Kontrahenten im Streit in Großensee sind der Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers und der Ex-Amtsvorsteher Uwe Tillmann-Mumm. Vier Christdemokraten ziehen sich zurück.

Großensee . Wenige Wochen nach der Kommunalwahl hat ein Streit unter Großensees Gemeindevertretern dafür gesorgt, dass sich die CDU-Fraktion jetzt neu aufstellen musste. "Vier unserer Kandidaten sind zurückgetreten", bestätigt der Fraktionsvorsitzende Norbert Paech. Dabei wurden in der Vergangenheit viele Entscheidungen von den Bürgern für Großensee (BfG) in Einklang mit der CDU getroffen. Die BfG verfügt über neun der 13 Sitze in der Gemeindevertretung, vier entfallen auf die Christdemokraten.

"Es geht in der Debatte nicht um die Grundsätze der CDU", betont Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers (BfG). Vielmehr gehe es um eine "Personalie". Gemeint ist die Personalie Uwe Tillmann-Mumm. Der Christdemokrat bekleidete fünf Jahre lang den Posten des Amtsvorstehers in Trittau.

Wie berichtet, verkündete Tillmann-Mumm während der konstituierenden Sitzung der Gemeindevertreter vor rund zwei Wochen seinen Rücktritt von sämtlichen politischen Posten. Zuvor war der 61 Jahre alte Versicherungskaufmann in geheimer Abstimmung mit einem Ergebnis von 9:4 Stimmen nicht in den Amtsauschuss gewählt worden und hatte damit die Stimmen der BfG-Abgeordneten verloren.

Lindemann-Eggers, 42, gab als Grund an, Tillmann-Mumm habe keinen Rückhalt in der Gemeinde. Das zeige das Wahlergebnis, bei dem Tillmann-Mumm 288 von 862 abgegebenen Stimmen erhalten habe. Sieben BfG-Mitglieder, die vor fünf Jahren noch für Tillmann-Mumm gestimmt hätten, hätten sich dieses Mal anders entschieden. "Sie sind enttäuscht, weil sich Herr Tillmann-Mumm in den vergangenen Jahren in den Augen einiger nicht immer neutral gegenüber Großensee verhalten hat", sagt Lindemann-Eggers, der bis vor Kurzem selbst noch Mitglied der CDU war. Kurz vor der Wahl Ende Mai musste der Landwirt die Partei jedoch gegen seinen Willen verlassen.

Claus Brandt, Vorsitzender der Kreis-CDU, bestätigt den Parteiausschluss. "Herr Lindemann-Eggers wollte als CDU-Mitglied für die BfG antreten. Das ist laut unserer Satzung nicht miteinander vereinbar", sagt Brandt. In der Regel müsse das Mitglied in so einem Fall austreten. Das habe Lindemann-Eggers nicht getan. Im Gegenteil: "Kurz bevor die Wahlunterlagen eingereicht werden mussten, hat er schriftlich darum gebeten, weiterhin Mitglied bleiben zu können", sagt Brandt. Er habe Lindemann-Eggers daraufhin mitgeteilt, dass dies nicht möglich sei. Der Kreisvorsitzende betont: "Den Sachverhalt kannte er. Wir haben nicht das erste Mal darüber gesprochen."

In jedem Fall müssen die Beteiligten bereits vor fünf Jahren über die Situation gesprochen haben: Denn schon damals trat Lindemann-Eggers für die BfG gegen die CDU an - und wurde Bürgermeister. Dass demnach eigentlich schon 2008 Grund zum Parteiausschluss bestanden hätte, bestätigt Markus Matthießen, Kreisgeschäftsführer der CDU. Es habe aber eine "innerparteiliche Regelung" gegeben, nach der Lindemann-Eggers vorerst Mitglied bleiben konnte. Weiter wolle er sich dazu nicht äußern. "Es war aber allen Beteiligten klar, dass diese Regelung nicht ein zweites Mal gelten konnte."

Die Vorwürfe, dass persönliche Eitelkeiten aufgrund seines Parteiausschlusses eine Rolle spielen könnten in der Debatte, weist Lindemann-Eggers zurück. Ihm tue es leid, dass Tillmann-Mumm einen wenig würdigen Abgang gewählt habe. Er habe sich als Amtsvorsteher schließlich auch verdient gemacht. Lindemann-Eggers: "Wir haben vor der Sitzung interfraktionäre Gespräche geführt. Unsere Haltung ihm gegenüber war ihm bewusst."

Das bestätigt Tillmann-Mumm. "Aber wenn ich nicht angetreten wäre, hätte der Bürgermeister behauptet, ich wolle gar nicht." Er wisse, wie Lindemann-Eggers zu ihm stehe: "Er mag mich einfach nicht." Er selbst werde sich jetzt auf sein Privatleben konzentrieren. "Ich hätte natürlich gern noch weitergemacht, denn es stehen in den kommenden Jahren noch einige Aufgaben an. Aber wenn man als Politiker antritt, weiß man vom ersten Tag an, dass es irgendwann auch zu Ende ist."

Dass das Ende seiner politischen Karriere gekommen sei, danach sah es für Tillmann-Mumm jedoch schon einmal aus: 1998 zog er sich kurzzeitig aus seinen Ämtern zurück. Zuvor war er zwölf Jahre lang Bürgermeister von Großensee gewesen. Tillmann-Mumm stürzte über einen Deal um die sogenannte Pastorenkoppel, ein Baugrundstück, dessen Kauf er zunächst eigenmächtig - und ohne Rücksprache mit der Gemeindevertretung - abgelehnt hatte, nur um es dann später von einem Parteifreund zu einem deutlich höheren Preis doch kaufen zu wollen. Dazu kam es zwar nie, dennoch brachte die damals neu gegründete Wählergemeinschaft die CDU bei der Kommunalwahl um den Rang und stellte einen neuen Bürgermeister, Manfred Lessau.

Dieser versuchte sich wenig später, im November 1999, selbst an einem Grundstücksgeschäft. Er setzte sich dafür ein, einen geplanten Sportplatz auf einer Fläche im Osten der Gemeinde zu realisieren - obwohl ein Städteplaner das Gebiet zuvor als "ungeeignet" eingestuft hatte. Besagte Fläche gehörte Karsten Lindemann-Eggers, der damals für ebendiese Wählergemeinschaft in der Gemeindevertretung saß und Vorsitzender des Bauausschusses war. Die Opposition warf der Wählergemeinschaft damals vor, die Entscheidung von der Parteizugehörigkeit der Eigner abhängig machen zu wollen. Obwohl auch aus diesem Geschäft letztendlich nichts wurde, haben sich die Fronten in Großensee seitdem verhärtet.

CDU-Chef Norbert Paech vermutet hinter der Debatte ebenfalls eine persönliche Fehde. Er sagt: "Uwe Tillmann-Mumm hat immer vernünftige Arbeit geleistet." Er selbst habe bei der BfG nachgehakt, ob es sachliche Gründe für das Abstimmungsergebnis gebe. "Dies wurde verneint."