Die Geräte in Ahrensburg wurden von Straftätern gebaut, die dazu verurteilt worden waren. In gemeinnützigen Einrichtungen leisten die Jugendlichen ihre Strafe ab.

Ahrensburg. Jan Hitzeroth begrüßt die Besucher mit festem Händedruck und herzlichem Lächeln. Während der Leiter des Kinder- und Jugendtreffs Hagen seinen Einsatz für die Gefährdeten- und Straffälligenhilfe (GUSS) erklärt, schweift sein Blick immer wieder über das Gelände.

In den vergangenen fünf Tagen ist hier viel passiert. Unter seiner Anleitung haben fünf junge Männer aus sandfarbenen Holzbalken Klettergerüste, einen Laubengang, den Eingang zu einem Fußballfeld und ein Rankgitter gestaltet.

Obwohl die Arbeit den 17 bis 20-Jährigen mittlerweile Spaß macht, sie motiviert sind und das zu Ende bringen möchten, was sie angefangen haben, ist ihre Intention keine altruistische. Jugendgerichte haben ihnen Sozialstunden verordnet. Über die Gründe möchten sie nicht reden. Thomas Günther von GUSS erklärt es so: "Nennen wir jemanden Sven. Der ist auf einer Party in einen Streit geraten. Neben Flaschen flogen aber auch Fäuste." Eine Schlägerei also, strafrechtlich nicht unerheblich. Zwischen 30 und 60 Arbeitsstunden erteilen die Jugendgerichte in solchen und anderen Fällen.

In gemeinnützigen Einrichtungen leisten die Jugendlichen ihre Strafe ab. Seit vergangenem Jahr ist auch der Kinder- und Jugendtreff Hagen unter ihnen. Von GUSS bekommt Jan Hitzeroth die Teilnehmer zugewiesen.

1996 wurde der Verein von Mitarbeitern der Jugendgerichtshilfe und Justiz gegründet. Aus Bußgeldern bezieht er jährlich etwa 4000 Euro. 5500 Euro kostet das einwöchige Projekt im Kinder- und Jugendtreff Hagen. Weil oft weniger ausgegeben als eingenommen wurde, kann sich GUSS dieses vergleichsweise teure Projekt leisten. Bezahlt werden Verpflegung, Honorare, Material- und Fahrtkosten. Die jungen Verurteilten kommen aus Ahrensburg und Bad Oldesloe. "Hier können sie etwas Bleibendes schaffen. Das macht sie stolz", meint Thomas Günther von GUSS.

Von 10 bis 16 Uhr werkeln die Jugendlichen täglich. Kimberly Köster verpflegt sie dabei liebevoll. Mit einigen Stangen Porree unterm Arm steht sie vor dem Treff. "Ich koche auch extra vegetarisch", erzählt sie.

Mit Tischlermeister David Puschendorf an seiner Seite hält Jan Hitzeroth die Männer und ihre Aufgabenbereiche zusammen. Von zehn angekündigten jungen Männern arbeiten nur fünf ihre Stunden ab. Manche sind nicht gekommen, andere nicht geblieben. "Die meisten kennen keinen geregelten Tagesablauf", sagt Hitzeroth. "In den ersten Tagen heißt es Zuckerbrot und Peitsche." Er versucht zu geben, was gebraucht wird, und Grenzen zu setzen, wo sie nötig erscheinen. "Die, die bleiben, entwickeln dann richtig Lust." Der Einsatz kann sogar noch einen höheren Mehrwert haben als die Erfüllung der auferlegten Pflicht. Wenn Hitzeroth handwerkliches Geschick entdeckt, versucht er, Praktika oder Ausbildungsplätze zu vermitteln.

David Puschendorf bringt mit einem der Teilnehmer rund um zwei Apfelbäume Klettergerüste an. Wenn die Früchte reif sind, können sie von den Kindern aus dem Waldkindergarten gepflückt werden. "Dann komm ich auch noch mal vorbei", sagt einer, der daran mitgebaut hat.

"Jeder, der willens ist, seinen Allerwertesten hochzubekommen, kann hier erfolgreich sein", sagt Thomas Günther. Und fügt hinzu: "Das Projekt ist nicht heilsam. Aber die Jugendlichen können hier für ihre Taten geradestehen."