Der Aero-Club Bad Oldesloe lud trotz Böen und Regen zum Tag der offenen Tür. Die Modelle fliegen teils mit mehr als 200 Kilometer pro Stunde über die Baumwipfel.

Hammoor. Der Eurofighter donnert über die Buchen- und Eichenwipfel, zieht dann raketengleich steil nach oben, dreht sich auf die Rückseite, um dann im Looping mit gut 200 Kilometer pro Stunde gen Flugplatz zu stürzen. Doch Pilot Peter Laub fängt ihn noch rechtzeitig ab. In rund zehn Meter Höhe zischt der Kampfjet dann über die Zuschauer hinweg und dreht sich dabei mehrmals um die eigene Achse. Der Geruch von Kerosin füllt die Luft. Nach gut fünf Minuten ist das Spektakel vorbei. Die Maschine landet sachte auf der von Regenschauern durchfeuchteten Rasenbahn des Aero-Clubs Bad Oldesloe.

Sie liegt weitab der Landesstraße 89 südwestlich von Hammoor. Das Gelände ist von zahlreichen Feldern umgeben und von typisch norddeutschen Knicks umsäumt. Und der Pilot sitzt nicht im Cockpit des Jets, sondern steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Denn es war ein rund zwei Meter langes, ferngesteuertes Modell des Eurofighters, das durch die Lüfte Stormarns donnerte. "Dabei kann man Ideen und Träume verwirklichen, denn ein wirklicher Pilot hat viel weniger Spielraum", sagt Laub später bei Kaffee und Kuchen im weißen Zelt des Modellfliegervereins, der zum Tag der offenen Tür geladen hat.

Der 60-Jährige Hamburger führt als Elektromeister einen eigenen Betrieb und ist zudem seit mehr als zwanzig Jahren Vorsitzender des Aero-Clubs. Schon als Schüler habe er solche Modelle gebaut und geflogen. Den Miniatur-Eurofighter habe er aber nicht selbst entwickelt, für den habe es einen Baukasten mit vorgefertigten Teilen gegeben. Laub steuert darüber hinaus noch Modelle des US-Kampfjets F 16 und einer russischen Suchoi. Nach dem Wert der mit moderner Technologie ausgestatten Maschinen gefragt wiegt er ein paar Sekunden stumm den Kopf. "Mir ist mal ein Eurofighter abgestürzt", sagt er dann. "Die Versicherung hat 5500 Euro gezahlt." Aber das sei natürlich nur der Materialwert.

Die Versicherung ist übrigens im Mietgliedsbeitrag von 150 Euro für Erwachsene und 80 Euro für Jugendliche pro Jahr enthalten. Der Großteil der Mitglieder begnügt sich freilich mit kleineren und preiswerteren Maschinen. "Die sind oft aus Styropor und kosten 400 bis 500 Euro", sagt Laub. Er selbst habe auch solche Modelle. "Damit kann man auch viel Spaß haben."

Volker Stadler empfiehlt jedem, der mit dem Modellfliegen beginnen möchte, solche Maschinen - und einem Club beizutreten. "Dann werden Sie richtig eingewiesen und erleben nicht nach kurzer Zeit einen Crash und sind frustriert", sagt das 52-Jährige Vereinsmitglied, das sein Geld als Pilot eines Airbus 320 verdient. Denn ganz einfach ist die Modellfliegerei nicht. "Und mit dem Steuern eines großen Airbus' kann man sie gar nicht vergleichen", weiß Stadler aus Erfahrung. "In einem großen Flugzeug bekommen sie als Pilot mehr und unmittelbare Rückmeldungen über das Verhalten der Maschine und können schnell reagieren. Hier sehen sie nur, wie sich das Modell in der Luft bewegt."

Außerdem hätten Modellflugzeuge bezogen auf ihr Gewicht von maximal 25 Kilogramm im Vergleich zu großen Maschinen eine viel höhere Motorleistung. Hinzu komme beispielsweise bei Passagierjets noch die Massenträgheit. "Die würde es förmlich in der Luft zerreißen, wenn man sie so wie die Modellflieger beanspruchen würde", weiß der studierte Flugzeugingenieur.

Das Fliegen der Modelle steht für Stadler nur an zweiter Stelle bei dem Hobby, dem er seit 25 Jahren nachgeht. "Am meisten reizt mich die Tüftelei, die Entspannung beim Zusammenbauen." Das rühre sicherlich auch von seinem Studium her.

Henrik Clausen hingegen reizt eher der Kick beim Steuern der rasenden Flieger. "Das ist immer risikoreich, man hat immer einen Adrenalinschub", sagt der 16-Jährige Schüler aus Ahrensburg. Er hätte am Sonnabend fast ein neu erworbenes Modell abstürzen lassen. Die Funkverbindung zu der Propellermaschine, die mit 80 Kilometer pro Stunde durch die Lüfte zischt, sei für ein paar Sekunden unterbrochen gewesen, sagte er später. Das Modell taumelte dem Boden entgegen. Clausen konnte es aber in letzter Sekunde vor dem Absturz bewahren. Die Maschine hat er fast fertig als Bausatz bekommen, nur Motor und Elektronik musste er noch einbauen.

Clausen ist einer von insgesamt 24 Jugendlichen im Aero-Club Bad Oldesloe - bei einer Mitgliederzahl von 110 ein relativ hoher Anteil, auch wenn jeder bis zum 21. Lebensjahr dort als Jugendlicher gilt. "Wir haben guten Zulauf von jungen Leuten", sagt Clubchef Laub. Oft wird das Hobby freilich von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Auch Henrik Clausens Vater ist Modellflieger. Und Laubs Sohn Stefan ist ebenfalls im Verein und bringt dorthin seine kleinen Söhne Ben und Jan mit, die bereits ganz fasziniert den Maschinen ihres Großvaters bis zur Start- und Landebahn folgen.

Im Sommer ist Peter Laub einmal im Monat auf dem Flugplatz nahe Hammoor. "Darüber hinaus bin ich oft bei Modellflugveranstaltungen." Dort treffe er Gleichgesinnte. Auf die Fahrt macht er sich dabei mit einem Wohnwagen, in dem auch Ehefrau Bärbel nächtigt. "Das ist manchmal recht stressig", gesteht sie, "aber ich treffe auch viele Freunde - meist ebenfalls mitfahrende Ehefrauen."

Draußen, außerhalb des Zelts, summt es laut. Bernd Obertopp, 46, hat einen einmotorigen Hubschrauber abheben lassen, der Manöver fliegt, von denen die Piloten selbst von wendigen Kampfhubschraubern nur träumen können - und von denen ihnen mindestens schlecht werden würde. Der Helikopter vollzieht nicht nur einen Looping und fliegt Kopf über an der Menge vorbei, er bleibt schräg in der Luft stehen wie eine Libelle oder eine Hummel, rast dann in einen Sturzflug ehe er kurz über dem Boden wieder in die übliche Fluglage zurückfindet. Rund 1000 Euro habe das Modell gekostet. "Das ist kein außergewöhnlicher Helikopter, sondern gewissermaßen nur ein Golf unter den Modellhubschraubern", sagt gelernte Flugzeugelektroniker aus Hammoor später, der jetzt Motorräder verkauft. Ihn reizen übrigens nicht nur die Tüftelei und die Spielerei mit dem Fluggerät an dem Club. "Mit gefällt, dass die Mitglieder aus allen Gesellschafts- und Altersschichten kommen, vom Müllmann bis zum Unternehmer, vom Schüler bis zum Rentner."