Der Vertrag mit dem Verein NaturLeben wurde gekündigt. Eigentümer des Grundstücks am Bargteheider Stadtrand plant Wohnprojekt. Mitglieder hofften, etwa fünf bis sieben weitere Jahre bleiben zu dürfen.

Bargteheide. "Die Bauwagenleute sind da drüben", sagt ein Mann in grüner Latzhosen und deutet über die halbhohen, mit Gras bewachsenen Hänge zu einem freien Platz vor dem Waldrand. Er arbeitet bei den Stormarner Werkstätten. Die "Bauwagenleute" haben das Grundstück von den Werkstätten gemietet. Ein paar bunte Dächer sind schon von Weitem zu sehen. Beim Näherkommen dann auch die sechs jungen Menschen, die unter einem großen Sonnenschirm sitzen und Kaffee trinken. Doch bald müssen sie diesen Ort verlassen.

"Wir sind einfach gern zusammen hier", sagt Hannes Neuhaus. Er ist Kassenwart. "Oder doch zweiter Vorsitzender?" So genau weiß er es nicht. Scheint auch nicht wichtig zu sein im Verein NaturLeben, den acht Mitglieder gegründet haben. "Wir haben keine Hierarchie", sagt Tolga Taskin. Den Verein haben sie eigentlich nur gegründet, um formelle Dinge leichter regeln zu können. Gemeinsam wollen sie alternative, autarke Lebensweisen ausprobieren. Auf dem Grundstück stehen im Halbkreis sieben Bauwagen und ein großer VW-Bus, in dem die Mitglieder sich treffen, entspannen oder auch Freunde empfangen. "Vor ein paar Tagen erst haben wir ein großes Open-Air-Kino für Freunde gegeben", sagt Nils Seyrl. Die Leinwand hängt noch an einem der Bauwagen.

Noch im Frühjahr dieses Jahres (wir berichteten) dachten die Mitglieder, etwa fünf bis sieben weitere Jahre auf dem Gelände bleiben zu dürfen. "Aber jetzt wissen wir, dass wir zum 28. Februar 2014 hier weg müssen", sagt Hannes Neuhaus und blickt ein bisschen wehmütig über den Platz, der mit so viel Liebe und Mühe eingerichtet worden ist. "Der Besitzer hat Eigenbedarf angemeldet." Das darf er mit einer Frist von drei Monaten, so ist es im Vertrag vorgesehen.

Frank Michelsen ist Einrichtungsleiter der Stormarner Werkstätten. Die haben das Land vom Eigentümer, einem Architekten aus Lübeck, gepachtet. "Ich finde es sehr schade, dass die jungen Leute nicht bleiben dürfen", sagt er. "Wir in den Werkstätten fanden die Idee des Projekts immer gut. Es hat ja sogar ein bisschen zu uns gepasst: Wenn mal eine Frage zum angebauten Gemüse da war, halfen unsere Gärtner gern aus." Er habe sehr gute Erfahrungen mit dem Verein gemacht. "Ich hoffe, dass neue Vermieter eines anderen Geländes den Mitgliedern des Vereins nicht so kritisch gegenüberstehen. Man denkt vielleicht: Ach, die jungen Leute machen doch nur Ärger. Aber das stimmt gar nicht. Sie waren immer rücksichtsvoll, freundlich, und Probleme gab es wirklich nie."

Der Verein NaturLeben hat derweil schon Ideen für Alternativen gesammelt. "Wir haben uns umgehört, wo wir so hin könnten", sagt Tolga Taskin. "Bei dem einen oder anderen Bauern könnten wir vielleicht einen Platz finden. Aber das ist oft schwierig mit der Verkehrsanbindung." Der Standort in Bargteheide sei dagegen perfekt, "mehr im Leben irgendwie", sagt Hannes Neuhaus.

Eine andere, vielversprechende Aussicht ist ein alter Schrottplatz in Delingsdorf. "Wir würden dann Hochbeete anlegen, weil wir nicht wissen, was da so alles in der Erde versickert ist", sagt Nils Hopfe. "Aber eine tolle Möglichkeit sind die riesigen, leer stehenden Hallen dort."

Daraus könnte nämlich ein Veranstaltungszentrum entstehen. "Wir könnten Proberäume für Bands einrichten und Bandabende machen oder angehenden Künstlern eigene Ateliers zur Verfügung stellen", sagt Taskin.

Und was passiert mit dem Gelände, wenn der Verein NaturLeben mit seinen Bauwagen und dem selbst gebauten Kompostklo weg ist?

Frank Michelsen sagt: "Ein Gedanke ist, den Menschen mit Handicap, die hier bei uns arbeiten, eine Wohnmöglichkeit anzubieten." Der Bereich Wohnen gehöre zu den Stormarner Wegen. Die Leiterin ist Magdalena Schwering. "Wir befinden uns noch in der Vorüberlegungsphase", sagt sie. "Das Projekt, das angedacht ist, ist ein Inklusions-Wohngebiet." Das heißt, dass die Menschen, die am Bornberg arbeiten, direkt neben den Werkstätten Wohnungen beziehen könnten. Aber da es Inklusions-Wohnen heißt, sollen dort auch Familien oder andere Privatpersonen hinziehen können. "Es gibt aber noch überhaupt nichts Handfestes, keine Anträge oder Pläne", sagt Schwering. "Und wie das Projekt dann wirklich aussehen wird, bestimmen sowieso nicht wir, sondern die Stadt und der Eigentümer." Sie und Michelsen befürworten die Projektidee, "aber das hängt alles noch in der Schwebe".

Der Eigentümer des Geländes, Axel Bruchmann, sagt auf Anfrage nur, dass genau Pläne noch nicht vorlägen.

Eine große Bitte haben die acht Besitzer der Bauwagen: "Wenn jemand ein Grundstück hat, auf das wir mit unseren Bauwagen ziehen dürfen, würden wir uns sehr freuen, wenn solche Vorschläge bei uns eingehen würden." Eine E-Mail an natur-leben@myopera.de bleibe sicher nicht unbeantwortet, sagt Hannes Neuhaus. Zurzeit gerieten die ganzen frischen Projektideen leider ein bisschen ins Stocken. Tolga Taskin: "Die Ungewissheit drückt ein bisschen auf die Motivation. Das ist schade."