolle sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Sache äußern, möchte lieber erst anstehende Gespräche abwarten.

Die Lage ist schwierig. Aus rechtlicher Sicht ist die Parkregelung geändert worden, weil die Straßenverkehrsordnung unter Halteverbotsschildern derartige Ausnahmen, wie sie in Reinbek an der Tagesordnung waren, nicht zulässt. "Wir können hier kein eigenes Reinbeker Straßenverkehrsrecht schaffen", sagt der Bürgermeister. "Die Stadt hat recht, die Verwaltung ist absolut auf der richtigen Seite", pflichtet Gemeindewehrführer Hein bei. Gleichwohl sei die Situation "doof". Hein: "Das bedeutet aber nicht, dass man Gesetze beugt."

Dabei existiert das nun zu Prominenz gelangte Halteverbot ausschließlich der Feuerwehr wegen. Zum einen, damit die Kameraden im Einsatzfall freie Flächen zum Abstellen ihrer Wagen vorfinden. Zum anderen, damit die Einsatzfahrzeuge problemlos aus den Wagenhallen rollen können. Genau genommen widersprechen diese beiden Gründe einander: Die ihre Privatwagen parkenden Feuerwehrleute sind dieselben, die Sekunden später durch ihre eigenen Autos beim Verlassen der Wache behindert werden könnten.

Was im Detail ein wenig kurios wirkt, ist in Wirklichkeit nur Spiegelbild der gesamten Situation, in der sich die Reinbeker Ortswehr befindet. Das Halteverbot ist womöglich nur Projektionsfläche für einen gewissen Frust, der sich angestaut haben mag: Die Wache an der Klosterbergenstraße ist in einem schlechten Zustand. Das hat auch der im Frühjahr dieses Jahres von einem externen Gutachterbüro vorgelegte Feuerwehrbedarfsplan attestiert. Darin ist unter anderem von zu niedrigen Tordurchfahrten, einer zu geringen Traglast des Bodens der Fahrzeughalle und eben auch einer unzureichenden Parkplatzsituation die Rede - Mängel, die nach Einschätzung der Gutachter am heutigen Standort nicht behoben werden können. Sie empfehlen einen Neubau an anderer Stelle.

Mittlerweile schon seit Jahren wird dieses Thema in der Reinbeker Politik immer wieder heiß diskutiert. Bürgermeister Axel Bärendorf: "Insgesamt müssen wir mit der Wache dort weg."