Erstes Wochenende am Herrenteich nach Inkrafttreten der Regel verlief ruhig. Anwohner: Weniger Lärm, weniger Gewalt. Anwohnerin: “Seit dieser Woche ist es hier deutlich ruhiger geworden, vor allem nachts.“

Reinfeld. Sonnabend, 22 Grad, Sonnenschein. Genau diese Voraussetzungen - Wochenende, gepaart mit warmen Temperaturen - sind es, die laut Ordnungsamt zu Ausschreitungen am Reinfelder Herrenteich führen können. Doch am ersten Wochenende nach Inkrafttreten eines Alkoholverbotes in diesem Bereich wirkt die Uferpromenade nicht so, als sei eine solche Regel überhaupt nötig.

Es ist still und friedlich. Vereinzelt sitzen kleinere Gruppen und unterhalten sich leise. Vom anderen Ufer, dort wo das Strandbad liegt, dringen Kinderstimmen über den Teich. Familien lassen Modellschiffe über das Wasser fahren. Von Ausschreitungen keine Spur. Ist das Verbot also unnötig - oder zeigt es vielleicht schon erste Wirkung?

"Seit dieser Woche ist es hier deutlich ruhiger geworden, vor allem nachts", sagt Eva Seils, die in der direkt an der Uferpromenade gelegenen Seniorenwohnanlage Claudiushof lebt. "Zuvor wurden wir häufig gestört, weil Jugendliche nachts laut waren und in den See gesprungen sind."

"Seit die Promenade fertiggestellt ist, lagen immer Flaschen herum und auch Scherben im Sandkasten", ergänzt Helga Koll, die ebenfalls im Claudiushof wohnt. Solches Verhalten sei bedauerlich, betont Eva Seils. "Für die Promenade hat die Stadt viel Geld ausgegeben. Dann wurde hier jedoch vieles mutwillig zerstört." Das habe sich in den vergangenen Tagen deutlich verbessert, darin sind sich die Seniorinnen einig.

Ob es dabei bleiben wird, darüber sind die Meinungen derer, die den Sonnabend am Herrenteich verbringen, geteilt. "Ich finde das Verbot gut, es sollten nicht überall Flaschen und Scherben herumliegen", sagt Feeke Tyedmers. "Allerdings glaube ich nicht, dass sich die Leute langfristig daran halten werden. Das merkt man ja jetzt schon."

Tatsächlich ist es rund um die Promenade zwar ruhig, die Stimmung entspannt, doch getrunken wird teilweise dennoch. Tyedmers deutet auf ein paar Erwachsene, die einige Meter entfernt sitzen und Bier trinken. Rechts davon hat eine junge Frau ihre Bierflasche mit einer Serviette umwickelt.

Tyedmers setzt mit seinen Enkeln Daniel, 11, und Florian, 9, ein Modellschiff auf den Teich. Der 71-Jährige glaubt nicht, dass alle, die an diesem Tag Alkohol an der Uferpromenade trinken, dies aus böser Absicht tun. "Ich denke, dass viele das Verbot noch gar nicht kennen. Es steht ja schließlich nirgendwo, dass man keinen Alkohol trinken darf." Tatsächlich ist rund um die Promenade kein Schild zu entdecken.

Jan-Niklas Stölting hat in der Zeitung von der neuen Regel gelesen. "Ich halte das für unnötig. Das Verbot wird sich nicht durchsetzen", sagt der Reinfelder. Sein Freund Mirkan Bakir stimmt ihm zu: "Wir haben am Freitagabend schon Jugendliche gesehen, die hier getrunken haben. Die Polizei kann das doch gar nicht kontrollieren", glaubt er.

Die beiden 17- und 18-Jährigen sonnen sich am Ufer nahe der Boule-Bahn. Dass betrunkene Jugendliche abends und nachts an dieser Stelle schwimmen gehen, obwohl das eigentlich verboten ist, war einer der Gründe für die Regelung. "Es stimmt, dass hier oft Flaschen ins Wasser geworfen werden", sagt Jan-Niklas Stölting. "Die Situation sollte natürlich nicht so ausarten, aber wenn Erwachsene und ältere Jugendliche ab und zu hier gemütlich ein Bier trinken wollen, stört mich das nicht. Das sollte erlaubt sein."

Dass es einige gibt, die das neue Verbot nicht kennen oder es ignorieren, zeigt sich recht schnell. Drei Jugendliche, höchstens 15 Jahre alt, nähern sich dem Herrenteich - mit geöffneten Bierdosen in der Hand. Sie setzen sich an das Ufer und trinken.

Die Anwohner der Seniorenanlage Claudiushof, die sich hauptsächlich über den Alkoholkonsum rund um den Herrenteich beschwert hatten, zeigen sich dennoch zufrieden. "Die letzten Tage waren schon sehr viel angenehmer", sagt Helga Koll, die es vor allem bedenklich findet, dass die trinkenden Jugendlichen oft noch sehr jung seien. "Die meisten sehen aus, als seien sie 14 oder 15 Jahre alt, manche sogar noch jünger." Eva Seils sagt, im Grunde täten ihr die Jugendlichen Leid. "Sie haben hier in Reinfeld ja schließlich keinen schönen Ort, an dem sie sich sonst treffen könnten." Darum müsse sich die Stadt ebenfalls kümmern. Das Verbot sei jedoch eine gute Regelung. Eva Seils sagt: "Der Alkoholkonsum hatte zeitweise unangenehme Ausmaße angenommen. Wir sind froh, dass es hier jetzt wieder ruhiger ist."