Bei Bauarbeiten am Regenrückhaltebecken am Glindfelder Weg in Bargteheide waren zuvor Hunderte von Tieren verendet.

Bargteheide. Mit einem gurgelnden Geräusch springt die Hochleistungspumpe der Tiefbaufirma an und lässt mit ihrem riesigen Ansaugrüssel in Sekundenschnelle eine Handbreit Wasser aus dem Tümpel verschwinden. Immer wieder tauchen Rückenflossen aus dem Schlick auf, versuchen Fische, sich vor dem drohenden Erstickungstod im Morast zu retten. Eike Hinrichs stapft in seiner Wathose mit mühsamen und unsicheren Schritten durch den Sumpf in die Richtung, in der er die Rückenflossen gesehen hat. Er will die Fische mit einem Kescher erwischen. Hin und wieder gelingt es ihm. Es stinkt nach Moder und totem Fisch.

Dies ist der letzte Akt in einem Trauerspiel, das zu verhindern gewesen wäre - und das hätte verhindert werden müssen. So zumindest sehen es die Mitglieder des Bargteheider Angelvereins und die Nachbarn des Regenrückhaltebeckens am Glindfelder Weg in Bargteheide. Alle versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Doch viel ist es nicht mehr.

Rückblick: Vor einigen Tagen hatten Mitarbeiter der Tiefbaufirma begonnen, das technische Bauwerk, wie es im Behördenjargon genannt wird, abzupumpen und vom Schlick zu befreien. Solche Arbeiten sind durchaus üblich, nur scheinen diesmal nötige Vorbereitungen nicht ausreichend getroffen worden zu sein. Anwohner hatten die Arbeiten beobachtet und gesehen, dass sich noch sehr viele Fische im Becken befanden. Sie versuchten, so viele Fische wie möglich zu retten.

Nun geht es um den Rest. Um 6 Uhr am Morgen sind die Männer vom Angelverein angerückt, um in mühseliger Arbeit das letzte Becken behutsam leer zu pumpen, das nur noch aus Morast und seichten Pfützen besteht. Jetzt verschwinden auch noch diese letzten Pfützen, und die Fische zeigen sich im Todeskampf.

"Wenn sie zappeln, haben wir eine gute Chance, sie noch zu erwischen", sagt Timo Bienert, Vorsitzender des Angelvereins. "Wenn sie es nicht mehr tun, dann können wir auch nicht mehr helfen. Über die freut sich dann später der Fischreiher." Bienert ist sauer, dass sich im Vorfeld niemand für die Fische interessiert hat. "Das wäre nur ein Anruf gewesen, und wir hätten uns schon vor den Arbeiten darum kümmern können. Die Aktion war völlig übers Knie gebrochen - wirklich schlimm."

Die Pumpe hat die Tiefbaufirma den engagierten Männern überlassen. Einer der Angler ist ständig damit beschäftigt, den Filter des Ansaugstutzens von Geäst zu befreien. "Das ist ein sehr mühsames Unterfangen", sagt Bienert. "Das hätte man alles leichter haben können", ruft Eike Hinrichs aus dem Becken zum Ufer. Er hat einen Schlei fangen können und bringt ihn zum rettenden schwarzen Bottich. "Das ist mal ein größerer. Aber viele Fische bekommen wir hier nicht mehr raus. Die sind schon alle tot und mit Lastwagen zum Sondermüll gefahren worden."

Die Fische, die über das Wochenende von den Männern gerettet werden konnten, wurden zum Angelteich in Sattenfelde gebracht, dem Angelrevier von Eike Hinrichs. Dieser hatte über seine Schwiegereltern von der Aktion erfahren. "Die wohnen gleich hier drüben. Deswegen kenne ich die Teiche auch sehr gut. Auch wenn das hier technische Bauwerke sind, dann kann man trotzdem mit etwas Rücksicht handeln. Gerade wenn es um Lebewesen geht."

Darin sind sich alle Anwesenden einig. Auch darin, dass entweder das Ingenieurbüro oder die Tiefbaufirma hier einen großen Fehler gemacht habe. "Es heißt ja, die hätten hier vorher Fische rausgeholt und in das andere Becken gesetzt. Aber wenn die das wirklich gemacht haben, warum sind dann so viele Fische erstickt", fragt Hinrichs. Doch jetzt ist es zu spät. Nach Angaben der Anwohner sind einige Hundert Fische einfach erstickt, weil nicht ausreichend geplant worden sei. "Wir hoffen, dass so etwas nicht wieder passiert", sagt Timo Bienert. "So sollte man nicht mit Fischen umgehen. Wir sind auch verpflichtet, die Fische, die wir fangen, sachgerecht und schnell zu töten. Aber das hier war brutal."

Die Bauarbeiten am zweiten Abschnitt der Bargteheider Umgehungsstraße - sie führt von der Alten Landstraße zur Jersbeker Straße - hatten das Abpumpen und die Erweiterung der Regenrückhaltebecken notwendig gemacht. Das Regenwasser, das von der neuen Straße abfließt, soll auch in den Becken aufgefangen werden.