Behörde glaubt, dass sich das Tier in der Brutzeit bedroht fühlt

Glinde. Reinhold Trott ist ein echter Sportsfreund. Der 61-Jährige joggt regelmäßig. Drei- bis viermal in der Woche läuft er zehn Kilometer durch ein ruhiges Waldgebiet in Glinde. "Ich mache das natürlich, um mich fit zu halten. Aber auch, um den Kopf frei zu kriegen und mir Inspirationen zu holen", sagt er. Doch neuerdings wird Reinhold Trott von einem Greifvogel attackiert. "Es passiert immer an derselben Stelle."

Vor einem Jahr lief er wie gewohnt durch das ruhige Waldgebiet in Glinde, das an die Straßen "Kleinen Glinder Berg" und "Am Walde" angrenzt. "Ich dachte gerade über den Einstieg meiner neuen Predigt nach", sagt er. Denn der Fremdsprachenlehrer ist auch ehrenamtlicher Prädikant in der Nachbargemeinde Oststeinbek. "Dann bemerkte ich einen Schlag auf den Hinterkopf. Ich dachte, es wäre ein Ast gewesen. Doch dann flog direkt auf Augenhöhe ein großer Raubvogel an mir vorbei", erzählt er. "Ich habe mich natürlich sehr erschrocken. Ich habe den Vogel nicht mehr sehen können."

Als er wenige Wochen später seine Lieblingsstrecke entlang joggte, habe er erneut einen Schlag auf den Hinterkopf gespürt. "Es war wieder an derselben Stelle im Wald, und wieder sah ich den Vogel vor mir fliegen", sagt Trott.

Daraufhin habe er sich eine besondere Taktik ausgedacht. "Ich habe mir einen Fahrradhelm aufgesetzt und dachte, wenn er Greifvogel mich beim nächsten Mal attackiert, wird er sich erschrecken." Doch das Tier änderte ebenfalls seine Vorgehensweise. Reinhold Trott: "Statt des erwarteten dumpfen Schlages auf den Helm regnete es plötzlich kleine Bomben, und der Waldboden unmittelbar neben mir färbte sich weiß." Als der Jogger nach oben sah, habe der Vogel über ihm gekreist.

Trott ist jedoch nicht der einzige Jogger, der von Vögeln angegriffen wird. Auch in Ammersbek am Wanderweg an der Beekwiese lebt ein angriffslustiger Vogel. Er riss Jennifer Malchau einen Ring aus dem Ohr. Sie muss nun täglich die Wunde beim Arzt kontrollieren lassen.

Marco Müller vom Ordnungsamt Ammersbek ist der Vorfall bekannt: "Wir gehen davon aus, dass der Vogel sich bedroht fühlte während der Brutzeit. Wir haben Warnschilder aufgestellt und die Spaziergänger gebeten, das Gebiet zu meiden. Sperren wollen wir den Wanderweg nicht." Ende Juni wolle das Ordnungsamt die Warnschilder wieder entfernen. "Dann ist die Brutzeit vorbei", sagt Müller.

In der Gemeinde Glinde sind bislang keine weiteren Beschwerden eingegangen. "Uns ist nicht bekannt, dass ein Raubvogel Personen angreift", sagt Detlef Klages vom Ordnungsamt Glinde.

"Ich denke, dass das Tier sein Revier beschützen will. Nicht die Farben meiner Kleidung sondern die schnelle Bewegung sieht der Raubvogel als Bedrohung", sagt Reinhold Trott. Für ihn sei das ein normales Verhalten des Vogels. "Ich erwarte nicht, dass der Wanderweg gesperrt wird. Ich könnte das Gebiet auch einfach meiden."