Konzern plant Grundstückskauf, um Lager im Gewerbegebiet Jacobsrade um 10.000 Quadratmeter zu erweitern. Sieks Bürgermeister sagt: “Eine Änderung des Bebauungsplans für das Gebiet ist bereits in Arbeit.

Siek. Deutschlands zweitgrößter Discounter Lidl will sein Zentrallager im Gewerbegebiet der Gemeinde Siek offenbar um ein Drittel der Fläche erweitern. Nach Informationen der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn führt der Handelsriese bereits Gespräche mit der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) über den Zukauf eines etwa zwei Hektar großen Geländes an der Straße Jacobsrade. Das bestätigt WAS-Projektleiter Georg Frank auf Anfrage. Die WAS rechne mit einem Kaufvertragsabschluss zum Jahresende.

Der Konzern, der mit seinen 3100 Filialen bundesweit einen Jahresumsatz von 38,3 Milliarden Euro erwirtschaftet, hüllt sich über seine aktuellen Pläne in Stormarn und das Investitionsvolumen noch in Schweigen. Nur so viel von Sprecherin Petra Trabert: "Die Kapazitäten unserer Logistik in Siek sind ausreichend für ein Netz von circa 100 Filialen. Wenn wir so weiter wachsen, stoßen wir an unsere Grenzen." Zurzeit beliefert das Lager circa 70 Filialen im südöstlichen Schleswig-Holstein und in Teilen von Hamburg.

Sieks Bürgermeister Arnold Trenner (SPD) sagt: "Eine Änderung des Bebauungsplans für das Gebiet ist bereits in Arbeit. Wir begrüßen die Erweiterung. Denn einen Gewerbesteuerzahler wie Lidl lässt man doch nicht gehen." Die Änderung des Bebauungsplans ist nötig, weil öffentlich gewidmetes Gebiet, darunter auch ein Teil der Straße Jacobsrade, zur Disposition steht. "Wir müssen die Straßenführung ändern und einen Redder verlegen", so Trenner.

Laut Georg Frank von der WAS plant der Konzern, der in seinem Lager in Siek bereits 170 Mitarbeiter beschäftigt, eine Erweiterung der bestehenden Halle um 10.000 Quadratmeter. Lidl bestätigt diese Zahl bislang nicht. Man stecke noch in den Planungen und könne daher keine genauen Angaben machen. Bürgermeister Trenner sagt dazu: "Lidl will die Halle in der Flucht verlängern - in derselben Höhe und derselben Breite."

Schon 2010, als Lidl das 25-Millionen-Euro-Projekt einweihte, und auch in den Jahren zuvor, befürchteten Anlieger Lärmbelästigung und Staus auf der Autobahnabfahrt. Täglich rollen etwa 150 Lastwagen auf den Hof, um das Lager mit Ware zu bestücken. 110 weitere Lastwagen übernehmen den Weitertransport der Ware in die Filialen. "Die Befürchtungen von damals haben sich aber nicht bewahrheitet. Die Lastwagen, in denen Ware angeliefert wird, treffen über den ganzen Tag verteilt ein. Und die Auslieferungsfahrzeuge sind ja schon lange vor 7 Uhr vom Hof", sagt Bürgermeister Trenner. "Da gibt es keine Berührungspunkte mit dem Berufsverkehr." Auch im Falle einer Erweiterung der Lagerfläche käme es laut Trenner nicht zu Beeinträchtigungen. "Lidl hatte schon 2010 eine Beschilderung aufgestellt, die den Verkehr um das Gewerbegebiet herumführt. Dadurch haben die fast ihre eigene Zufahrt. Außerdem taktet Lidl die Ankunft der Lastwagen."

Unabhängig von den großen Expansionsplänen wird bereits gebaut. Auf der Rückseite der in verschiedenen Grautönen gehaltenen Halle entsteht zurzeit ein etwa 2000 Quadratmeter großer Anbau. Die Fläche werde gebraucht, um gefrorene Teiglinge zu lagern, heißt es aus dem Hause Lidl. Sie sollen in den sogenannten Backstationen aufgebacken werden, die der Discounter zurzeit in vielen Filialen einrichtet. Die Backstationen sind ebenso Zeugnis der Strategie des Konzers wie das Zentrallager in Siek: Expansion. Lidl plant nach eigenen Aussagen ein durchschnittliches Wachstum von fünf neuen Filialen jedes Jahr.

Die Expansion vor Augen, hatte Lidl das Grundstück in Siek bereits 2004 gekauft. Zwei Jahre passierte erst mal nichts auf der Fläche am Rande des Gewerbegebietes Jacobsrade. Eine Baugenehmigung für das 24 000 Paletten fassende Riesenprojekt hatte Lidl dann im Jahr 2006 bekommen, der Spatenstich folgte wiederum drei Jahre später, am 26. Juni 2009. Am 14. Dezember 2010 wurde die Halle bezogen.

Der Bau hatte bei der Sieker Bevölkerung lange Zeit in der Kritik gestanden. Anwohner waren erbost, dass das Gewerbegebiet durch einen Zielabweichungsbeschluss gegen den Willen des Aktionsbündnisses Siek erweitert wurde. Das war nötig gewesen, da der Konzern auf einer Fläche bauen wollte, die nur teilweise im Gewerbegebiet lag. Um die Bebauung durch Lidl aber zu ermöglichen, war eine Zurechnung der Fläche zum Gewerbegebiet unerlässlich. Der Konzern zahlte für das Grundstück letztlich nur einen Bruchteil der Kosten, die im voll erschlossenen Gewerbegebiet fällig geworden wären.

Damit hatte sich Stormarn als Standort gegen Konkurrenz aus Mecklenburg-Vorpommern durchgesetzt. Auch dort hatten sich Wirtschaftsfördergesellschaften um die Investition des Einzelhändlers bemüht. Der Konzern gründete für das Lager eine eigene Gesellschaft, die Lidl Vertriebs GmbH und Co KG Siek. Die Tochtergesellschaft des Konzerns aus Neckarsulm zahlt ihre Gewerbesteuer in Siek, bei einem Ausbau würden auch die Steuereinnahmen der Gemeinde steigen.