Bank-Geheimnisse: Wir treffen Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Der kürzlich gewählte Kreispräsident Hans-Werner Harmuth. Seine Lieblingsbank steht direkt vor dem Rathaus.

Bargteheide. Mitten im Leben, da fühlt sich Hans-Werner Harmuth so richtig wohl. Folgerichtig steht seine Lieblingsbank zentral in seiner Heimatstadt Bargteheide, direkt vor dem Rathaus. "Wenn ich hier in der Sonne sitze, ist das fast wie Urlaub", sagt der neue Stormarner Kreispräsident. Dabei blickt er auf die quirlige Einkaufsstraße. Junge Mütter schieben ihre Kinderwagen an den Geschäften vorbei, im Café nebenan trinkt ein Ehepaar Espresso und Cappuccino. Drei Teenager flanieren mit Eiswaffeln in den Händen.

Freitags um halb zwei sitzen auch Cornelia und Hans-Werner Harmuth häufig in der Coffee Lounge am Rathaus. "Das ist schon ein kleines Ritual für unseren Start ins Wochenende", sagt der Leiter der Ahrensburger Geschäftsstelle der DAK-Gesundheit. "Wir sind beide in der glücklichen Lage, freitags schon so früh Feierabend machen zu können."

Dass ihre Gespräche über die Wochenendplanung immer wieder von Freunden und Bekannten unterbrochen werden, stört die Harmuths nicht - im Gegenteil. "Es ist doch schön, wenn man viele Menschen kennt", sagt der Christdemokrat. Und etliche kennen nicht nur den Kreispräsidenten, sondern auch dessen Frau. Schließlich ist Cornelia Harmuth CDU-Stadtvertreterin und als Bürgervorsteherin Bargteheides oberste Repräsentantin.

Eigentlich wollten die Hartmuths Stormarn wieder verlassen

Dabei wollten die Harmuths ursprünglich schon gar nicht mehr dort sein. Mehr als ein Vierteljahrhundert ist es her, dass es die kleine Familie aus beruflichen Gründen von Essen in den Norden verschlug. "Eigentlich wollten wir nur drei, vier Jahre bleiben und dann wieder zurück", sagt Hans-Werner Harmuth. Zuvor hatte er bei einem Einsatz im oberbayerischen Rosenheim wenig Spaß gehabt. "Als Zugereiste gehörten wir bei den Einheimischen einfach nicht dazu."

Hinzu kam, dass die Harmuths in Essen einen großen Familien- und Freundeskreis zurücklassen mussten. "Mein Vater hatte sieben Geschwister, da war immer etwas los." Und die Verwandten hielten noch wirklich zusammen. Wenn etwas zu tun war, seien alle da gewesen. "Mit zehn Jahren hab' ich schon mit den anderen auf dem Dach gesessen, um Pfannen zu verlegen", sagt Harmuth. Unvergessen sind auch die Familientreffen, bei denen es im Wohnzimmer richtig eng wurde. "Ostern, Pfingsten und Weihnachten kamen alle bei unserer Großmutter zusammen. Das habe ich immer genossen." Er sei eben "ein Familienmensch".

Zusammengehörigkeitsgefühl ist ihm wichtig. Sonntags kommen die Kinder - Sohn Alexander, 30, und Tochter Sandra, 24 - regelmäßig mit Partnern zum ausgiebigen Frühstück ins Elternhaus. Da beide Kinder sich auch in der Bargteheider CDU-Fraktion engagieren, geht es häufig um Politik. "Aber natürlich nicht immer", beeilt sich Hans-Werner Harmuth zu sagen, "das soll man nicht übertreiben." Seit dem vergangenen Herbst haben sich die Prioritäten ohnehin verschoben: Die sieben Monate alte Enkelin Lynn Marie, das erste Kind von Alexander, lässt die Politik zwischen Berlin und Bargteheide mühelos in den Hintergrund rücken. "Da geht es natürlich darum, was die Kleine Neues gelernt hat."

Neues zu lernen, das ist es auch, was den 54 Jahre alten Kreispräsidenten an seiner Aufgabe am meisten reizt. "Als Abgeordneter habe ich ja schon einiges gesehen, aber jetzt werde ich bestimmt noch mehr von Stormarn erleben und mit noch mehr interessanten Stormarnern sprechen." Das erweitere den Horizont. Die ersten Einladungen sind schon eingetroffen, so von der Kinderstadt Stormini in Ahrensburg.

Harmuth kann sich noch gut an einen der ersten Bargteheider erinnern, die er nach dem Umzug in die Stadt getroffen hat: Rolf-Peter Fröhlich, heute Präsident des Kreisschützenverbands. "Wir hatten gehört, dass die Gaststätte Jägerstube von Wirt Jonny Fahrenkrug der Treffpunkt für die Einheimischen war, deshalb sind wir da auch mal hin." Schnell kam man ins Gespräch, und schon hatte Fröhlich "den Neuen" für den Schützenverein verpflichtet. "Man hat immer zwei Möglichkeiten", sagt Harmuth, "entweder setzt man sich allein in eine stille Ecke, oder man geht auf die Leute zu." Seine Frau und er zählten zur zweiten Kategorie.

