Der Zölibat gehört zu den Markenzeichen der katholischen Kirche.

Wer als Priester gegen diese pastorale Grundnorm verstößt, gerät nicht nur in Gewissenskonflikte. Der setzt auch seine Karriere im katholischen Klerus aufs Spiel. Es mag eine Reihe von Priestern geben, die ihre Liebesbeziehung zu einer Frau - oder sogar zu einem Mann - aus Furcht vor den Folgen heimlich praktizieren. Und damit Doppelmoral produzieren.

Der Fall des Bargteheider Kaplans ist dagegen auf ehrliche Weise konsequent. Da hat ein junger evangelischer Christ evangelische Theologie studiert - offenbar mit dem Ziel, evangelischer Pastor zu werden. Weil seine theologische Nähe zum Katholizismus aber stärker war, konvertierte er. Und wurde - mit dem Segen des Erzbischofs - schließlich ein katholischer Priester.

Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach. Diese Erkenntnis musste der Kaplan wohl relativ rasch gewinnen. Eine bittere Einsicht - einerseits. Denn er wusste um die kirchenrechtlichen Folgen, wenn er seine Beziehung den kirchlichen Vorgesetzten anzeigen würde. Eine ehrliche Erkenntnis - andererseits. Für ihn und seine Partnerin ist damit nämlich der Weg frei, ihre Beziehung offen zu leben und der katholischen Kirchengemeinde Ahrensburg einen Skandal zu ersparen. Während für das Erzbistum dieser Fall abgeschlossen ist, steht der Ex-Priester und Ex-Protestant nun aber vor der Aufgabe, einen neuen beruflichen und religiösen Weg zu finden.