Der ehemalige Schatzmeister Hartwig Löhr überrascht Reinbeker Stadtverordnete. Konstituierende Sitzung wird wiederholt.

Reinbek. Der Reinbeker CDU-Stadtverordnete Hartwig Löhr hat die Mitarbeit in der CDU-Fraktion verweigert. Er behält aber sein Direktmandat, das er als Kandidat der Christdemokraten errungen hatte. Weil Löhrs Entschluss erst kurzfristig bekannt geworden war, muss sich die Stadtverordnetenversammlung in einigen Wochen erneut konstituieren. Dies ist das unerwartete Ergebnis der Sitzung vom Dienstag.

Wegen Löhrs Rückzieher konnten die einzelnen Ausschüsse nicht besetzt werden. Lediglich die Mitglieder des neunköpfigen Hauptausschusses wurden gewählt, um die Stadt überhaupt arbeitsfähig zu halten.

Selbst Bürgermeister Axel Bärendorf hatte von den CDU-internen Querelen erst kurz vor der Sitzung erfahren. "Erst schien es, als hätten sich alle geeinigt", sagt Bärendorf. "Dann hieß es plötzlich, die CDU-Fraktion habe nur noch neun statt eigentlich zehn Mitglieder - damit hätte sie dann auch nur noch drei statt vier Sitze in den Ausschüssen gehabt." Den vakanten Sitz hätte die Wählergemeinschaft Forum 21 bekommen. Ein Antrag der CDU, die Besetzung zu verschieben, wurde mehrheitlich angenommen.

Auslöser des Streits war offenbar die Wahl des Schatzmeisters im CDU-Stadtverband am Montag. Am späten Abend hatte sich Renate Gehricke mit 24 zu sechs Stimmen gegen den bisherigen Schatzmeister Hartwig Löhr durchgesetzt. Der hatte mit dem Ergebnis zwar gerechnet, war aber keineswegs zufrieden. Als Konsequenz verzichtete er am Dienstag darauf, sein Mandat für die CDU-Fraktion einzusetzen. "Es gibt einige Gründe, weshalb ich mich nicht für die CDU-Fraktion verpflichten wollte", sagt Löhr. "Ich bin nicht damit einverstanden, dass man so viele wichtige Ämter mit jungen und unerfahrenen Personen besetzt." Außerdem seien im Wahlkampf viele Fehler passiert, die alle vermieden worden wären, "wenn man auf einen Erfahrenen wie mich gehört hätte", so Löhr. "Viele Stimmen hätten gerettet werden können."

Löhr, der im Juni für 50 Jahre Parteimitgliedschaft geehrt wurde, wirft seiner Partei vor, eine "schmerzhafte Jugendkur" zu betreiben. Patrick Ziebke, zweiter stellvertretender Vorsitzender des Stadtverbands, bedauert zwar den Schritt Löhrs, sagt aber, dass "die personelle Neubesetzung innerhalb des Stadtverbands durchaus das Ziel hat, den Altersschnitt zu senken. Es ist wichtig, dass wir den Generationenwechsel vorantreiben."

In CDU-Kreisen wird darüber spekuliert, ob Löhrs Austritt aus der Fraktion als parteischädigendes Verhalten gewertet werden könnte. Er selbst sagt: "Es kann sein, dass mein Austritt aus der Fraktion noch Konsequenzen nach sich zieht. Meine Reaktion war sicherlich etwas überzogen, aber das Zeichen musste mal gesetzt werden." Offenbar hofft die Fraktion, Löhr noch umstimmen zu können. Peter Huschke, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, sagt: "Das ist politisch und menschlich eine Tragödie. Wir hoffen wirklich sehr, auf einen Konsens zu kommen."

Der parteiunabhängige Stadtverordnete Klaus-Peter Puls kündigte unterdessen schon an, auf keinen Fall mit Hartwig Löhr eine Fraktion zu bilden. Puls: "Das wäre eine Verzerrung der Wahlergebnisse und undemokratisch". Ein neuer Termin für die nächste Sitzung der Stadtverordnetenversammlung steht noch nicht fest.