Jugendliche sollen in Stormarn auf Wohnungen gezielt haben. Die Polizei durchsucht einen ehemaligen Gasthof in Sülfeld. Zwei mutmaßliche Täter wurden ermittelt.

Sülfeld/Bargteheide. Nächtliche Gewehr-Schüsse auf ein fahrendes Auto in Sülfeld. Schüsse auf die Fenster von Wohnungen in Bargteheide, sodass das Glas splittert. Schüsse auch auf eine Bushaltestelle in Elmenhorst. Diese verstörenden Attacken aus dem Nichts hatten die Polizei monatelang beschäftigt - jetzt wurden zwei mutmaßliche Täter ermittelt. Es handelt sich um einen 20 Jahre alten Mann aus Sülfeld und einen 15 Jahre alten Jugendlichen aus Itzstedt. Sie werden sich jetzt in einem Strafverfahren wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten müssen.

Am Dienstag durchsuchten Ermittler der Kriminalpolizei Bad Segeberg die Wohnungen der beiden und auch ein leer stehendes Gastwirtschafts- und Bauerngehöft in Sülfeld. Laut Augenzeugen soll es sich um den ehemaligen Gasthof Scheel in der Ortsmitte gehandelt haben, der seit Monaten zum Verkauf steht. Die Polizisten fanden zwei Langwaffen, das Vorderteil eines Luftgewehrs, eine abgesägte Schrotflinte und verschiedene Munitions-Sorten. Auch entdeckten Beamte mehrere Motorroller und Cross-Motorräder, die als gestohlen gemeldet worden waren.

Zu den Vorwürfen gegen die beiden sagt Sabine Zurlo, Sprecherin der Polizeidirektion Segeberg: "Am 4. März ist in Bargteheide auf das Fenster einer Wohnung geschossen worden, in der Nacht zum 5. März auf ein weiteres Wohnungsfenster in Bargteheide. Am 14. März wurde auf eine Bushaltestelle in Elmenhorst geschossen, am 23. März auf ein fahrendes Auto in Sülfeld." Zu den Uhrzeiten konnte Sabine Zurlo nichts sagen. Nach Abendblatt-Informationen soll sich die Attacke in Sülfeld nachts abgespielt haben.

Menschen sind laut Polizeiangaben nicht verletzt worden. Aber Sabine Zurlo sagt: "Das haben die Täter natürlich billigend in Kauf genommen." Die beiden Verdächtigen seien nicht vorbestraft. Angaben darüber, ob mit einem Luftgewehr oder mit scharfer Munition geschossen wurde, machte Sabine Zurlo nicht.

Der ehemalige Gasthof Scheel ist ein großes, rot geklinkertes Haus am Marktplatz, direkt in Sülfelds Ortsmitte. Der traditionsreiche Betrieb wurde vor mehreren Monaten aufgegeben. "Der Betreiber ist vor einem halben Jahr gestorben. Seitdem steht das Haus leer", sagt Volker Bumann, der langjährige Bürgermeister der Gemeinde.

In dem Haus sollen sich die mutmaßlichen Täter aufgehalten haben. Laut Sabine Zurlo haben sie an dem durchsuchten Ort in Sülfeld, den sie nicht näher benennt, auch "Dinge gelagert". Mehrere Sülfelder bestätigen, dass die Polizei am Dienstag dieses Gebäude durchsuchte. "Die Polizei war vormittags dort, mit zwei oder drei Autos und mit Hunden", sagt etwa Norbert Spahr. Er ist Hausmeister der Schule im Alsterland, die etwa 200 Meter entfernt liegt. Auch Volker Bumann bestätigt den Einsatz am Gasthof.

Nach Abendblatt-Informationen war das Gebäude monatelang ein Treffpunkt, die mutmaßlichen Täter und weitere Jugendliche gingen ein und aus, feierten Partys. Es habe Lärm und Randale gegeben. Die mutmaßlichen Täter seien im Ort bekannt gewesen. Ein junger Mann, der nur "Nils" genannt werden will, sagt: "Da sind immer dieselben Leute herumgefahren, mit getunten Cross-Maschinen. Es waren drei oder vier Leute, eine feste Gruppe."

Andere Sülfelder haben von den Vorgängen in dem ehemaligen Gasthof offenbar nichts mitbekommen. "Ich habe nie etwas davon gehört", sagt Volker Bumann. Auch sein Nachfolger Karl-Heinz Wegner, er hat das Amt vor zwei Wochen übernommen, kann nichts über die ehemalige Gaststätte sagen. Die evangelische Kirche liegt gegenüber, im dortigen Büro möchte man sich nicht äußern. Der Gemeindewehrführer Karsten Gloede sagt, dass er erst jetzt, nach dem Polizeieinsatz, von den Vorgängen in Sülfeld erfahren hat. Mittlerweile allerdings rede man in der 3000-Einwohner-Ortschaft darüber: "Das ist jetzt natürlich Gesprächsthema", sagt Volker Bumann.