Mit Kommunalpolitik hatte das Paar zunächst gar nichts am Hut. Das änderte sich, als Cornelia Harmuth sich als Elternvertreterin an der Emil-Nolde-Schule (ENS) engagierte. "Das war eine spannende Zeit damals", sagt Hans-Werner Harmuth, "die Gesamtschule wurde gegründet und brauchte Räume." Seine Frau kämpfte an der Seite der Leitung der Grundschule für deren Bestand. Mit Erfolg: Die ENS bekam sogar einen Neubau. Dem damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Rainer Wiegard - später Landesfinanzminister und jetzt Landtagsabgeordneter - gefiel der Einsatz von Cornelia Harmuth sehr.

Da war der Weg nicht weit, sie zur Mitarbeit in der Partei zu motivieren. Dass später auch Ehemann Hans-Werner hinzukam, lag an einer Wochenend-Klausurtagung in Walsrode mit Ehepartnern. "Ich fand' die Themen so interessant, dass ich mich dazugesetzt habe, statt am Freizeitprogramm in der Lüneburger Heide teilzunehmen", sagt Hans-Werner Harmuth. "Irgendwann hab ich gesagt: Ich würde das aber so und so machen." Das war der Start seiner ehrenamtlichen Politkarriere.

Der Bargteheider redete nicht nur, sondern machte: als Ortsvorsitzender, als Stadtvertreter, als Kreistagsabgeordneter. In seiner Heimatstadt erlebte er hautnah mit, wie Ideen Wirklichkeit wurden. Das Ganztagszentrum wurde gebaut, das Rathaus erweitert, die Rathausstraße, an der er jetzt so gern sitzt, von einer öden Durchfahrt- zur Einkaufsstraße mit Plätzen zum Verweilen umgestaltet. Eine Erkenntnis aus jener Zeit: "Man kann sich in der Sache streiten, muss aber Kompromisse suchen - und hinterher auch dazu stehen."

Das verbreitete Schwarz-Rot-Denken ist ohnehin nicht seine Sache. So sieht der CDU-Mann auch in der Zusammenarbeit mit Landrat Klaus Plöger, der SPD-Mitglied ist, keine Probleme. "Wichtig ist, dass man offen und ehrlich miteinander umgeht. Das hat nichts mit Parteien zu tun." Die beiden kennen sich ohnehin schon lange, haben bereits im Kreishaus über die künftigen Aufgaben gesprochen.

Die sind ohnehin nur zu schaffen, weil Hans-Werner Harmuth mit der DAK-Gesundheit vereinbart hat, künftig in Teilzeit zu arbeiten. Von seiner Vorgängerin Christa Zeuke, 78, weiß er, dass ein Kreispräsident nicht nur die Sitzungen des Kreistags vorbereitet und leitet, sondern auch viel unterwegs ist. Einen großen Vorteil hat Harmuth dabei gegenüber seiner Parteikollegin, die das Amt zehn Jahre innehatte: Sie wohnt in Reinbek, im äußersten Süden des Kreises, er zentral in Bargteheide. Das macht die Wege und die Autofahrten kürzer.

Bei allen Terminen wollen die Harmuths weiterhin drauf achten, sich Zeit fürs gemeinsame Hobby zu nehmen: das Reisen. Ob Tagesausflüge nach Amrum und zum Nord-Ostsee-Kanal, Schnupper-Kreuzfahrt auf der "Queen Mary 2" von Southampton nach Hamburg oder Badeurlaub mit Familie auf Lanzarote - die Palette ist breit gefächert. "Am liebsten sind wir aber im Herbst zur Apfelernte in Südtirol." In Meran und Dorf Tirol kennen die Menschen die Harmuths. "Dort fühlen wir uns wie zu Hause. Wenn wir ankommen, ist das Entspannung von der ersten Minute an." Egal in welchem Ort, grundsätzlich buchen die Bargteheider nur Übernachtung mit Frühstück. "Man verpasst doch viel, wenn man aus seinem Hotel nicht herauskommt. Überall gibt es so viele Restaurants, in denen man auch die Menschen aus der Region kennenlernen kann."

Seine Mitmenschen, das ist immer wieder zu spüren, sind Hans-Werner Harmuth wichtig. "Ich bin ein Anhänger von persönlichen Gesprächen", sagt er, "kann aber selbstverständlich auch E-Mail."

Eine Facebook-Seite vom Stormarner Kreispräsidenten werde es allerdings "mit Sicherheit" nicht geben. Hans-Werner Harmuth ist lieber mittendrin - im richtigen Leben.