Serie: Jeden Sonnabend stellen wir einen Stormarner Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: Das Bridgeforum Ahrensburg.

Ahrensburg. Das Kartenspiel Bridge wird gespielt, ohne dass dabei gesprochen wird. Aber sehen sollten die Spieler die Karten können. Oder? Nicht unbedingt. Im Bridgeforum Ahrensburg spielt eine Dame blind - und das erfolgreich. "Marion Koch hat mit ihrem Partner beim Weltsimultanturnier Anfang Juni Platz 63 errungen", sagt Henriette von Hülsen, die Vorsitzende des Vereins. "In der Deutschlandwertung belegten sie sogar Platz eins. Teilgenommen haben weltweit mehr als 4500 Paare." Das sei ein großer Erfolg, "es war ein ganz besonderes Turnier".

Bridge zu spielen, ohne sehen zu können, ist möglich, weil die Karten mit Blindenschrift gekennzeichnet sind. "Das haben wir selbst gemacht, wir haben eine Schablone entwickelt, und eine Aushilfe hat dann mit einer Nadel die Schrift in die Karten gedrückt", sagt Henriette von Hülsen. Es mag sein, dass dies ein Beispiel für die gute Stimmung im Bridgeforum Ahrensburg ist. "Wir können stolz sein auf die gute Atmosphäre bei uns", sagt Birgit Bloch, die stellvertretende Vorsitzende.

Gut bedeute in diesem Fall, dass die Mitglieder liebenswürdig, nett und höflich miteinander umgehen, das sei nicht überall so. "Viele sagen, das liege an der Leitung", sagt Henriette von Hülsen, das wolle sie als Vorstandsmitglied aber so nicht sagen - und sagt es damit trotzdem so. "Es stimmt wirklich", sagt Birgit Bloch. "Frau von Hülsen ist sehr ausgleichend und kann auch mal die Wogen glätten."

Wer nun denkt: "Oh, wie schön, da steige ich ein und spiele mit", bedenke Folgendes: Bridge ist nicht leicht zu lernen. "Man muss zu Beginn einen 25-Stunden-Lehrgang besuchen, das Regelwerk ist sehr umfassend", sagt Henriette von Hülsen. Ganzjährig werden Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten, damit jeder Spieler weiß, was eine Biet-Box und was eine Alert-Karte ist, dass die Position der Spieler nach den Himmelsrichtungen benannt sind und wie Ansagen abgegeben werden. Ein wenig Grundsätzliches: Bridge wird zu viert gespielt: Zwei Spieler bilden ein Team, die Teampartner sitzen einander gegenüber. Verwendet wird ein 52-Karten-Blatt, jeder Spieler bekommt also 13 Karten. Das Ziel ist, möglichst viele Stiche zu machen. Den komplizierten Rest lernen Interessierte tatsächlich besser in einem Kursus.

Im Bridgeforum Ahrensburg gibt Henriette von Hülsen Unterricht, meist in kleinen Gruppen von vier bis sechs Schülern. "Danach kann man als Anfänger bei den Clubturnieren starten", sagt von Hülsen. "Wir treffen uns dreimal pro Woche." Veranstaltungsort ist der Tennis- und Hockeyclub Ahrensburg (Fannyhöh 9f). Wer noch nicht so gut spiele, brauche keine Angst zu haben: Man helfe sich gegenseitig.

Derzeit gehören zum Bridgeforum 145 Mitglieder und drei Hunde, zwei davon mit Beruf: Sie sind Blindenhunde. Der Club ist so groß, weil er Anfang dieses Jahres aus zwei Clubs entstanden ist: Das 2006 gegründete Bridgeforum Stormarn und der 1984 gegründete Bridgeclub Ahrensburg schlossen sich zusammen. Dies sei der logische Schritt gewesen: Seit 2009 waren die Satzungen, Vorstände und Turnierleitungen identisch, die Clubtreffen waren sogar im selben Lokal.

Wer in den Verein aufgenommen werden will, muss einen Antrag stellen.

Eine Aufnahmegebühr ist nicht fällig, aber bei den Turnieren muss "Tischgeld" bezahlt werden, 3 Euro für Mitglieder, 4,50 Euro für Gäste, zudem wird ein Mindestverzehr im Wert von 4,50 Euro im Spiellokal erwartet. Zugucken ist kostenlos und heißt hier kiebitzen. Wer kiebitzt, sieht überwiegend Frauen, "etwa 90 Prozent, das ist überall so", sagt Henriette von Hülsen. Und überwiegend ältere Menschen. "Unser Küken ist Anfang 50, die ältesten Spieler sind über 90 Jahre alt. Bridge hält mental doch recht fit, es ist erstaunlich, wie fröhlich und wie gut sie spielen." Birgit Bloch wünscht sich trotzdem auch jüngere Mitspieler. "In Polen und Frankreich wird Bridge an den Schulen unterrichtet. Es wäre schön, wenn wir auch bei uns Jugendliche begeistern könnten."

Besonders schön sei im Bridgeforum Ahrensburg auch das Vereinsleben. "Wir sind recht aktiv", sagt Henriette von Hülsen. "Einmal im Jahr gibt es ein großes Fortbildungsseminar mit einem Weltmeisterspieler. Außerdem fahren wir in jedem Jahr für ein Bridgewochenende in eine andere Stadt, 2012 waren wir in Bad Malente. Wir machen dann ein kleines Kulturprogramm und besichtigen die Stadt." Und dann gibt es noch das Sommerfest, in diesem Jahr am 14. August. "Wir grillen und spielen um den Portka-Teller." Das ist der Hauptpreis, ein Essen à la carte, benannt nach dem Gastronom beim THC Ahrensburg. Der könne gut kochen, deshalb sei das ein toller Preis. Der Preis beim Weihnachtsturnier ist ähnlich schön: Der Sieger bekommt den Wanderpokal, eine Bonboniere, gefüllt vom Vorjahressieger.

Ermittelt werden die Sieger per Computer. "Alle spielen die gleichen Karten", sagt Birgit Bloch. Hinterher werde verglichen, wer am besten gespielt habe. Birgit Bloch sagt, ihr gefalle an Bridge, dass es so viel interessanter sei als Schach. "Es ist ein Partnerschaftsspiel, und es gibt so viel mehr Möglichkeiten", sagt sie. Sie habe bei Henriette von Hülsen einen Schnupperkursus besucht und sei begeistert gewesen. "Ich habe immer schon gern Karten gespielt. Und ich wollte etwas lernen, das ich bis ins hohe Alter machen kann." Bridge sei für jedes Alter geeignet.

Henriette von Hülsen hat es schon als Kind gelernt. "Bei uns wurde das in der Familie gespielt. Bridge ist eine geistige Herausforderung, eine ständige Konzentrationsübung." Zudem pflege man einen Freundeskreis. "Und besonders ist daran, dass man mit einem guten Partner gut zusammenspielen kann, ohne eng befreundet zu sein. Karten spielen verbindet."