Serie: Jeden Sonnabend stellen wir einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: Die Pfadfinder vom Stamm Inka in Ahrensburg

Ahrensburg. Sie vollbringen jeden Tag eine gute Tat, sammeln fleißig Abzeichen für ihre Schärpe, können Spuren lesen und kennen sich bestens in der Natur aus: die Pfadfinder. So zumindest werden sie in Film und Fernsehen oftmals dargestellt. Doch wie sieht die Realität aus? Immerhin gehören deutschlandweit rund 30.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder an, zu dem 250 Stämme, also Ortsgruppen, gehören. Der Stamm Inka in Ahrensburg ist einer von ihnen und zählt 20 Pfadfinder zu seinen aktiven Mitgliedern. Stammesführer ist der 24-jährige Benjamin Kaiser.

"Ich kenne das Bild, das viele Leute haben. Doch bei uns läuft es alles etwas anders", sagt er. Die Tradition mit den Abzeichen sei vor allem in den USA und auch in England verbreitet. "Ich persönlich finde das aber nicht gut", sagt Kaiser. Für jedes Abzeichen müsse eine bestimmte Prüfung abgelegt werden. "Wenn die Kinder da durchfallen, ist das frustrierend. Wir wollen aber Spaß haben. Negative Prüfungserfahrungen machen sie schon in der Schule."

Beim Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) gehe es vor allem um die Verbundenheit mit der Natur. Die Gruppenleiter, Ranger oder Rover genannt, sind oft mit den Kindern draußen unterwegs. "Wir versuchen, immer ein abwechslungsreiches Programm anzubieten." Dazu gehöre auch, dass sie lernen, wie man ein Feuer macht oder welche Wildkräuter essbar sind. "Und wir wollen menschliche Werte vermitteln", sagt der Stammesführer. Wer also beispielsweise Süßigkeiten zu den sogenannten Heim-Abenden mitbringt, teilt diese mit allen anderen. "Außerdem gilt bei uns das Motto ,Jugend führt Jugend'. Das bedeutet, dass auch die jüngeren Verantwortung übernehmen."

Der Stamm Inka besteht derzeit aus einer Meute und einer Sippe. Die Kinder bis elf Jahre zählen zu den Wölflingen. Sie bilden eine Gruppe, die Meute genannt wird. Die Mitglieder der zweiten Altersklasse von zwölf bis 16 Jahren werden als Pfadfinder bezeichnet. Sie bilden die sogenannten Sippen. Die werden allerdings nach Geschlechtern getrennt.

"Zur Sippe der Inka, die sich Trivolis nennt, gehören sechs Kinder im Alter von 13 bis 15 Jahren. Unsere Meute, die Feuerfüchse, besteht aus zwölf Kindern. Das Jüngste ist acht und das Älteste elf Jahre alt." Um die einzelnen Gruppen auseinanderhalten zu können, tragen die Mitglieder verschiedenfarbige Halstücher. Die Meute trägt ein gelbes Halstuch, und das Erkennungszeichen der Pfadfinder ist das blau-gelbe Halstuch. "Außerdem tragen wir alle eine blau-graue Tracht", sagt Kaiser. Dabei ist das Tuch der Gruppenleiter identisch mit dem seiner Gruppe. Das dient der Identifikation und soll das Zugehörigkeitsgefühl stärken. "Wir sind hier meist drei Gruppenleiter. Und wir überlegen uns auch das Programm für die Heim-Abende", sagt Kaiser. Beim letzten Treffen vor den Sommerferien stand "Pipi Langstrumpfs Geburtstag" auf dem Programm. Gruppenleiter Lion Steuer, 15, setzte sich dazu nicht nur eine rote Perücke auf, er machte auch bei den Spielen mit, ebenso der 19-jährige Janis Borchers. Die Feuerfüchse mussten an diesem Abend versuchen, Gummitiere aus einer mit Mehl gefüllten Schüssel zu fischen und in einen schwimmenden Apfel zu beißen.

Was den Stamm Inka nach Meinung des Gruppenleiters und Stammesführers Kaiser ausmacht, sind die regelmäßigen Fahrten. "Wir versuchen, sechsmal im Jahr eine Fahrt zu organisieren. Dann schlafen wir draußen im Zelt, gehen wandern und kochen unser Essen selbst. Und abends sitzen wir zusammen am Lagerfeuer und singen." Der 24-Jährige meint, das sollte jedes Kind mindestens einmal gemacht haben. Nicht nur für ihn sind die Fahrten etwas Besonderes. Auch Liv Marit, 8, freut sich immer wieder darauf. "Die Ausflüge sind klasse. Ich habe bei einem sogar schon mal selbst Feuer gemacht. Das war toll."

Außerdem ist die Achtjährige besonders stolz auf ihr gelbes Halstuch: "Die Halstücher bekommen die jungen Pfadfinder nicht gleich mit ihrem Eintritt in den Stamm. Aber ich habe schon Tracht und Tuch." Die Halstücher werden den Pfadfindern feierlich verliehen. "Wenn die Gruppenleiter das Gefühl haben, die Mitglieder haben sich gut integriert und gehören dazu, überreichen sie bei einem der Ausflüge das passende Tuch", erklärt Kaiser.

Und auch Liv Marits Freundinnen sind den Pfadfindern beigetreten. Sie hat Johanna, 9, und Mathilda, 9, überzeugt. "Sie hat uns in der Schule davon erzählt. Danach bin ich hergekommen und habe mir das angesehen. Es hat mir von Anfang an gefallen", erinnert sich Mathilda. So erging es auch Johanna. Sie ist seit einem halben Jahr mit dabei und noch immer begeistert.

Linn Kaja, 12, bringt es für die vier Mädels auf den Punkt. "Im Zelt zu übernachten, die Spiele und die Gemeinschaft, das macht Spaß."